Castlevania: Lords Of Shadow 2 – Test / Review

    Castlevania gehört zu einer der ältesten Serien der Videospielgeschichte. Vor knapp 4 Jahren wagte man sich an den ziemlich gut gelungenen Reboot der angestaubten Saga rund um blutrünstige Vampire und finstere Dämonen. Hier in unserem Test könnt ihr erfahren, ob Castlevania: Lords of Shadow 2 an den erfolgreichen ersten Teil qualitativ anknüpfen kann.

    Dieser Test zu Castlevania: Lords of Shadow 2 basiert auf der Spielversion für Playstation 3.

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    Story

    Wer den Vorgänger nicht gespielt hat, der sollte an dieser Stelle unsere Einleitung zur Geschichte in Castlevania: Lords of Shadow 2 überspringen, ansonsten drohen Spoiler. Nachdem Gabriel Belmont im letzten Spiel Oberfinsterling Dracula besiegt hat, führt er den Titel des dunklen Fürsten fortan selbst und genießt mehr oder weniger die Vorzüge ewigen Lebens. Demnach sind die 1000 Jahre Schlaf, die er zu Beginn der Geschichte hinter sich hat, für ihn nur ein kurzer Wimpernschlag. Für die Welt drum herum allerdings nicht und so erwacht der Untote in der Moderne. Bis auf sein Anwesen, das weitläufige Schloss Castlevania, scheint sich alles verändert zu haben. Im Gemäuer trifft er auf einen alten Bekannten, Zobek, der ihn natürlich für seine Sache gewinnen möchte. Er überredet Belmont, sich erneut Satan zu stellen, der mal wieder die Erde als Ziel hat, und ihn endgültig zu besiegen. Keine leichte Aufgabe, aber Zobek winkt mit einer Belohnung, die sich Dracula nach schier unendlich langer Zeit heransehnt: Er kann ihn vom „Fluch“ der Unsterblichkeit erlösen und bietet ihm auf diesem Wege eine Art passive Sterbehilfe an. Klingt etwas unlogisch, aber genau das möchte Belmont nichts sehnlicher, also lässt er sich auf den Deal ein. Soweit die Kurzfassung der Story, die nur einen kurzen Umriss wiedergibt.

    Denn die Geschichte von Castlevania ist mittlerweile recht komplex. Ein Gemisch aus diversen Familientragödien, Zwiespalten, Machtspielchen und dem eigenen persönlichen Versagen. Für Neulinge in die Serie gibt es zwar ausschweifende Zwischensequenzen, die immer wieder auf bereits vergangene Ereignisse eingehen, doch man wird das Gefühl nicht los, dass viele Fragen offen bleiben und die Entwickler selbst fast schon den Überblick verloren haben. Was hingegen gut gelungen ist, ist die Darstellung des Helden. Belmont alias Dracula ist zugleich Held und Antiheld. Eine eigene Identifikation mit der Figur fällt zwar schwer, aber man merkt ihm den inneren Zwist permanent an und fühlt ein Stück mit, wie hin- und hergerissen der Hauptprotagonist ist.

    Beim Storytelling kommt die Geschichte erst zögerlich mit dem laufenden Spiel in Schwung. Anfänglich tun sich einige Fragezeichen auf, die langsam aufgedeckt werden und für einen gelegentlichen Aha-Moment sorgen. Später nimmt die Story dann merklich an Fahrt auf und lässt gerade gegen Ende kaum noch Atempausen zu.

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    Gameplay

    Kernelement des Spiels ist das ausufernde und teils knackige Kampfsystem. Wie schon im Vorgänger merkt man deutliche Orientierungspunkte an einem God Of War und auch einen Hauch von Devil May Cry. Wo Kratos mit den Chaosklingen wirbelt, teilt Dracula in Castlevania: Lord of Shadows mit der serientypischen Peitsche ordentlich aus. Die Dynamik steht dabei immer im Vordergrund, je nach Spielsituation oder Gegnertyp ist der Spieler gefordert, die richtigen Attacken zu Kombos aneinander zu reihen. Gezielte Einzelangriffe oder mächtige Flächenwirbel sorgen dabei für ein fulminantes Effektfeuerwerk. Daneben stehen Sekundärwaffen zur Auswahl, ebenfalls eine Anlehnung an Kratos. Mit dem Schwert können wir den Gegnern Energie mopsen, wogegen sich die Stahlhandschuhe als Mittel der Wahl bei schwer gepanzerten Feinden erweisen. Der Wechsel im Kampf geht fix von der Hand und erfordert keine unnötig komplizierten Buttonkombinationen. Wie es sich für ein waschechtes Action-Adventure gehört, dürfen natürlich auch diverse Upgrades nicht fehlen, die unsere Waffen noch schlagkräftiger machen. Hierzu lassen besiegte Gegner die altbekannten Orbs fallen.

    Das alleine Draufkloppen nützt allerdings längst nicht immer, meist wird eine Kombination aus dosierten Schlägen und geschicktem Ausweichen nötig sein, um den Kampf in Castlevania zu überstehen. Einzig die Kamera kann in der Hitze des Gefechts für Verwirrung sorgen, wenn Gegner versehentlich ausgeblendet werden.

    Richtig Spaß machen die Bosskämpfe, die allesamt opulent inszeniert wurden. Hier merkt man, dass Belmont wirklich den Tiger im Tank hat und ordentlich was los machen kann. Dem gegenüber steht die spielerische Schwachstelle des Spiels, die Schleichpassagen. Diese sind viel zu linear geworden und erfordern wenige Eigeninitiative. Ideen muss man keine entwickeln, ebenso wenig Lösungswege suchen, es gibt quasi nur einen Weg, den Abschnitt zu meistern, schade.

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    Grafik & Sound

    Hui, da haben wir gar nicht schlecht gestaunt über die vielleicht größte Neuerung: Castlevania: Lords of Shadow 2 wurde als open world Titel konzipiert. Das lädt natürlich zu ausschweifenden Exkursionen in die Spielwelt ein. Und es macht richtig Spaß, die schaurig-schöne Burg Castlevania in allen Ecken und Winkeln erkunden zu dürfen. Die Atmosphäre ist bedrückend, streckenweise sogar beklemmend und passt richtig klasse ins Setting des Spiels. Je nach Spielabschnitt spürt man förmlich die Gefahr, die um die nächste Ecke lauert.

    Diese Augenweide macht so lange Spaß, wie man nicht zu nahe an einige Wandtexturen gelangt. Hier offenbaren sich dann doch leichte Schwächen, einige Texturen neigen zur Schwammigkeit und zeigen eine leichte Körnung. Störend in der Version für Playstation 3 ist ein fast permanentes Flimmern von Kanten gewisser Objekte. Trotz allen Lobes zum gewählten open world Stil müssen wir anmerken, dass wir hier und da an Stellen stießen, die aus unerfindlichen Gründen dann doch nicht begangen werden durften. Gelegentlich bekamen wir den Eindruck, dass die Entwickler, wie schon bei der Story, damit einfach überfordert waren bzw. nicht den erforderlichen Weitblick für gewisse Abschnitte hatten.

    Leider spielt der erste Teil des Spiels ausschließlich in Gewölben und Katakomben, erst später folgen deutlich abwechslungsreichere Areale und sie sorgen für mehr Spielspaß.

    Akustisches Highlight des Spiels, in dem es übrigens eine ausschließlich Englische Sprachausgabe gibt, ist eindeutig Patrick Stewart, der dem zwiespältigen Zobek seine Stimme verlieh. Auch alle übrigen Synchronsprecher machen einen guten Job und sorgen für passendes, düsteres Ambiente. Der Soundtrack verdient nahezu volle Punktzahl, hier passt einfach alles. Von akustischen Klängen, über sanfte Klaviersounds bis hin zu opulenten Orchestersamples ist alles vertreten und zeigt von Anfang bis Ende ein absolut stimmiges Gesamtbild.

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    Fazit

    Castlevania: Lords of Shadow 2 ist ein spaßiges Action-Adventure geworden, bei dem es allerdings an manchen Ecken und Kanten hapert. Neueinsteiger haben definitiv mit der verworrenen Story zu kämpfen, die in den Zwischensequenzen nicht die nötige Aufklärung bietet. Das Kampfsystem ist rundum gut gelungen, spielt sich flüssig und macht wie in God of War ordentlich was her. Trotz der – für ein open world Setting – nur mittelmäßigen 20h Spielzeit hat man öfter das Gefühl, dass man Castlevania: Lords of Shadow 2 an einigen Stellen künstlich in die Länge gezogen hat. Etwas mehr Kompaktheit hätte dem Titel gut getan. Glanzpunkte des Spiels sind die monströsen Bosskämpfe und der phantastische Soundtrack, inkl. gut gelungener Englischer Sprachausgabe. Ob die Saga mit dem Ende einen würdigen Abschluss findet, das überlassen wir an dieser Stelle euch selbst, damit wir nicht zu viel verraten.

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur