GYLT Test/Review

    Gylt Review

    Im Januar 2023 wurde der Dienst der Google Stadia eingestellt und damit auch einige Exklusivtitel eingestampft – diesem Schicksal entging jedoch „GYLT“. Das Grusel-Action Adventure zählte 2019 zu den ersten Exklusivtiteln von Googles Cloud-Plattform und ist seit dem 6. Juni 2023 auch für PC und Konsolen erhältlich. Wir haben uns in der Redaktion von Game2Gether „Gylt“ einmal genauer angeschaut, um herauszufinden wie sich das Spiel von Tequila Works rund 4 Jahre nach seinem erstmaligen spielt.

    Story: Wo ist Emily?

    In „Gylt“ schlüpfen Spieler in die Rolle der kleinen Sally. Die ist auf der Suche nach ihrer Cousine Emily, die seit mehreren Wochen spurlos verschwunden ist. Anders als Behörden und Co. hat Sally die Hoffnung nicht aufgegeben. Als sie jedoch auf der Flucht vor anderen Kindern verunglückt, erwacht sie in einer surrealen Parallelwelt. Ihr Heimatort, das fiktive Bergbaustädtchen Bethelwood, ist plötzlich verfallen und verlassen.

    Stattdessen wird es von merkwürdigen fischähnlichen Monstern beheimatet – und scheinbar ist auch Emily hier. An der Seite von Sally erkunden und schleichen sich Spieler durch Bethelwood auf der Suche nach dem kleinen Mädchen. Neben der offensichtlichen Geschichte, erzählt „GYLT“ auch sehr viel mittels environmental Storytelling. Das Spiel thematisiert „Mobbing“ und überall in der Welt lassen sich durch Kritzeleien oder Gegenstände Hinweise darauf finden sowie auch auf Sallys Rolle in Emilys verschwinden.

    Gylt Review enviromental Storytelling
    Immer wieder finden sich Hinweise auf Mobbing in der Spielwelt

    Gameplay: Alan Wake lässt grüßen

    Der treue Begleiter bei der Suche nach Emily ist dabei eine Taschenlampe. Mit ihr lassen sich nicht nur dunkle Gänge erhellen, sondern man kann damit auch Monstern den Kampf ansagen. Die Biester haben nämlich Schwachstellen in Form von Pusteln am Körper, die durch gezieltes Anstrahlen zum Platzen gebracht werden können. Hat man alle Schwachstellen erwischt, stirbt das Monster.  Aber Vorsicht: Der starke Taschenlampenstrahl verbraucht Batterieleistung. Neue „Munition“ für eure Lampe könnt ihr überall in der Welt entdecken.

    Erwischen euch die Monster verliert Sally Lebensenergie, welche mithilfe von Inhalatoren wieder aufgefüllt werden kann. Die Kämpfe sind nicht so Action geladen, wie etwa bei „Alan Wake“, wo ebenfalls die Taschenlampe als Waffe dient. Die Monster in „GYLT“ wirken weniger bedrohlich und Spieler werden mit Batterien und Inhalatoren regelrecht überschüttet. Ein höherer Schwierigkeitsgrad mit weniger Items wäre schön gewesen, damit die Monster gefährlicher wirken und man eher zum Schleichen ermutigt wird.

    Gylt Review Tool Tipps
    Hinter Schränken, Tischen und in Lüftungsschächten kann sich Sally vor den Monstern verstecken

    Denn es steht Spielern weitestgehend frei, ob sie kämpfen möchten oder nicht. Die Gegner lassen sich durch Schleichen und Ablenkungsmanöver nämlich auch umgehen. Es können beispielsweise Dosen eingesammelt werden mit denen Monster abgelenkt werden können. Aufgelockert wird das Spiel durch kleine Rätselpassagen, bei denen etwa Strom- oder Dampfleitungen abgeschaltet werden müssen, damit man weiter vorankommen kann.

    Wie man sich in der Welt bewegt und Items nutzt wird den Spielern anhand von eingeblendeten Tool Tipps beigebracht. Neben der eigentlichen Geschichte lädt das Spiel auch zum Erkunden der Areale ein, denn neben dem bereits erwähnten environmental Storytelling, lassen sich auch Sammelgegenstände wie Tagebücher finden, die Spieler tiefer in die Geschichte von „GYLT“ und in das Thema Mobbing hineinblicken lassen.

    Gylt Review Rätsel
    Immer wieder Begegnen steht Sally vor kleinen Rätseln. Hier muss der Dampf abgeschaltet werden, um weiterzukommen.

    Steuerung

    Gespielt wird „GYLT“ in der Third Person. Dabei setzt das Spiel auf einen Controller. Mit dem linken Stick steuert ihr Emily, und mit dem rechten bewegt ihr die Kamera. Auf Knopfdruck können Spieler Schleichen, per Inhalator heilen und die Taschenlampe zücken oder wegstecken. Die Steuerung ist recht gängig für Action-Adventures dieser Art und geht ohne Schwierigkeiten in Fleisch und Blut über.

    Technik

    Um Bethelwood lebhaft darzustellen, setzt „GYLT“ auf die Power der Unreal Engine 4. Der Look ist für ein Horror Action-Adventure überraschend bunt. Das mindert zwar den Gruseleffekt etwas, fügt sich jedoch ins Gesamtbild ein, da die Geschichte durch die Augen des kleinen Mädchens Sally erzählt wird. Die Zwischensequenzen des Spiels sind nicht vollständig animiert, stattdessen wird die Story hier und da mittels „Fotostrecke“ im Comic Look erzählt. Hier wäre eine Erzählung in Ingame-Grafiksequenzen passender, da die Cutscenes den Spieler aus dem Spielgeschehen reißen. „GYLT“ hat moderate Systemanforderungen. Wer es spielen möchte, sollte laut Angaben der Entwickler mindestens folgendes mitbringen:

    Prozessor: i5-3570k oder AMD Ryzen 5 2500X

    Arbeitsspeicher: 8GB RAM

    Grafikkarte: Nvidia GTX 1060 oder AMD Radeon R9 Fury Series

    Festplattenspeicher: 6 GB

    Gylt Review Zwischensequenzen
    Auf der Suche nach Emily trifft Sally öfter auf diesen mysteriösen Mann.

    Ton

    Musikalisch in Szene gesetzt wird Sallys Abenteuer von Musikkomponist Chris Velasco, der bereits an Titeln wie Resident Evil 7, Mass Effect oder God of War mitgewirkt hat. Die Musik Velascos verleiht der surrealen Welt von Bethelwood Charakter und unterstreicht die Gefahr, die die Monster für Sally bereithalten können. Die Dialoge in den Zwischensequenzen sind voll vertont und in mehreren Sprachen verfügbar.

    Auch während des Spielens kommentiert Sally immer wieder was sie gerade sieht oder erlebt, auch wenn sich hier manche Phrasen, etwa beim Einsammeln von Tagebüchern, oft wiederholen. Findet man davon mehrere in kurzem Abstand kann der immer gleiche Kommentar etwas nervig wirken. Etwas mehr Varianz hätte dem Spiel hier gutgetan. Die Mono- und Dialoge sorgen allerdings auch dafür, dass man mit der kleinen Sally mitfühlt und die Hintergründe für Emilys verschwinden, aufdecken möchte.

    Fazit zu Gylt

    Insgesamt wirkt „GYLT“ wie ein zahnloses Horrorspiel, zumindest im direkten Vergleich mit anderen Genrevertretern. Das Spiel scheint sich an eine jüngere Zielgruppe zu richten, das zeigt sich auch in der Schwierigkeit des Spiels. Die Gegner stellen selten eine große Herausforderung dar und Batterien und Inhalatoren zur Heilung findet man häufig im Überschuss. Auch die Rätselpassagen erfinden das Rad nicht unbedingt neu, sondern scheinen eher zur Auflockerung der Schleichpassagen zu dienen.

    Mit Sally hat das Spiel jedoch eine sympathische Protagonistin, die das Spiel über weite Teile trägt. Trotz alledem macht „GYLT“ viel Spaß. Das kleine Städtchen Bethelwood zu erkunden und seinen Geheimnissen auf den Grund zu gehen ist unterhaltsam und auch wenn die Geschichte recht simpel ist, kann sie durchaus Spieler bei der Stange halten. Wer auf der Suche nach einem seichten Action-Adventure mit süßer Grafik ist, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Wer allerdings auf der Suche nach dem nächsten Horror-Kick ist, sucht hier vergebens. Neugierig? Anbei haben wir den aktuellen Trailer für euch:

    Wir bedanken uns bei den Tequila Works für die Bereitstellung eines kostenlosen Keys. Eine Einflussnahme seitens Entwickler oder Publisher ist nicht erfolgt.

    Bildquelle: Tequila Works

    Dennis Witzmann
    Seit meiner Jugend bin ich begeisterter Spieler. Ob PC oder Konsolen, ich bin überall Zuhause. Doch in den Bereichen MMO und JRPG findet man mich am meisten.