Grey Goo – Test / Review

    Echtzeitstrategie ist tot, hieß es noch vor knapp einem Jahr. Die Ära, in der Titel wie Starcraft, Age of Empires, Command &gg_screen_07 Conquer die Massen begeisterten, liegt weit zurück.

    Längst haben MOBAs wie League of Legends oder Dota 2 den Strategie Thron übernommen und auch dem letzten eSport Überbleibsel, Starcraft 2, den Rang abgelaufen.

    Wer nun aber glaubt, Echtzeitstrategie Spiele hätten in der heutigen Zeit keine Chance mehr, dem haut Grey Goo kräftig schwarzen Schleim um die Ohren!

    Dass Entwickler Petroglyh Games Ahnung von Strategiespielen hat, merkt man spätestens dann, wenn man sich mit ihrer Historie beschäftigt.  Ein Großteil des Teams entwickelte damals unter der Flagge der Westwood Studios den legendären Titel Command & Conquer, der neben Dune II als Urvater des Genres gilt. Dementsprechend hoch war die Erwartung.

    Vier Arme für ein Halleluja (Story)

    Petroglyh Games/Greybox versprachen von Anfang an, ein Strategie Spiel zu programmieren, welches zurück zu den Wurzeln geht. Kein Micromanagement, keine ausgeklügelte Auswahl der hoch gelevelten Helden, keine besonderen Bau-Reihenfolgen, um den Abbau der Ressourcen zu perfektionieren. Stattdessen ein Spiel ganz im Sinne seiner Urväter: Basenbau, Mauern, Verteidigung, Terrainvorteile und massenhaft Einheiten „pumpen.“
    Doch kommen wir erst mal zur Story.

    Wir steigen mit den vierarmigen Betas, einer der 3 spielbaren Rassen, in die erste von 15 Einzelspieler Missionen auf dem Planeten Ecosystem Nine ein. Diese wollen dort Siedeln, was den Menschen natürlich überhaupt nicht gefällt. Als sich dann aber noch die Goo`s (3. Fraktion) mit einschalten, ist das Chaos perfekt.
    Die Story ist sehr interessant geschrieben und lässt sich auch gut runter spielen. Mit tollen und aufwändigen CGI-Cutscenes wird von Mission zu Mission geführt und der Spieler auf das Kommende eingestimmt. Der Schwierigkeitsgrad wird wie üblich in 3 Graden gemessen, Leicht, Normal, Hart. Wobei Stufe Normal schon relativ fordernd ist, da wird auch die Mission schon mal neu gestartet, um auch wirklich jede Nebenmission zu erfüllen. Die Story hebt sich nicht wirklich von anderen Genre-Vertretern ab, bildet aber dennoch durch die vielen Twists und Überraschungen eine packende Sci-Fi Story über Krieg und Verrat.

    Das Gameplay: Auf mutigen Pfaden

    The_Beta_Screenshot_14Wie zu Beginn geschrieben, geht Grey Goo Back to the Roots. Der Basenbau und die Produktion stehen bei all dem im Vordergrund. Wer Micromanagement à la Starcraft/Warcraft liebt, ist hier definitiv fehl am Platz. Auf Micromanagement zu verzichten ist eine mutige Entscheidung der Entwickler.

    Die drei spielbaren Fraktionen Mensch, Beta und Goo unterscheiden sich relativ stark in ihrer Spielweise. Die Goo`s, die eher an Wackelpudding als an gefährliche, alles-tötende Maschinen erinnern, heben sich hier deutlich von allem bisher Dagewesenem ab. Bei den Goo`s gibt es keine Gebäude, es gibt nur den Mutter-Goo, aus dem alles per Zellteilung hergestellt wird. Platziert man diesen über einem Catalyst-Geysir (die einzige Ressource des Spiels) wächst er heran und gibt mit der Zeit immer mehr Baumöglichkeiten frei.

    Baut man nun eine Einheit, ensteht eine Amöbe. Diese öffnet ein Auswahlmenü zum Bau weiterer Einheiten. Solange man nichts baut ist die Amöbe voll beweglich und überwindet jedes Hindernis. Das bringt taktischen Tiefgang.

    goo

    Sie erinnern ein wenig an die Zerg`s aus Starcraft, da man auch mit ihnen überfallartig den Gegner angreifen kann. Ich widme den Goo`s die größte Beschreibung, weil sie bisher wirklich einzigartig im gesamten Genre sind, ganz im Gegenteil zu den beiden anderen Fraktionen der Betas und der Menschen.

    Die Aliens der Beta Fraktion spielen sich relativ stressfrei. Es gibt die üblichen Gebäude, die man überall auf der Map platzieren kann, sofern ein Verteiler an eben diesem Punkt gesetzt wurde. Diesen gibt es in 3 Größen: klein, mittel, groß und er ist für die Beta`s zwingend notwendig.
    Alles, was an diesen Verteiler gebaut wird, wird auch mit Energie versorgt.
    Bauen wir zum Beispiel einen kleinen Verteiler, haben wir durch ihn wiederrum 3 Bauplätze zur Verfügung.
    Diesen nutzen wir nun für den Bau einer Fabrik, an die wir noch eine Artillerieerweiterung koppeln, so erweitern wir unsere Fabrik automatisch um Artillerieeinheiten.humans

    Genau so läuft es auch bei den Menschen.
    Diese müssen ihre Gebäude über eine Stromleitung verbinden und sind somit natürlich erst einmal reglementiert, was die Expansion angeht. Alles baut sich aber sehr flott und durch die Erweiterungen schalten wir schnell mächtige Einheiten frei. Die Erweiterungen müssen immer auch an den jeweiligen Gebäuden sitzen, wie schon bei den Beta`s.

    Die KI ist solide aber nichts Besonderes. Bricht mal ein Gegner durch die Mauern der eigenen Basis und die eigenen Einheiten stehen zu weit verteilt, wird teilweise null auf den Feind reagiert und man kriegt erst mit, dass er in der eigenen Basis ist, wenn er direkt neben dem Hauptgebäude eben das selbige angreift. Natürlich kann man dies umgehen, indem man alles mit Einheiten zupflastert, aber eine generelle Warnstufe sobald der Feind eingedrungen ist hätte dem Spiel wirklich gut getan.

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    Jede der 3 Fraktionen hat natürlich auch ihre eigene Supereinheit, die ganz besonders animiert ist. Die sogenannten Titanen sind natürlich nicht vom Start weg zu bauen und kosten der Fairness halber einen Haufen Geld und Zeit in der Produktion, dennoch können sie, clever eingesetzt, eine ganze Partie drehen.

     

     

    Multiplayer

    Der Multiplayer Modus lässt keine Wünsche offen. Das Matchmaking ist sehr Fair und sucht meistens Gegner in der eigenen Skill Region den passenden Gegner. Es gibt normale Spiele, KI-Spiele oder auch Ranglisten-Spiele. Leider sparte der Entwickler Petroglyph aber an den Multiplayer Maps. Diese sind zwar sehr schön und fair gestaltet, aber leider sind es viel zu wenige. Der additionale Karte-Editor hilft da auch nicht mehr. Bemerkenswert ist der Lan-Modus, -ja richtig gehört- Grey Goo lässt sich im lokalen Netzwerk gegeneinander spielen. Heute wirklich keine Selbstverständlichkeit mehr, ein Feature welches unsere Lanparty Freunde wirklich freuen wird! Das Balancing der Fraktionen ist stets Fair und arbeitet nach dem bekannten Stein, Schere, Papier Prinzip.

    Technik & Sound

    Die Optik von Grey Goo ist fantastisch. In den Wäldern treiben Tiere ihr Unwesen, Nebel wabert über die Oberfläche und Wasser fließt malerisch den Berg hinab. Terrainerhöhungen bilden natürliche, aber überwindbare Grenzen. Brücken und Überreste alter Zivilisationen verschönern das Schlachtfeld und lassen alles ein wenig echter wirken. Doch die Qualität hat ihren Preis: Wer wirklich in hohen Details spielen will braucht einen starken Rechner. Mit reduzierten Details sollte es aber auch auf älteren Maschinen zum Laufen gebracht werden.
    Der Sound nimmt einen sofort mit und lässt uns in Erinnerungen schwelgen. Es klingt alles ziemlich nach Command & Conquer, von den Einheiten bis hin zu der Hintergrund Musik und ist alles auf hohem Niveau. Die deutsche Synchronisation ist sehr stimmig und passend. Alles in allem hinterlässt der Sound einen tollen Eindruck und ist immer stimmig gesetzt.

    Wer will, kann das Game natürlich auch perfektionieren, indem er seine APM (Actions per Minute) steigert. Diese liegen nicht genretypisch, querbeet über die Tastatur verteilt, sondern liegen in Grey Goo nur auf Q bis Z. Darüber öffnet man die Menüs und die Untermenüs. Es ist zwar toll, so einfach durch die Baumenüs zu wechseln, vertippt man sich aber muss man sehr umständlich mit ESC wieder von Neuem beginnen, das nervt!

    Fazit

    Das Spiel erfindet das RTS Rad nicht neu, aber  es setzt mutig auf Altbewährtes und tut das in Perfektion. Als alter Hase fühlt man sich sofort gut aufgehoben, die Story ist gut und bietet mit knapp 15-20 Stunden genug Spielzeit.  Das Spiel ist sehr eingängig und durch ein gutes Tutorial auch schnell zu erlernen. Die Grafik ist super, sofern man die nötige Hardware besitzt. Das Spiel fühlt sich wunderbar fertig an und ist kaum gespickt mit Fehlern. Eine absolute Kaufempfehlung für all jene, die klassische Strategie spiele mögen und die, denen Starcraft 2 zu komplex ist. Totgesagte leben länger.

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    Patrick Schneider
    Als Zocker der ersten Stunde spiele ich alles was mir unter die Finger kommt. Am besten aber bin ich im Shooter Genre aufgehoben, als ehemaliger eSportler / Counterstriker liegt mir das Genre und dessen Community besonders am Herzen. Aber auch der Blick über den Tellerrand bleibt natürlich nicht auf der Strecke, so zocke ich auch gerne mal das ein oder andere Rollenspiel und auch Strategie Spielen oder tollen Indi Titeln bin ich nicht abgeneigt.