Akiba’s Trip: Undead & Undressed -Test / Review

    Süße Anime-Mädchen in Unterwäsche – damit wirbt Akiba’s Trip nicht nur mit dem Bild auf dem Spielecover sondern auch mit seinem Namen. Dass dieser auf dem Cover verdächtigt nach Akiba Strip aussieht, ist gewiss kein Zufall. Genau darum geht es nämlich im Spiel, ganz nach dem Motto Undead & Undressed werden hier die Untoten in Akihabara ausgezogen. Und dass dahinter sogar noch eine halbwegs glaubwürdige Story stehen soll, scheint fast zu schön um wahr zu sein.

    Wir haben das Spiel für euch getestet und herausgefunden, ob Akiba’s Trip auf all diese Versprechen auch (nackte) Tatsachen folgen lässt.

    Akibas Trip 2

    Hüllenlos in Akihabara

    Naja, zugegeben, ganz so freizügig beginnt das Spiel nicht, denn bevor wir in Akiba unser Unwesen treiben, sind die meisten Bewohner noch mehr oder weniger brav angezogen unterwegs.

    Doch was ist denn überhaupt dieses Akihabara? Kurz gesagt: Es ist DIE Elektronik- und Anime-/Mangameile Tokios – ja ganz recht, Akihabara ist ein echtes Stadtviertel, welches in Akiba’s Trip liebevoll nachgebildet wurde.

    Lebendig wird es durch eine Vielzahl an betretbaren Maid Cafés, in denen als Anime-Charaktere verkleidete Kellnerinnen das Essen servieren, diverse Geschäfte und natürlich die herumlaufenden Menschen.

    Ganz im Gegensatz zu den Läden, welche durch ihr großes Angebot an Kleidung, Waffen und Japan-typischem Essen und Merchandise unser Interesse wecken, wirken die Einwohner nach einiger Zeit jedoch etwas fad. Die Anzahl der Character-Models ist äußerst beschränkt und so sieht man des Öfteren drei vollkommen identische Gothic-Lolita-Klone in ihrer ganzen aufreizenden Pracht nebeneinander durch die Straßen schlendern. Doch keine Angst, fühlt man sich von den Kopien nach einiger Zeit gestört, kann man sich einfach durch das Gedränge rempeln und sich an dem entstehenden Stöhnkonzert erfreuen, denn angerempelte Einkäufer geben besonders zweideutige Geräusche von sich…

    Unsere Meinung zur Spielwelt ist leider eher zwiegespalten; zum einen gibt es unglaublich viel zu entdecken, wie geheime Gassen mit benutzbaren Spielautomaten und viele weitere Überraschungen. Zum anderen hingegen ist die Kameraführung wirklich miserabel und verdirbt einem auf Dauer den Spaß am Erkunden der ansonsten so netten und detailreichen Stadt. Dazu kommt, dass die eigentlich offene Welt in sehr kleine Abschnitte geteilt ist und man zeitweise nur von Ladebildschirm zu Ladebildschirm rennt.

    Ein besonderes Highlight stellt allerdings Akihabaras Social-Media-Welt dar. Auf Pitter kann man die lustigsten Unterhaltungen der Anwohner über Essen, welches man selbst kaufen und Events, die wirklich im Spiel stattfinden, verfolgen. Auch einen Mail-Service gibt es, wo man nicht nur Nachrichten von Freunden bekommt, sondern wie im wahren Leben auch Spam und einiges an kuriosen Nachrichten, die auch uns den ein oder anderen Lacher entlockt haben.

    Ein ganz normaler Tag in Akihabara.
    Ein ganz normaler Tag in Akihabara.

    Vampire in der Großstadt!

    Vampire stoßen ja derzeit eher auf genervtes Stöhnen als Freudensprünge, denn von den ab und an glitzernden Blutsaugern haben viele momentan einfach genug. Doch ganz so klischeehaft kommen die Gegner in Akiba’s Trip glücklicherweise nicht daher.

    Gleich zu Beginn macht unser Protagonist, der sympathische Nerd Nanashi, Bekanntschaft mit den Synthisters(so heißen die Vampire im Spiel), als er eigentlich auf dem Weg zu einem nicht ganz seriösen Job Interview ist. Offensichtlich hat er das Kleingedruckte auf der Bewerbung nicht gelesen und landet prompt gefesselt auf einem Tisch. Dort wird ihm verkündet, dass er nun einer der Synthisters ist, welche den Menschen in Akiba ihre Lebensenergie aussaugen sollen.

    Zu seinem Glück wird er von einem hübschen Mädchen durch einen Kuss gerettet, wodurch er nicht Opfer seiner Blutlust wird, jedoch immer noch wie die Synthister vom Sonnenlicht verbrannt werden kann. Aber keine Angst: Solange er mindestens ein Kleidungstück trägt(abgesehen von seiner Unterwäsche, die darf im Spiel grundsätzlich anbehalten werden) ist er in Sicherheit. Ob das Sinn macht ist zwar fragwürdig, vor allem da seine Retterin, die ebenfalls unter der tödlichen Sonnenallergie leidet, sich zwar ständig über zu viel Licht beklagt, es jedoch nicht in Erwägung zieht etwas mehr als ihr winziges Minikleid zu tragen…

    Akibas Trip 4
    Nanashi und…
    Akibas Trip 5
    … seine leicht bekleidete geheimnisvolle Retterin.

    Jedenfalls schließt auch sie sich den Freedom-Fightern an, welchen Nanashi bereits angehört, um mit Hilfe seiner Freunde dem Geheimnis der Synthister auf den Grund zu gehen und Akihabara zu retten.

    Die Story wird im Stil einer Visual Novel erzählt, das bedeutet es gibt viel, SEHR viel Text in Form von Dialogen zu lesen. Da dürfen natürlich auch Auswahloptionen nicht fehlen, um Nanashi entsprechend antworten zu lassen und auf die verschiedenen Enden des Spiels hinzusteuern. Dabei wirken die Gespräche wunderbar lebendig und die Reaktionen der Gesprächspartner passen sich dynamisch an das von Nanashi Gesagte an und lassen die Charaktere und Beziehungen real erscheinen.

    Insgesamt ist die Geschichte von Akiba’s Trip verrückt, lustig und extrem unterhaltsam – für jeden der sich nicht von den extremen Textmengen abschrecken lässt.

    3,2,1, … STRIP!

    Kämpfe gibt es selbstverständlich auch, denn die Synthister müssen vertrieben werden. Und um nochmal auf ihre einzige Schwäche zurückzukommen – das Sonnenlicht – gibt es natürlich nur einen Weg sie zu besiegen… natürlich sie auszuziehen!

    Hier ist Nanashi noch in einen Kampf verwickelt...
    Hier ist Nanashi noch in einen Kampf verwickelt…
    ... während er hier triumphierend über den nackten Körpern seiner Feinde steht.
    …während er hier triumphierend über den nackten Körpern seiner Feinde steht.

    Dazu verfügen die meisten Gegner über drei Kleidungsstücke, jeweils am Kopf, Oberkörper und ihren Beinen, die es zu entfernen gilt. Das Kampfsystem hierzu ist eher simpel: Man kann jeden dieser drei Bereiche durch Drücken eines Knopfes angreifen, zudem gibt es Combos, starke Attacken und auch eine Abwehrhaltung. Wurde das entsprechende Kleidungsstück genügend geschwächt, kann man es dem Gegenüber entreißen. Während Synthister, wenn sie auf diese Art entblößt wurden, zu Staub und Asche zerfallen, rennen normale Passanten beschämt weg. Als Belohnung erhält man Geld und manchmal die ausgezogenen Kleidungsstücke.

    Nanashi’s HP werden gleichermaßen durch dieselben drei Bereiche ersetzt und auch er kann von seinen Feinden ausgezogen werden, was das Game Over bedeutet. Seine Kleidung und Waffe sind frei wählbar und können durch ein einfaches Crafting-System verbessert werden.

    Man kann verschiedene Kleidung ausrüsten.
    Man kann verschiedene Kleidung ausrüsten.
    Akibas Trip 8
    So sieht Crafting im Spiel aus.

    Dabei waren die Entwickler bei der verfügbaren Ausrüstung sehr kreativ: Man kann eine Vielzahl lustiger Outfits zusammenstellen und bei Bedarf seine Gegner mit Monitoren oder in Porenta-Manier mit einem riesigen Lauch verprügeln.

    Leider gibt es auch über das Kampfsystem nicht nur Positives zu berichten, denn die Strip-Animationen sind stets dieselben und während es zu Beginn noch witzig und unterhaltsam ist, Nanashi zu beobachten wir er junge Frauen Kopfüber an den Beinen packt und sie ihrer Röcke entledigt, werden diese schnell alt. Dasselbe lässt sich auch über die Kämpfe an sich sagen. Die ziehen sich oft so lange, dass nicht einmal ein an genau den richtigen Stellen überproportioniertes Anime-Mädchen in Reizwäsche einen dazu motivieren kann sie zu Ende zu führen.

    Um gar nicht erst mit der Kameraführung während der Auseinandersetzungen zu beginnen, die einen mitunter schon mal zur Verzweiflung bringt.

    Minimap? Welche Minimap…

    Meine persönlich größte Frustration während des gesamten Spiels war die fehlende Minimap. Ich hatte bisher den Eindruck, ein Open-World-Game kommt von Haus aus mit einer praktischen Minimap, oder zumindest irgend einer Art von nutzbarer Karte, die einem zeigt wo in der großen weiten Welt man sich denn nun befindet. Offensichtlich war dies ein bitterer Irrtum, denn Akiba’s Trip zeigt, dass es auch anders geht und das ist nun ganz sicher nicht positiv gemeint.

    Um den Spielumfang zu vergrößern stützt sich das Spiel auf Nebenmissionen, die glücklicherweise wirklich gelungen sind und sich zu spielen lohnen. Hier trifft man auf sympathische und interessante Charaktere und erfüllt verschiedenste Aufgaben, manchmal in Form von diversen Minigames. Das heißt, wenn man die Auftragsgeber denn nun findet. Zwar gibt es eine Schnellreise-Funktion, die einen zu den einzelnen kleinen Abschnitten der Welt bringt, jedoch wird weder angezeigt wo im Stadtteil sich die relevante Person befindet, noch wo man selbst ist. Da ist Suchen angesagt, was Zeit- und Nervenraubend ist und wirklich keinen Spaß macht. Wären die Missionen nicht so irrwitzig und würde man sich nicht jedes Mal fragen, was denn dieses Mal die Aufgabe ist, dann hätte ich wohl komplett auf die Nebenmissionen im Spiel verzichtet.

    Leider haben manche Viertel Akibas dazu noch einen so geringen Wiedererkennungswert, dass man teilweise völlig verloren im Kreis herum irrt.

    Etwas Technisches zum Schluss

    Das Gameplay in Akiba’s Trip ist alles andere als poliert und perfekt, bei vielen Gegnern kommt das Spiel hier und da mal zum Stocken, dies ist jedoch nicht weiter störend.

    Es ist besonders wichtig anzumerken, dass das Spiel sowohl in Sprache als auch in Schrift lediglich auf Japanisch und Englisch erschienen ist. Dafür ist die englische Lokalisierung ein Traum, nicht nur was die Übersetzung der Texte betrifft, sondern auch was die Synchronsprecher angeht.

    Dasselbe gilt für die Musikauswahl. Hier dürfen sich J-Pop Fans freuen – von Bubblegum-Musik über Idol-Balladen bis hin zu düsteren japanischen Soundtracks ist hier alles enthalten. Zumindest in dieser Hinsicht hat das Spiel eine überdurchschnittliche Punktzahl definitiv verdient.

    So sehen die Dialogoptionen aus.
    So sehen die Dialogoptionen aus.

    Fazit

    Akiba’s Trip: Undead & Undressed ist ein Spiel für eine ganz bestimmte Zielgruppe – alle die Visual Novels mögen, auf kuriose japanische Dinge stehen und mit dem Humor des Spiels etwas anfangen können, werden das Spiel als puren Fanservice empfinden. Denn genau diese Leute werden auch über die Schwächen des Titels hinweg sehen können.

    Und davon gibt es leider viele: die miserable Kameraführung, die langwierigen Kämpfe und die Patzer im Gameplay, um nur einmal die Größten zu nennen, führen leider in vielen Bereichen des Spiels zu Frustration.

    Lenkt man hingegen seinen Blick auf die unglaublich liebevoll gestalteten Dialoge, die Charakterentwicklung und die wunderbar ausgearbeiteten verschiedenen Enden, sieht man zugleich die wahren Stärken, die Akiba’s Trip zu bieten hat.

    Insgesamt hatte ich persönlich sehr viel Spaß mit dem Spiel, muss jedoch zugeben, dass ich ein großer Fan von Visual Novels bin und die Thematik sowie die kleinen Eigenheiten und Details von Akiba’s Trip außerordentlich gerne mag. Aus diesem Grund kann ich es auch nur Leuten empfehlen, die extrem lesewillig sind und auf Action Großteils verzichten können.

    Kathrin
    Hallo, ich heiße Kathrin und bin bereits seit einigen Jahren bei Game2Gether dabei. Ins Team brachte mich sowohl mein Interesse am Schreiben, als auch die Begeisterung fürs Gaming. Ich bin offen für alle möglichen Spielegenres, besonders gerne spiele ich aber (Fantasy)RPGs, Puzzle-Games, Survivalspiele und Sidescroller.