Star Wars Squadrons – Test

    Mit dem Erscheinen der ersten Trailer von Star Wars Squadrons war klar: Das hier kann was ganz Großes werden. Schafft es also EA, den Zauber auch in ein fertiges Spiel zu transportieren? Die Antwort auf diese Frage ist ein kurzes, aber knackiges Ja! Wie sich Star Wars Squadrons im Detail schlägt, das könnt ihr hier in unserem Test erfahren.

     

    Einleitung

    Star Wars Fans sind mittlerweile ein sehr sensibles Völkchen geworden. Spätestens seit der Übernahme von Disney verstummen die kritischen Stimmen zu den Filmen kaum mehr, wobei die Serie The Mandalorian hier scheinbar die leuchtende Ausnahme bildet. Und was für Filme Disney ist, ist bei den Videospielen Electronic Arts. Also eben jener Publisher, der die letzten Jahre zwar hervorragende Spiele auf den Markt brachte, aber eben auch oft unliebsame Kritik auf sich zog. Man denke nur mal an das Beispiel der Lootboxen, die zwischenzeitlich sogar ein einigen Ländern als Glückspiel deklariert und teils auch verboten wurden.

    Umso skeptischer all jene, die es gut mit dem Star Wars Franchise halten und vor ein paar Monaten die ersten Bilder zu Squadrons sahen. Am Wochenende durften sich dann endlich alle vom fertigen Spiel überzeugen. Und wie sich herausstellt, dürften dieses Mal tatsächlich so ziemlich alle auch überzeugt sein.

    Denn Squadron ist in erster Linie ein exzellenter Fanservice für junge und alte Star Wars Anhänger. Etliche Anlehnungen an Figuren, Orte und Spielmechaniken tragen dazu bei, dass man sich vom Start weg heimisch fühlt. Das bekommen schon sehr früh im Spiel Freunde der damaligen Spiele X-Wing und Rebel Alliance mit und dürfte ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

    Die allererste Mission der Kampagne führt uns zum Charakter-Editor und der zufällig generierte Vorname unseres Piloten ist Ace. Obendrein müssen wir beim ersten Flug ein paar Frachter scannen und eine geheime Ladung ausfindig machen. Der Name Ace, Frachter scannen… es ist fast so, als erlebe man ein Revival der ersten Mission aus dem X-Wing Spiel, das Mitte der 90er erschien. Nur eben alles viel schöner, realistischer wirkend und dank VR auch ein Gefühl, dass man wirklich Teil des Universums ist.

     

    → Unser Special: 10 Dinge, die ihr über Star Wars Squadrons wissen solltet

    Kampagne

    Es macht Sinn, sich in Star Wars Squadrons zunächst mit der Kampagne zu beschäftigen. Klar, der Multiplayer ist das Herzstück des Spiels, aber schließlich möchte man in diesem nicht nur als Banthafutter dienen. Die Kampagne ist der perfekte Ort, um alle Spielmechaniken und deren Kniffe zu lernen. Und sie bietet obendrein auch noch eine exzellente Story aus Sicht der Imperialen und der neuen Republik.

    Zeitlich setzt Star Wars Squadrons nach der Zerstörung des zweiten Todessterns an. Der Imperator mag Geschichte sein (oder auch nicht seit Episode 9), aber die imperialen Streitkräfte sind noch lange nicht besiegt. Innerhalb der folgenden 14 Missionen mit rund 8 Stunden Spielzeit wechselt die Perspektive immer wieder zwischen beiden Fraktionen. Das hält nicht nur die Spannung auf Anschlag, sondern man bekommt einen tollen Einblick in die Sichtweise der Imperialen. Innerhalb der Filme bleibt der Standpunkt der vermeintlich Bösen oft aus, EA nutzte diesen neuen Einblick bereits in der Kampagne von Battlefront 2 damals richtig gut. So auch hier in Squadrons und selbst Herzensanhänger der Rebellen können dadurch die Motive imperialer Streitkräfte nachvollziehen.

    Es beginnt damit, dass das Imperium eine Flotte Raumfrachter inspizieren möchte und als Teil einer TIE-Staffel treffen wir schnell auf flüchtende Rebellen. Dem folgenden Gemetzel platzt unserem Staffelführer der Kragen und er läuft zu den Rebellen über, da er es satt hat, unschuldige Zivilisten in Sternenstaub zu verwandeln.

    Setzt die erste Mission noch nach der Zerstörung von Alderaan an (Episode  4), folgt alles Weitere einem kleinen Zeitsprung nach der Schlacht von Endor. Es soll an dieser Stelle reichen, dass ihr ständig die Perspektive wechselt und euch als Teil einer Allianz oder imperialen Staffel im Cockpit wiederfindet. Spoilern wollen wir hier nicht, spielt sie einfach und ihr werdet großartig unterhaltet.

    Die Missionvielfalt ist durch den gesamten Einzelspieler-Modus hinweg schön abwechslungsreich. Mal startet ihr als X-Wing in einer Aufklärungsmission, dann jagd ihr im A-Wing feindliche Jäger oder unterstützt die Staffel im U-Wing. Gleiches macht ihr auch für die Gegenseite, hier dann im TIE-Jäger, Interceptor oder Bomber. Je nach Auftrag sitzt ihr im passenden Schiff und müsst eure Rolle bestmöglich erfüllen.

    Alle Schiffe spielen sich spürbar unterschiedlich und selbst Profis des Genres bemerken schnell, dass es keinen Sinn macht, sich in einem lahmen Bomber mit flinken Abfangjägern anzulegen. Anders herum braucht ihr auch gar nicht erst anfangen, mit einem kleinen Jäger einen Angriff auf große Flottenschiffe zu starten. In einem Szenario, für das euer Schiff nicht ausgelegt ist, zieht ihr fast unweigerlich den Kürzeren.

    Die Story ist in ihrer Gesamtheit spannend und liebevoll erzählt. Die Dialoge, deren Optionen und die Tiefe sind ansprechend, so dass man mit jeder einzelnen Figur mitempfinden kann. Selbst für Multiplayer-Muffel macht ein Kauf des Spiels deshalb absolut Sinn, weil ihr hier einfach eine Menge geboten bekommt und durchweg gut unterhalten werdet.

     

    Jäger, Support oder Bomber?

    Es macht also einen großen Unterschied, in welchem Cockpit man sitzt. Je nach Schiff(sklasse) ändern sich nicht nur die Aufgaben innerhalb seiner Staffel, sondern auch die Bewaffnungen und Skills. Die A-Wings und TIE-Fighter sind beispielsweise enorm schnell und wendig und damit die perfekten Maschinen, um feindlichen Schiffen das Leben zur Hölle zu machen.

    Mittels Boost kann man brenzligen Situationen fix entfliegen, um dann seinerseits mit einer schnellen Kehrtwende direkt das nächste Ziel anzuvisieren. Langsame und träge Bomber hingegegen ziehen im Dogfight schnell den Kürzeren und sind auf den Schutz der anderen Piloten angewiesen. Dafür allerdings fügen die wuchtigen Torpedos und Bomben feindlichen Flottenschiffen enormen Schaden zu und die Schutzschilde sind in wenigen Anflügen deaktiviert.

    Auch zwischen den Fraktionen gibt es Unterschiede innerhalb der gleichen Schiffsklasse. So ist etwa der imperiale Bomber auf Knopfdruck kurzzeitig immun gegen feindliches Blasterfeuer, was beim Anflug auf ein Großkampfschiff total viel Sinn ergibt. Im Gegenzug ist der Y-Wing mit der berüchtigten Ionenkanone ausgestattet, der Gegner beim Treffer für kurze Zeit komplett deaktiviert.

    Auch beliebt sind die Gegenmaßnahmen, durch die Raketen abgelenkt werden können, sofern sie im richtigen Moment gezündet werden. Hat man keine mehr geladen, helfen nur noch Flugmanöver: Schub auf halbe Kapazität und den Stick in eine Richtung ziehen, voila!

    Für das Überleben in Star Wars Squadrons ist das Energie-Management von absoluter Bedeutung. Auch hier sieht man wieder den starken Einfluss von Alliance und Co: Es gibt die drei Hauptkomponenten Schilde, Schub und Waffen. Jedes dieser könnt ihr per Button priorisieren, was zur Folge hat, dass die anderen beiden vernachlässigt werden. Will man also schnell von A nach B, dann gibt man volle Leistung auf die Triebwerke, während die Laser und Schilde derweilen langsam an Energie verlieren.

    In Konfrontationen muss man dann immer einen guten Mix aus Schild- und Waffenenergie finden. Dauerfeuer führt selbst bei höchster Leistung der Waffensysteme nach ein paar Salven dazu, dass diese überlasten und man ihnen ein paar Sekunden Zeit zur Wiederaufladung geben muss. Die Schilde sacken natürlich mit jedem Treffer ab, immerhin kann man hier mit einem Button eine kurze Reparatur durchführen, quasi ein Skill des Schiffs. Hilfreich ist der Rücksetzknopf, mit dem alle drei Systeme wieder in den Mittelzustand und damit ausgeglichen werden.

     

    Multiplayer

    Wie gesagt, gebt euch die Kampagne und abgesehen vom hohen Unterhaltungswert lernt ihr wichtige Kniffe und Flugfähigkeiten, um im Multiplayer zu brillieren. Dort angekommen dürft ihr euch in Gefechten mit Bots oder mit anderen Spielern messen. Zwei Modi stehen hier parat: Dogfight und Flottenkampf.

    Der Dogfight ist der schnellere und kürzere Modus von beiden. Hier stehen sich beide Fraktionen im 5 vs. 5 gegenüber und das Team, das zuerst 30 Feinde ins virtuelle Nirvana pulverisiert, gewinnt. Der Einstieg hierbei ist wirklich schnell und die Gefechte sind im Nu gestartet. Der Modus gibt es allerdings her, dass man hier primär auf Jäger und seltener auf Bomber trifft. Hier und da trafen wir auf die Unterstützungseinheiten, die andere Spieler im Gefecht wiederaufrüsten können, aber selbst diese waren eher selten. Daher ist die taktische Tiefe hier vernachlässigt und die schnellen Raumgefechte stehen absolut im Vordergrund.

    Anders sieht das bei den Flottenkämpfen aus. Das Ziel hierbei ist es, das gegnerische Großkampfschiff zu vernichten und für diese benötigt man eben auch Bomber mit Raketen, Torpedos und Co.. Auch hier treffen fünf Spieler pro Fraktion aufeinander, wobei diese imposanten Schlachten durch Fregatten und KI-Fighter gefüllt werden.

    Mit jedem Sieg sammelt man die üblichen Erfahrungspunkte, mit denen unser generierte Pilot dann im Rang aufsteigt. Für diese winken dann ausschließlich kosmetische Items als Belohnung. Neue Skins für Schiffe und neue Klamotten für den Piloten sind zweifelsohne nett, im Spiel selbst jedoch irrelevant. Für das eigene Auge zweifelsohne eine schöne Sache bemerkt man im Raumgefecht dann jedoch aufgrund der Schnelligkeit nicht, ob ein X-Wing an seinem Flügel einen besonderen Anstrich hat oder eben nicht. Dennoch bleibt festzuhalten, dass man sich durch Progression keinen spielerischen Vorteil freischalten kann, sondern es letztlich einzig und allein auf die Fähigkeiten des Spielers vor dem Bildschirm ankommt.

    Zwar haben wir erst wenige Tage im Multiplayer verbringen können, aber soweit sind wir mit Allem zufrieden. Wir hatten keine Abstürze oder unvorhergesehene Disconnects. Das Matchmaking versucht, euch mit gleichrangigen Spielern zu paaren, wobei sich das natürlich in den nächsten Wochen und Monaten noch beweisen muss, ob es auch so funktioniert, wie es vorgesehen ist.

    Obendrein unterstützt das Spiel vollständiges Crossplay zwischen PC, Xbox One und Playstation 4, so dass man keine langen Wartezeiten in der Lobby verbringen muss. EA hatte zwischenzeitlich angekündigt, dass man (vorerst?) keine neuen Inhalte für Squadrons vorgesehen hat. Mit Hinblick auf gerade einmal 2 Spielmodi im Multiplayer bleibt die Frage zumindest im Raum stehen, ob das reicht, um die Spielerschaft für viele Monate bei Laune zu halten.

     

    Technik und was sonst noch so fehlt

    Für unseren Test spielten wir Star Wars Squadrons auf der Playstation 4. Das hatte den Vorteil, dass wir in den Genuss des VR-Features kamen, eine PSVR ist hierfür natürlich die Voraussetzung. Wie sich Star Wars Weltraumaction in VR spielt, konnten wir mit der Zusatzmission von Battlefront 2 bereits erahnen. Umso größer war bei uns die Freude, endlich ein vollständiges Spiel in der virtuellen Realität genießen zu können und nicht nur eine Tech-Demo. Kurzum: Verdammt, macht das Spaß! Damit erfüllen sich Kindheitsträume heutiger Väter, endlich ein Mal im X-Wing oder TIE Platz nehmen zu können.

    Spielerisch bietet VR hier keinerlei Vor- oder Nachteile, aber allein für das Feeling macht es einen riesengroßen Unterschied. Es fühlt sich großartig an, im Schiff feindlichem Laserfeuer auszuweichen, eine Rolle zu drehen und sich zwischen all dem Blitzlichtgewitter durchzuschlängeln. Und spätestens dann, wenn ihr einem Sternenzerstörer gegenübersteht und euch ihm immer weiter bedrohlich nähert, dann wisst ihr, wovon wir hier sprechen. Der einzige Wehrmutstropfen bleibt dabei die reduzierte Auflösung der VR-Brille. Das merkt man dann, wenn sich in weiter Ferne eine Staffel feindlicher Jäger nähert und man fürs Erste allerdings nur ein paar wuselige Pixel erkennt.

    Wer noch tiefer ins Feeling einsteigen möchte, der sollte, neben der VR-Brille, noch zum HOTAS Flightstick greifen. Star Wars Squadrons unterstützt diesen komplett und alle Buttons sind sinnvoll in der Standardeinstellung belegt. Mit diesem erhält man dann die volle Packung Star Wars Raumaction geboten, viel besser geht es derzeit einfach nicht.

    Grafisch reden wir hier von einem Spiel, das problemlos in der hohen Riege mithalten kann. Die Texturen sind alle scharf und dank stabiler Framerate kommen die rasanten Gefechte bestens zur Geltung. Selbst die Gesichtsanimationen der Protagonisten sind gelungen. Ein kleines, aber wichtiges Detail, was gerade in der Kampagne dazu führt, dass man mit der Story mitfiebern kann.

    Und zum Sound müssen wir gar nicht viel schreiben. Natürlich dröhnen aus sämtlichen Lautsprechern nicht nur die bekannten Star Wars Musiken und Themen, die uns seit Kindesbeinen an begleiten. Auch alle Soundeffekte fühlen sich so dermaßen vertraut an, als ob man hier einen alten Freund wiedersehen würde. Das starten der Triebwerke einen X-Wings, das markante Kreischen der TIEs und das Abfeuern der Laser – all das kennt man 1:1 genau so.

     

    Fazit

    Wir hatten wirklich große Bedenken, dass die Trailer im Vorfeld zum Release von Star Wars Squadrons reine Blender sind und das fertige Spiel den Ansprüchen nicht gerecht werden würde. Und da müssen wir uns revidieren: Star Wars Squadrons spielt sich genau so großartig, wie das Vorabmaterial erahnen ließ. Sicherlich ist nicht längst nicht zu tief wie ein X-Wing Alliance seiner Zeit, aber Look and Feel passen hier einfach nahezu perfekt zusammen.

    Mit dem Energiemanagement und den Aufgaben für die unterschiedlichen Klassen kommt immerhin so viel taktische Tiefe zusammen, dass sich sowohl altgediente Veteranen, als auch Neueinsteiger bestens zurecht finden. Der VR-Modus ist gelungen und wer einen Joystick hat, sollte diesen dem Gamepad vorziehen.

    Die Kampagne bietet einen hohen Unterhaltungswert und beleuchtet die Seite der Allianz und die des Imperiums gleichermaßen. Außerdem bringt sie dem Spieler alle Mechaniken und Kniffe bei, um im Multiplayer Spaß zu haben. Bei diesem stellt sich auf die längere Sicht die Frage, ob die Inhalte ausreichend sind, um für langanhaltende Motivation zu sorgen.

    Technisch ist alles einwandfrei und abschließend können wir nur festhalten, dass Squadrons genau das Spiel ist, was wir uns erhofft haben. Star Wars Squadrons bietet 100% Star Wars Feeling und ist der Traum jedes Fans, der schon einmal immer erstklassige Weltraumgefechte im X-Wing oder TIE erleben wollte.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur