Styx: Shards of Darkness – Test / Review

    Mit Styx: Shards of Darkness bekommt der kleine Goblin Styx sein nunmehr zweites Abenteuer spendiert. Lest hier in unserem Test, ob der Meuchelmörder ein weiteres Mal begeistern kann.

     

    Ende 2014 durfte Styx bereits sein erstes Abenteuer antreten. Damals noch unter dem Titel Master of Shadows wagte sich der stinkende Goblin seine Emanzipation vom inoffiziellen Vorgänger Of Orcs and Men. Recht überraschend schlug Styx ziemlich gut ein, nicht nur bei uns (lest hier unseren Test). Und so ist naturgemäßg die Freude groß, wenn man mit Spannung die Disc des neuen Spiels in die Konsole legt. Im Gegensatz zu Master of Shadows ist Shards of Darkness nämlich eben auch als Retail im Laden verfügbar.

    Nach Jahren der Abstinenz freut es uns, dass das Stealth-Genre wieder etwas an Schwung zu gewinnen scheint. Nicht nur mit AAA-Titel wie etwa Dishonored 2, sondern auch mit kleinen und unscheinbaren Perlen. Erblickte erst kürzlich Aragami das Licht der Welt, folgt nun also mit Styx: Shards of Darkness der nächste Titel, der seinen Ursprung Abseits des Mainstreams findet. Und um eine Sache vorweg zu nehmen: Ja, auch dieses Mal bereitet uns der fiese Meuchelmörder wieder eine ganze Menge Spaß.

    Schatten – Das A und O des Spiels

     

    Styx macht weiterhin eine super Figur als Anti-Held der Geschichte. Er passt so rein gar nicht in das stereotype Bild eines strahlenden Helden, sondern ist so ziemlich das genaue Gegenteil. Er stinkt, furzt, hat psychopathische Gedankengänge und wendet sich auch mal gerne direkt an den Spieler, um von einem seiner letzten Streiche zu berichten. Ferner geizt Styx in keinster Weise damit, ein gutes Haar an seinen Genre-Kollegen zu lassen. Nein, er gibt ordentlich verbalen Zunder, wenn er sich über ein Dishonored oder Assassin’s Creed aufregt, um nur zwei Beispiele zu nennen. In der deutschen Vertonung kommen all diese Gags und Pointen ziemlich gut rüber, im Englischen O-Ton sind sie aber deutlich bissiger. Falls ihr mit der originalen Sprachausgabe liebäugelt, dann verzichtet auf Untertitel, denn diese sind mitunter gruselig übersetzt und nehmen viel von der Stimmung und dem Humor.

    Die Story ist im Spiel mehr ein Mittel zum Zweck, um den einzelnen Missionen einen roten Faden zu geben. Styx als Goblin hat keinen besonders guten Draht zum Volk der Menschen. Einzig eine adrette Dame wird auf ihn aufmerksam und erkennt sein Talent, unbemerkt und im Schatten für viel Verwirrung sorgen zu können. Und schwups haben die beiden ein Zweckbündnis gegründet. Später tauchen auch noch Elben als weiteres Volk auf, die den gemeinsamen Feind geben. Um nicht zuviel zu verraten, darf natürlich der fast schon obligatorische Twist nicht fehlen. Alles in allem ist die Story nett, aber eben auch nicht mehr. Aus einigen Figuren hätte man deutlich mehr rausholen können, doch dafür hätte wohl Styx auf etwas Showtime verzichten müssen.

    Zeitgleich dient das Spannen der Rahmengeschichte auch als Tutorial, bei dem der Spieler langsam an alle Mechaniken des Gameplays herangeführt wird. Man lernt hinterhältige Angriffe, die Quintessenz von Schatten und Schleichen und in erster Linie auch einen Blick dafür, dass sich Styx alles andere als linear spielt. Natürlich gibt es eine Levelbegrenzung, im Falle von Shards of Darkness sogar eine sehr deutliche, aber auf welchem Wege man die jeweilige Mission abschließt, bleibt allein dem Spieler überlassen.

    Unser Klon lenkt die Wachen ab – und werden wenig später nicht mehr leben.

     

    Womit wir beim Leveldesign wären, dem wohl größten Glanzstück des Spiels. Man sollte es kaum für möglich halten, was für unfassbar viele Möglichkeiten wir in Styx geboten bekommen, um ans Ziel der Mission zu gelangen. Schon vom Start weg lernt man, seine Umgebung sinnvoll nach Objekten und Wegen abzuklappern und strickt sich so im Kopf immer neue und ausgeklügeltere Herangehensweisen, um beispielsweise eine patrouillierende Wache zu töten. Wobei sich in einem solchen Falle die Frage stellt, ob man besagte Wache überhaupt töten sollte. Laufe ich Gefahr, dass der Leichnam entdeckt wird? Vielleicht locke ich sie lieber zur Klippe und stürze sie hinunter? Oder warte ich den Moment ab, in dem sie den Schatten betritt und verstecke dort eine Falle? Dolch oder Gift?

    In unserem Testlauf haben wir wahrscheinlich nur einen Bruchteil aller Lösungsmöglichkeiten entdeckt und es waren trotzdem schon einige perfide Highlights dabei. Da ist auch die Tatsache, dass Styx beim offenen Kampf ganz schlechte Karten hat und meist als Verlierer vom Platz geht, fast schon zu vernachlässigen. Oft ist man dann motiviert, einen noch besseren Plan auszuhecken und noch mehr Elemente miteinander zu verbinden. Besonders gut eignet sich übrigens die Vertikale, da man in Höhen oft unbemerkt größere Distanzen zurücklegen kann. Weiterhin werden Vielspieler und Forscher belohnt. Pro Level gibt es nicht nur etliche Sammelobjekte und Goodies, von denen viele zum Crafting genutzt werden dürfen, sondern auch Medaillen zu verdienen. Mit erworbenen Skillpunkten erweitern wir Schritt für Schritt den Talentbaum von Styx und greifen so über die Spieldauer hinweg auf neue Fähigkeiten zurück. Diese sind auch bitter nötig, nicht nur für die Hauptstory, sondern besonders für die teils sehr tückischen Nebenmissionen. Schafft man diese jedoch, dann winken exzellente Boni am Schluss. Eben erwähntes Crafting darf man im Unterschlupf zwischen den Missionen einsetzen. Während einer jeden Mission sammeln wir unterwegs unterschiedlichste Materialien, wie etwa Erz, Gold oder Giftessenzen.

    Zu guter Letzt gehen wir noch kurz auf Grafik und Sound ein. Wie bereits erwähnt ist die Levelstruktur erste Sahne. Dazu kommt, dass in einem Schleichspiel Dinge wie Licht und Schatten natürlich enorm wichtig sind. Und diese Elemente sind richtig gut umgesetzt, so dass man nie Zweifel am derzeitigen Deckungsstatus von Styx hat. Die Animationen unseres Goblins sind ebenfalls gut gelungen. Hier merkt man allerdings, wie schon bei der oben erwähnten Inszenierung, dass die Entwickler sehr stark den Fokus auf Styx gesetzt haben. Denn die Animationen und Bewegungsabläufe aller anderen Figuren ist deutlich hölzerner. Beim Sound(-track) haben wir ebenfalls nur wenig Grund zur Klage. Musiken passen zum Geschehen auf der Mattscheibe und Töne & Klänge sind gut voneinander differenzierbar. Einzig, ebenfalls bereits oben kurz erwähnt, bei der Sprachausgabe sollte man abwägen, ob man Deutsch oder Englisch bevorzugt.

    Das Leveldesign ist richtig klasse und eröffnet viele Möglichkeiten

     

    Fazit

    Das zweite Abenteuer von Styx ist eine gelungene und sehr runde Sache geworden. Styx: Shards of Darkness merkt man den nächsten Schritt zu seinem Vorgänger an und war der erste Teil noch ein relatives Nischenprodukt, braucht sich der hier vorliegende zweite Teil in keiner Weise vor einem Dishonored zu verstecken. Im Grunde macht das Spiel alles richtig, einzig die teils unausgereifte KI macht hier und da einen Strich durch den Spaß. Besonders gelungen ist die Hauptfigur, für die es scheinbar gar keine Tabus gibt und die auch nicht davor Halt macht, dem Spieler sein eigenes Unvermögen unter die Nase zu reiben. Etliche Nebenmissionen, zig Sammelgegenstände und dutzende von Weg- und Tötungsmöglichkeiten sorgen für langanhaltenden Spielspaß. Habt ihr Freude am Schleichen und Meucheln, dann lasst euch Styx: Shards of Darkness auf keinen Fall durch die Lappen gehen.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur