Marvel Heroes

    Die Helden aus dem DC Universum wurden bereits mit einem MMO gewürdigt, jetzt dürfen auch die Superfreaks aus Marvel ran. Gazillion veröffentlichte vor wenigen Tagen Marvel Heroes, ein free-to-play Abenteuer, das nach reichtlichem Feinschliff und umfangreicher Beta-Phase ein kleines Ausrufezeichen setzen möchte. Warum Marvel Heroes eigentlich sogar ein ganz cooles Spiel geworden ist, könnt ihr jetzt hier in unserem Test lesen.

     

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    Für unseren Test sind wir in die Rolle von Iron Man geschlüpft

    Wenn sich die hochrangige Riege an Superhelden geschlossen die Ehre gibt, dann muss schon etwas Gewaltiges geschehen sein. Und als hätten wir es geahnt hat der Oberschurke Dr. Doom natürlich seine Finger im Spiel. Er hat den sagenumwobenen Cosmic Cube ergaunert und träumt nun von einer Welt, die er ganz nach seinen Idealen formen und beherrschen kann. Die Rechnung hat er allerdings ohne den Wirt gemacht und es liegt natürlich an uns, seine Pläne mit vereinten Kräften zu durchkreuzen.

    Dreh- und Angelpunkt für alle Aufträge ist der Stark Tower unter der Obhut der Organisation S.H.I.E.L.D.. Hier gibt es fortlaufend neue Quests, die sowohl die Hauptgeschichte antreiben, aber auch für Unterhaltung durch leicht bekömmliche Seitenquests sorgen. Quer über das Stockwerk sind dann auch alle möglichen Händler verteilt, die das übliche Repertoire an Items anbieten. Crafter sorgen mit Medipacks und Co. dafür, dass wir unseren Superhelden im Alltag stehen können. Und ganz wichtig ist auch der persönliche Stauraum, der im Zentrum steht und reichlich Nutzfläche bietet.

    Dieser ist deshalb so wichtig, weil man später im laufenden Spiel ständig Items findet, die nur von einem Superhelden nutzbar sind. Ein Spiderman wird nichts mit der frisch gefundenen Rüstung für Captain America anfangen können. Und weil das eigene Inventar früher oder später am Maximum seiner Kapazität angekommen ist, wird der Stauraum zum wichtigen Faktor, der mit zunehmder Spieldauer unabdingbar wird.

    Im Stark Tower beginnt das Abenteuer für jeden Spieler, es gibt nur diesen einen Startpunkt und nicht etwa unterschiedliche Startgebiete. Derzeit steht die folgende Liste an Helden zur Auswahl, wobei Gazillion bereits angekündigt hat, dass sie bald schon erweitert wird:

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    Einige davon sind für jeden Spieler sofort verfügbar, andere müssen erst gekauft werden – natürlich nur gegen Bares in Form der ingame Währung. Als kleines Schmankerl besteht aber auch die Möglichkeit, sich ein paar der Kauf-Helden durch Erledigung diverser Quests freizuspielen. So erhält man beispielsweise Scarlet Witch bereits nach einer guten Stunde Spielzeit als neuen, auswählbaren Charakter, die andernfalls mit einigen Credits zu Buche schlagen würde.

    Anders, als in anderen MMOs sind die Helden vollkommen fix und vordefiniert, es wird nicht wie etwa bei DC Universe ein neuer Superheld langsam nach Gutdünken herangezüchtet. Und genau das macht den Einstieg in Marvel Heroes etwas gewöhnungsbedürftig, denn in den Anfängerzonen rund um den Stark Tower tummeln sich die kostenlosen Helden ohne Ende. Also nicht wundern, wenn ihr im Sekundentakt einer ganzen Horde Hawk Eyes begegnet. Die Premium Helden tauchen merklich seltener auf, gleiches gilt auch für die unbekannteren Helden wie etwa Squirrel Girl. Beim Balancing muss man gleich an dieser Stelle ein Lob aussprechen, denn es ist ohne Probleme möglich, mit den kostenlosen Heroes das Spiel von A bis Z in vollem Umfang zu genießen.

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    Free-to-play bedeutet oft pay-to-win, passt im Falle von Marvel Heroes aber tatsächlich nicht. Es gibt natürlich einen Shop für eine ganze Reihe toller, neuer Dinge, aber man kommt gänzlich ohne einen einzigen Cent ausgegeben zu haben auch gut über die Runden. Eigentlich muss man nur Abstriche dahingehend machen, dass der eigene Held ständig mehrfach durchs Bild flitzt, weil ihn auch andere Spieler oft wählen, aber ansonsten ist das Shopsystem fair gehalten. Wer es eilig hat, der kann sein Taschengeld in Erfahrungs-Booster stecken. Und wie bereits erwähnt lassen sich ein paar Helden auch ausschließlich durch den direkten Kauf freischalten. Optische Anpassungen in Form neuer Klamotten, diverse Pets und sonstige Kleinigkeiten laden zum Stöbern ein, sind aber wie gesagt kein Muss. Es gibt faktisch keine Items, die zahlungswütige Zocker übermächtig werden lassen.

    Den eigenen Helden manövriert man aus der schrägen Draufsicht durch die Spielwelt. Mittels Mausrad darf gezoomt werden, aber rein aus der Übersicht heraus ist die Fernansicht die beste Wahl. Per Klick läuft unser Recke zum Zielpunkt. Am unteren Ende des HUD befinden sich die üblichen Verdächtigen: Lebens- und Energiepunkte (=Mana) und die Shortkeys für unsere Skills. Diese Fähigkeiten setzen sich aus einem Talentbaum zusammen, der für jeden Helden in ähnlicher Weise gehandhabt wird. Es stehen 3 verschiedene Bereiche zur Wahl, in die man erworbene Stufenpunkte setzen kann. Daraus resultieren dann neue Skills oder alte werden mächtiger. Der dritte Talentzweig besteht aus passiven Fähigkeiten wie etwa ein aktivierbares Schild zur Absorption von Schaden oder eine Heilaura.

    Gegner werden per Rechts- und Linksklick dann attackiert. Normalerweise hat man auf diesen beiden Maustasten die Standardangriffe liegen. Mit den zugehörigen Hotkeys werden dann alle anderen Fähigkeiten aktiviert. Grundsätzlich sollte man auch immer die Medikits greifbar halten, gerne geht bei großen Gegnern mal die Puste sonst aus. Zur Regeneration droppen einige Schergen dann leuchtende Kugeln, die entweder Lebensenergie (rot), Energie (blau) oder die Ehrfahrungspunkte (gelb) pushen. Am Ende jeder Mission steht meist ein Endgegner, der naturgemäß besonders viel einstecken kann und ordentlich austeilt. Bereits der zweite Endboss alias Doc Octopus erfordert schon ein bisschen Durchhaltevermögen. Im Siegesfall winken dann nebst dickem Erfahrungsbonus auch ein paar seltene Items mit zusätzlichen Boni auf die Charakterwerte.

    Vom Stark Tower geht es zunächst über die Oberwelt zum Zielpunkt, an dem dann die eigentliche Quest startet. Die Oberwelt ist frei zugänglich, auf ihr tummeln sich alle Spieler und erledigen ihrerseits die Aufgaben. Lustig sind die zufällig auftauchenden Quick-Events, die wie ein Magnet auf alle Spieler in der Nähe wirken. Hier ploppt ein fieser Boss plötzlich auf der Karte inmitten der üblichen Mobs auf und will jedem ans Leder. Wie im Nu wird aus allen Spielern eine riesige Gruppe und jeder feuert auf den Boss ab, was der Charakter so hergibt. Die Events machen Spaß, durch das Gewitter an Effekten verschwindet nur leider der Gegner nur all zu gerne unter Blitzen und Wirbelwinden. Als kleines Beispiel: Hier sind wir auf Venom gestoßen:

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    Es lohnt sich allerdings, möglichst jeden Eventboss mitzunehmen, die Belohnungen am Ende sind beträchtlich.

    Gerade in den Gruppen kommt ein cooles Feature zum Zuge: Per Klick schlüpfen wir on the fly in die Haut eines anderen Helden. Das macht beim Vorgehen in der Gruppe Sinn, wenn z.B. 2x der gleiche Charakter am Start ist und wir statt dessen lieber noch einen mitnehmen sollten, der z.B. eine Heilaura für alle besitzt. Man darf allerdings nur zu einem Helden wechseln, den man auch in seinen Charakterslots besitzt. Und man sollte dabei bedenken, dass die XP für jeden Heroe separat gezählt werden. Es bringt also nichts oder nur wenig, von einem Level 20 Hulk zu einem Level 1 Deadpool zu wechseln, weil letzterer gnadenlos unterlegen wäre.

    Bei der Grafik setzt man auf die Unreal 3 Engine und sie sorgt für wuchtige Effekte. Die Welt ist insgesamt etwas kahl ausgefallen und wirkt oft unnötig unterkühlt. Viele umherstehende Objekte lassen sich zerstören, Autos sind in wenigen Sekunden zu flammenden Wracks mutiert. Mit Kisten und Fässern darf interagiert werden, sie werden fix zum Wurfgeschoss. Ein nettes Gimmik, auf das man allerdings kaum zurückgreift, weil die Durchschlagskraft zu mäßig ist. Spaßig sind die Cutscenes und das über die gesamte Spielzeit hinweg. Ein schick animierter Comic-Stil erinnert an die Vorlagen der Helden auf dem Papier. Beim Sound erleben wir gehobenes Mittelmaß. Alle Sounds und Explosionen klingen durchaus nett und echt, nur bei der Vielfalt hat man gespart. Marvel Heroes ist übrigens in voller deutscher Lokalisation spielbar, was gerade Einsteigern sehr zu Gute kommt.

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    Fazit

    Das Wichtigste vorab: Marvel Heroes macht Spaß! Wer gerne selbst Hand an seine Lieblingshelden anlegen möchte, sollte definitiv reinschnuppern, zumal das Spiel komplett kostenlos ist. Darin liegt unserer Meinung nach ein essentieller Vorteil, denn man ist faktisch nicht auf Käufe angewiesen und der volle Umfang – mit Ausnahme einiger Helden – steht jedem Spieler offen. Der Rollenspiel-Anteil kommt in Marvel Heroes etwas zu kurz, der Fokus liegt ganz eindeutig auf dauerhafter Action. Marvle Heroes ist also ein MMO Hack ’n‘ Slay mit schicken optischen Effekten und gelungenem Soundpaket. Die Missionen sind hingegen oft gleich gestrickt: Laufe nach X, klopp dich durch unendliche viele Mobs und erledige Boss Y. Für die folgenden Monate wurden bereits viele Neuerungen angekündigt und so warten wir gespannt auf noch mehr Helden und das angekündigte PvP-Feature, denn momentan ist Marvel Heroes ein reines PvE Abenteuer. Wer Spaß an Diablo hat, für den könnte Marvel Heroes durchaus interessant sein.

    Also dann, meldet euch an und schaut einfach mal rein, vielleicht sehen wir uns ja dann im Spiel: https://marvelheroes.com/

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur