FIFA 23 – Test – Das große Finale von EA?

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    Da ist er also, unser alljährlicher Test zum neusten FIFA. Mit FIFA 23 endet allerdings auch eine Ära im Gaming-Bereich. Gibt EA zum großen Finale noch einmal richtig Vollgas? Fragen über Fragen und alle klären wir hier und jetzt in unserem Test zu FIFA 23.

    Für diesen Test spielten wir FIFA 23 auf Playstation 5

     

    Ende einer Ära

    Im Falle der Partnerschaft von Electronic Arts und der FIFA-Reihe kann man wirklich von einer Ära sprechen. Rund 30 Jahre waren die beiden ein unzertrennliches Duo, das jedem Sturm und jeder Konkurrenz widerstand. Die ersten Gehversuche fanden in den frühen 90er-Jahren statt, damals auf der 16 Bit-Generation, also Super Nintendo und Mega Drive. Damals wie heute kickten zwar 22 Profis auf dem Rasen um den Ball, aber seit dem hat sich im Fußballgeschäft so einiges geändert. In erster Linie wurde der Sport zunehmend ein knallhartes Business, bei dem es um immer mehr um das liebe Geld geht. Mittlerweile sind wir im realen Sport bei Summen angekommen, die kein normaler Mensch mehr versteht, denn dreistellige Millionenbeträge für einen Spieler sind längst keine Seltenheit mehr.

    Aber nicht nur im echten Profisport wurden immer mehr Scheine fällig, sondern auch im Bereich des Gamings. Und genau deshalb sind wir jetzt an dem Punkt angelangt, wo wir uns nun mal gerade befinden: EA und FIFA werden in Zukunft getrennte Wege gehen. Schlussendlich konnte man sich bei der Vergabe des Markennamens nicht auf ein passendes Sümmchen einigen.

    Das Ende der Fußballsimulation ist damit allerdings noch längst nicht eingeläutet, nur wird in Zukunft die Reihe unter einem neuen Namen fortgesetzt. Hier plant man mit dem Titel EA Sports FC und wahrscheinlich wird es beim Spielstart auch weiterhin heißen: EA Sports – it’s in the game!

    Test zu Fifa 23 auf der Playstation 5

     

    Dauerthema FUT

    Eine der großen Kontroversen rund um FIFA war und ist seit Jahren das Fifa Ultimate Team, kurz FUT. Alle Formen der Lootboxen, die man aus den letztjährigen Spielen kennt, sind auch in FIFA 23 mit an Bord. Ebenso bekannt sind die zahlreichen Hinweise und Verlockungen, doch mal eben ein paar Euro in neue Lootboxen zu stecken, denn es könnte dieses Mal ja wirklich ein Edelkicker darin enthalten sein. Und wenn nicht beim nächsten Kauf, dann vielleicht beim übernächsten.

    Es ist müßig, zu diskutieren, wie man im Einzelnen dazu steht. Im Grunde müsst ihr kein einzelnes Kartenpaket kaufen, ihr könnt sie ebenso erspielen. Nur dauert das eben mitunter ziemlich lange und benötigt etliche Halbzeiten. Und so bleibt im Grunde alles beim Alten: Wer das dicke Portemonnaie zückt, der ist deutlich schneller mit einem schlagkräftigen Team unterwegs als all jene, die sich neue Spieler freispielen.

    Abseits echter Bezahlpacks könnt ihr in den sogenannten Moments Sterne erspielen. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche Szenarien, die ihr erledigen müsst, um eben jene Sterne zu ergattern. Einige Szenarien sind zeitlich oder gar auf vordefinierte Spieler begrenzt, weshalb die Jagd nach den Sternen auch mal in Verwirrung ausarten kann. Jedenfalls bekommt ihr für das Erfüllen die erwähnten Sterne und dürft diese dann wiederum in Kartenpacks umtauschen.

    Immerhin gibt es aber auch sinnvolle Änderungen. Mit Blick auf die jüngst eingeführte Teamchemie wird nun das gesamte Team berücksichtigt und nicht mehr nur der reine Nebenmann. Das macht das Mannschaftsgefüge insgesamt deutlich stimmiger und es fühlt sich echter am Leben an. Außerdem wird es dadurch simpler, der Überblick zu behalten.

    Powerschuss in Fifa 23

     

    Auf dem Platz zählt es

    Logischerweise gibt es vielmehr kleinere Tunings und einzelne Neumechaniken, als die ganz großen Änderungen. Im Grunde lief bei Vorjahres FIFA 22  schon zum Start ziemlich viel wirklich gut. Frei nach dem Motto „Never change a winning team“ sind es auch in diesem Jahr eher die Feinheiten, die auffallen.

    Da wären unter anderem die Freistöße, die jetzt den modernen Anstrich des liegenden Spielers bekommen. Ob man es mag oder nicht ist dabei völlig irrelevant, jedenfalls hat diese Methode längst in allen Ligen dieser Welt Einzug gefunden. Dabei legt sich ein Spieler des verteidigenden Teams hinter die Mauer. Der Sinn dahinter ist, dass die Spieler der Mauer dann beim Freistoß hochspringen, während eben ein Spieler den Bodenbereich deckt. Was in der Bundesliga für gelegentliche Situationskomik sorgt, hat in diesem Fall einen echten Sinn. In FIFA 22 war es nämlich ein probates Mittel, einen Freistoß flach aufs Tor zu bringen, da die Mauer eigentlich immer in die Höhe sprang. Ergo ging der Ball auch nahezu immer direkt aufs Tor. Für FIFA 23 wurde dieser Mechanismus nun also entschärft. Steuert dafür einfach nur einen freien Spieler hinter die Mauer und er wird sich automatisch auf den Boden legen.

    Bei allem Standard, also Freistößen, Ecken und Strafstößen, bekommt ihr den Effet (also den Spin) eingeblendet. Außerdem fällt das Zielkreuz komplett weg und stattdessen wird eine Linie eingeblendet, die die zu erwartende Flugbahn des Balls anzeigt. Diese ist allerdings kein Garant dafür, dass die Kugel auch genau so ankommt. Andere Faktoren, wie die Schussstärke, bestimmen die Genauigkeit in hohem Maße.

    fifa 23

     

    Querpass auf die Außen

    Neu ist die sogenannte AcceleRATE Sprintmechanik – was für ein Wortspiel… Anyway, dahinter verbirgt sich ein Sprintsystem, das in erster Linie den Antritt betrifft. So gibt es Spieler, die deutlich schneller beim Sprinttempo angekommen sind als andere, während diese ein oder zwei Schritte auf die ersten Meter langsamer sind. Wohl dem, der einen Alphonso Davies oder Philip Kostic in seinem Team wähnt, denn bei solchen Spielertypen fällt die neue Mechanik direkt auf. Achtet auf quirlige Flügelspieler, bei denen AcceleRATE besonders stark zur Geltung kommt.

    Alle Spieler können einen Powerschuss abgeben, der bei exaktem Timing mit hoher Wahrscheinlichkeit den Ball im Netz zappeln lässt. Natürlich liegt die Trefferquote auch am Spieler selbst, ein Weltklassestürmer hat eine höhere Ausbeute als ein mittelmäßiger Abwehrspieler. Zur Ausführung benötigt ihr mehr Platz und besseres Timing als beim normalen Abschluss. Ihr werdet je nach Spielsituation entscheiden müssen, ob euch das nervenaufreibende Manöver die Ausbeute wert ist, aber es ist in jedem Fall ein kleiner Nervenkitzel und von daher gerne gesehen.

    Das Spieltempo insgesamt hat sich nochmals ein wenig reduziert. So bleibt mehr Zeit für überlegte Spielzüge und kluge Taktiken, um die gegnerische Abwehr zu knacken. Kommt ihr zum erfolgreichen Torabschluss, dann feiert euch das gesamte Stadion! Die Fangesänge und Choreografien können sich allesamt hören und sehen lassen. Selbst die kleinen, aber feinen und für Fußballfans wichtigen, Details sind integriert. Das ikonische Signalhorn im Weserstadion, „Die leichte Kavallerie“ im Deutsche Bank Park, die Kirmes-Sirene im Borussia-Park, alle vereinstypischen Sounds sind dabei. Gerade für Vereinsfans sind solche Kleinigkeiten bedeutungsvoll.

    fifa 23

     

    Von Katar und den Frauen

    Im Sommer erlebte der Frauenfußball hierzulande eine wahre Welle der Begeisterung. Obwohl es nicht mit dem Titelgewinn geklappt hat, schlugen sich unsere Damen im Nationaldress hervorragend und wurden gebührend auf dem Römer gefeiert. In FIFA 23 bekommt der Frauenfußball nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was prinzipiell einfach schade ist. Nach Jahren der Stagnation schaffen es nun endlich auch die ersten Ligen ins Spiel, auch wenn es nur zwei sind. Ansonsten könnt ihr euch im Frauenfußball nur an den bereits bekannten Modi austoben, vornehmlich Weltmeisterschaften und Freundschaftsspiele.

    Die umstrittene WM in Katar wird noch nachgereicht, sie ist zum Spielstart noch kein Bestandteil von FIFA 23. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass alle virtuellen Kicker sämtlicher teilnehmender Teams vertreten sein werden. Mal schauen, ob EA die jetzt schon sinnbildlichen Klima-Anlagen der dortigen Stadien mit ins Spiel integriert hat.

    Den Karriere-Modus könnt ihr entweder als Spieler oder als Trainer betreten. Der Werdegang als Coach bietet so gut wie nichts Neues und kratzt weiterhin nur an der Oberfläche. Zwar macht es Spaß, sich mit seinem Verein empor zu kämpfen und evtl. sogar ein Nationalteam übernehmen zu können, in der Summe aber bleibt alles ziemlich steril.

    Besser sieht es innerhalb der Spieler-Karriere aus. Neue Statistiken wie Disziplin oder Teamgeist kamen dazu, was der freien Gestaltung des Alter Egos zugutekommt. Die immer wieder eingespielten Cutscenes sorgen für Auflockerung abseits des Rasens. Leider schüttet uns dieser Modus mitunter ziemlich mit Zahlen und Statistiken zu, sodass man sich durch gleich mehrere Menüs kämpfen muss. Hier sollten innovativere Menüführungen her.

    Viel Bekanntes

    Ansonsten findet ihr die bekannten Modi, bei denen sich mit Sicherheit schon für jeden die Favoriten herauskristallisiert haben. Freie Matches, eigene Turniere, Pro Clubs X Volta usw. usf. Wie gesagt, die Unterschiede zum Vorgänger liegen im Detail. Angepasste Kader natürlich, neue Werte für die Einzelspieler und moderatere Änderungen beim Gameplay.

    Grafisch zeigt sich FIFA 23 von einer ziemlich guten Seite. Die Hypermotion-2 Technik bringt Bewegungsabläufe zwar nicht perfekt, aber einigermaßen realistisch auf die Mattscheibe. Den größten Unterschied werdet ihr merken, wenn ihr zwischen Frauen und Männern wechselt, hier fallen die Finessen der Engine sehr deutlich auf.

    fifa 23 spielszene

     

    Unser Fazit zum Test von FIFA 23

    Es ist kein Paukenschlag, mit dem sich FIFA 23 aus der Ära der Zusammenarbeit verabschiedet. Das haben wir auch gar nicht erwartet und um ehrlich zu sein, gefällt uns das Spiel in seiner Jetzt-Form schon einwandfrei. Keiner der FIFA Titel war zum Launch ein perfektes Spiel, so viel ist klar. Mit der Zeit wurde seitens EA aber lobenswerterweise immer relativ gut nachgebessert, sodass am Ende viele Unebenheiten aufpoliert wurden. Und so wird es auch mit FIFA 23 sein, die meisten Ungereimtheiten, die wir hier erwähnt haben, werden in ein paar Wochen oder Monaten (hoffentlich) keine mehr sein.

    → zur offiziellen Homepage von FIFA 23

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur