Airheart: Tales of Broken Wings – Test

    Vor wenigen Tagen erschien Airheart: Tales of Broken Wings für PC und Playstation 4. Wir wollten wissen, wie sich dieses unscheinbare Game spielt und unsere Eindrücke erfahrt ihr hier im Test!

     

    Bereits 2016 auf der Gamescom durften wir den Entwicklern der Blindflug Studios über die Schulter schauen und einen ersten Blick auf Airheart: Tales of Broken Wings werfen (hier unser damaliger Bericht). Was damals beim Zuschauen schon unterhaltsam aussah, entpuppte sich als spaßiger Zeitvertreib, als wir selbst zum Gamepad greifen durften. Nun sind also knapp zwei Jahre ins Land gestrichen und Airheart: Tales of Broken Wings steht seit wenigen Tagen für PC und Playstation 4 in den Startlöchern. Gleichwohl können Spieler auf Xbox One und Nintendo Switch aufatmen: Airheart wird demnächst auf für die anderen beiden Konsolen erscheinen. Der Release erfolgt rein digital – leider.

    Das Veröffentlichungsdatum, der 24. Juli,  ist übrigens kein Zufall. Es ist zeitgleich auch der Geburtstag von Amelia Earhart, der Pionierin der weiblichen Luftfahrt, die bei ihrem letzten Flug leider ums Leben kam. Gänzlich aufgeklärt wurde dieser Zwischenfall allerdings nie, aber wir weichen vom Thema ab…

    Daheim in der Werkstatt basteln wir immer weiter an der Leistungsfähigkeit unseres Flugzeugs

     

    Willkommen in Granaria

    Im Spiel angekommen spielen wir die junge Piloten Amelia (die man bereits aus dem geistigen Vorgänger Cloud Chasers kennt), die in der Wolkenstadt Granaria weit oben im Himmel lebt. Ihr Vater hatte sie dort hin geschickt, seit dem aber riss jeglicher Kontakt zu ihm ab. Und so muss sie sich völlig auf sich gestellt durch das Leben als Pilotin schlagen. Und als wäre das noch nicht genug, machen ihr aggressive Piraten auch noch das Leben schwer. Die Rahmengeschichte ist in sich stimmig und wird per Cutscenes mit Standbildern stetig fortgesetzt.

    Möchte man Airheart in ein Genre packen, dann müssten wir wohl das Wort Rogue-Like-Twin-Stick erfinden. Aber den Kern des Ganzen trifft es damit ganz gut. Bevor es jedoch so richtig mit dem Abenteuer losgeht, führt man uns durch ein kleines Tutorial. In diesem lernt man die grundlegenden Flugmechaniken, nimmt erste Gegner ins Visier und sammelt fliegende Fische. Letztere sind wichtig, da sie uns Öl zurück auf dem Flughafen bringen und uns somit Credits in die Tasche spülen.

    Wie das bei einem Rogue-Like nun mal so üblich ist, startet man mit einer spärlichen Kiste. Unser Flugzeug hält kaum was aus und die Waffen haben kaum Wumms. Mit dieser Grundausstattung schafft man jedoch ganz gut die ersten beiden Ebenen der großen Spielwelt. Zu diesen Ebenen sei erklärt, dass man vom Flughafen in Ebene 1 startet. Hat man dort alles abgefarmt, geht es mittels Warp in die nächste Ebene höher hinaus usw. Spätestens auf Ebene 3 wird es dann zum ersten Mal knackig, wenn wir nicht nur gediegen Fische und Goodies einsammeln, sondern auch die ersten Piraten ihre Jagd auf uns starten. Man lernt schnell, dass flinke Finger und eine gute Übersicht das A und O in Airheart sind, sonst landet man schnell im virtuellen Nirvana.

    Bevor man jedoch zerstört wird, kann man jederzeit per Tastendruck zurück zum Flughafen, um dort seine Beute in Sicherheit zu bringen. Hierfür muss man im Sturzflug unbeschadet alle Ebenen wieder nach unten, bis man schließlich die Landebahn vor Augen hat. Schafft man das, dann kann man mit der heimgebrachten Beute sein Flugzeug entsprechend upgraden. Aber selbst wenn man zerstört wird, erlaubt das Spiel noch immer den kontrollierten Absturz und beim Gelingen geht so wenigstens nicht alles komplett flöten.

    Spätestens zum ersten Bosskampf auf Ebene 5 sollte man dann schon etwas besser ausgerüstet auftauchen. Gepanzerten Gegnern muss man beispielsweise zuerst mit einer Harpune schützende Blechteile ausreißen, bevor sie Schaden nehmen. Damit das gelingt, sollte man stets ein ausgewogenes Maß an Waffenpower und eigener Rüstung mit in den Kampf bringen.  Gerade die ersten Gehversuche in Airheart erweisen sich als ziemlich knifflig, da der Schweregrad zünftig ansteigt. Man muss immer abwägen, ob man den Kampf noch ein paar Gegner lang riskiert oder doch lieber die Beute daheim sichert. Geht man zu schnell hops, ist der Spielfortschritt hin. Geht man zu früh wieder zurück zur Basis, hat man kaum Beute gemacht, was das Upgraden in die Länge zieht. Eine permanente Gradwanderung also.

    In späteren Ebene jagen uns Piraten und schwer gepanzerte Bosse

     

    Crafting

    Für die stetige Aufwertung des Flugzeuges muss man als grinden, mitunter sogar langsam und mühsam. Dennoch gibt unser Hanger ein reiches Sortiment an neuen Waffen, Flügeln oder sonstigen Bauteilen her, das sich auf über 40 Teile beläuft. Klar, dass die ersten Aufwertungen schnell erspielt sind, während die wirklich guten Teile auch entsprechend ins Geld gehen. Die Alternative zum direkten Kauf ist das hauseigene Crafting. Während der Ausflüge in den einzelnen Ebenen sammelt man nicht nur Fische zur Ölverwertung, sondern auch andere Items, z.B. Schrottteile. Mit einer vordefinierten Menge dieser Teile kann andere Teile herstellen, bis man schließlich bei den wertvollen Endprodukten angekommen ist. Für jedes Teil wird die passende Bauanleitung benötigt, die man ebenfalls zuerst einmal erfinden muss. Hierfür müssen 5 Einzelteile korrekt im Baumenü platziert werden, um am Ende die Anleitung herzustellen. Erleichtert wird dieses Procedere dadurch, dass man angezeigt bekommt, ob eine Ressource korrekt positioniert wurde oder nicht.

    Man kann Airheart sicherlich einfach nur als Spiel genießen. Man kann jedoch auch dem Spiel die Nachricht reininterpretieren, dass man dem Spieler ein paar sensible Themen mit auf den Weg geben würde. Etwa die Folgen einer Überfischung oder den rücksichtslosen Kampf um Ressourcen. Ob und wie das gelingt, überlassen wir an dieser Stelle einfach euch, denn es liegt sicherlich auch an der eigenen Einstellung, ob man diesen Themen überhaupt Beachtung schenkt oder sie gar nicht erst bemerkt.

    Nach Hause kommt man immer per Sturzflug

     

    Fazit

    Airheaart: Tales of Broken Wings ist ein in sich sehr stimmiges Spiel. Hat man Steuerung und Spielprinzip begriffen, dann gehört es zu einem typischen Vertreter der Sorte „Och, eine Runde könnte ich ja noch…“. Zu Beginn steht allerdings eher der Frust im Vordergrund, denn das Spiel ist recht unverzeihlich und bestraft Fehler sofort und gnadenlos. Das jedoch ist zeitgleich auch Ansporn dafür, es beim nächsten Anlauf einfach besser machen zu wollen. Für ein Spiel, das völlig zu unrecht unter dem Radar vieler Zocker schwebt, bietet Airheart viel Spaß und eine große Portion Langzeitmotivation. Von unserer Seite gibt es den Daumen nach oben und eine klare Kaufempfehlung!

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur