Valco VMK20 ausgiebig getestet

Wer sich in der HiFi Landschaft nach neuen Kopfhörern für den Alltag umschaut, wird direkt über die gängigen Größen wie Bose, Teufel und Marshall stolpern. Wir verraten euch in diesem Test wie sich die Valco VMK20 im Alltag geschlagen haben und warum man diesen Hersteller in Zukunft zusammen mit den großen Namen nennen sollte.

 


Eigenwillig sind bei Valco nicht nur die Produkte, sondern auch die Trailer.

Vorwort

Das VMK20 ist bereits die zweite Kampfansage von Valco. Dabei setzten die Finnen bisher auf ein simples Konzept. Gute Hardware, gute Verarbeitung und eine Abstimmung von Meisterhand, sollen ein Produkt erschaffen, dass mit seinem Preis von 169€ in Punkto Klangqualität mit der meist doppelt so teueren Konkurrenz mithalten soll. Die Firma geht dabei regelrecht in der Rolle des Underdogs auf.

Geben sich andere Firmen krampfhaft seriös um die Gunst des Kunden zu gewinnen, so setzt Valco auf mitunter sehr schwarzen Humor. Das spiegelt sich alleine in dem Handbuch wieder, das vor flappsiegen Formulierungen wie „Wenn sie kein armer Schlucker sind und mehrere Endgeräte haben, dann erklären wir Ihnen jetzt wie sie diese verbinden können.“ nur so strotzt. Ein persönliches Highlight in dem eh schon skurilem Handbuch ist die Übersetzung ins Klingonische.

Federführend beim Feintuning des Klanges war das Mastering-Studio Kesthouse, deren Kundenliste sich ließt wie das finnische Who-is-Who der Musikscene. Von Underground Bands, über Pop- und Rockmusikern bishin zum finnischen Staatsorcester ist hier alles vertreten was Rang und Namen hat.

Technische Daten

Kommen wir nun zum Eingemachten und einer kurzen Übersicht über die Features und die Hardware des Valco VMK20.

  • Bluetooth: 5.0 APTX HD, SBC und AAC
  • Chipsatz: Qualcomm QCC3034 mit eigenem DSP-Setup
  • ANC: Analog Devices Inc. (ADI) Aktive Rauschunterdrückung mit 4 Mikrofonen
  • Verstärker: Klasse AB
  • Stereoelemente: 40 mm
  • Gewicht: 250 g / 8,8 oz
  • Batterie: 1.050 mAh
  • Ladezeit: 2-3h, USB-C-Anschluss
  • Akkulaufzeit: bis zu 45 Stunden konstantes Hören mit ANC, 40 Stunden bei Telefongesprächen
  • Unterstützung von Siri und Google Home
  • Telefonieren im Freisprechbetrieb, mit CVC6-Rauschunterdrückung (ja, es hat ein Mikrofon für Telefongespräche)
  • Das Paket enthält alle erforderlichen Kabel und Dongles (3,5 mm, Flugzeugadapter und USB-C-Ladekabel)

 

 

Ersteindruck des Valco VMK20

Sowohl die Verarbeitung der Kopfhörer als auch der Case in der sie geliefert werden, können sich sehen lassen. Für die Elemente aus Kunststoff wurde hochwertiges Material verwendet. Nichts knirscht oder knarzt im Umgang mit den Kopfhörern, oder „fühlt sich billig“ an, wie man es bei dem Preis eventuell erwarten würde.
Lediglich dich die Innseite der Ohrmuscheln schein aus dem üblichen feinem Kunststoff zu sein, dass sich nach einer Weile auflößt. Aber hier wird der Langzeit gebrauch zeigen ob und wann sich dieses Stellen auflösen.

Die Kontaktflächen der Ohrmuscheln sind aus sehr angenehm zu tragendem Kunstleder, das mit sauber verarbeiteten Nähten dazu beiträgt, dass die Kopfhörer auch ohne ANC ihren Träger von der Außenwelt abschirmen. Generell hatten wir uns unserem Test den Eindruck, dass die gut verarbeiteten Ohrmuscheln einen Großteil zur Klangqualität beitragen. Durch die akkustische Dämpfung der Außenwelt haben es die Treiber leichter uns zu beschallen, weswegen diese nicht auf Volllast laufen müssen, damit wir bsplw. in einer vollen Bahn unsere Musik genießen konnten.

VMK20 Test Bahn
Produkttest in der deutschen Bahn. Hier konnten die Kopfhörer punkten.

Test unter realen Bedingungen

Die Bedienung gestaltete sich intuitiv und es war nur ein einziger Blick ins Handbuch nötig um die Kopfhörer mit unseren Endgeräten zu verbinden. Einmal gekoppelt konnten wir bsplw. unsere Mobiltelefone getrost in der Tasche lassen. Denn auch über mehrfaches Ein- und Ausschalten und Wechsel der Endgeräte, ließen sich die Kopfhörer nicht verwirren.

Was uns am meisten beeindruckte war, dass man mit den Valco VMK20 nicht Gefahr läuft andere Mitreisenden in Bus und Bahn zu belästigen. Die vorhin bereits angesprochene sehr guten Ohrmuscheln sorgen dafür, dass die Musik erst dann für Mitreisende zu hören ist, wenn man die Lautstärke voll aufdreht. Selbst dann reden wir nur von einem leisen Wimmern für Umstehende. Ein besseres Beispiel für die Trennung von Musik und Außenwelt: Bei halber Lautstärke reicht es bereits die Kopfhörer abzunehmen und sich um den Hals zu legen und selbst als Träger hört man von der Musik nichts mehr. Das hat uns schwer beeindruckt. Im Umkehrschluss heißt das, dass wir nicht einfach nur mit Dezibel zugeschossen werden, sondern hier gehörschonenden Lautstärken ausgesetzt sind.

Der Tragekomfort kann sich ebenfalls sehen lassen. Auch auf längeren Zugfahrten hatten wir nie das Bedürfnis die Kopfhörer ablegen oder neu justieren zu müssen. Und dabei sitzen die VMK20 so fest an unseren Köpfen, dass selbst Headbanging zu Metal Musik kein Problem für sie darstellte. Auch haben wir bei 30°C Außentemperatur nicht sonderlich viel unter den Kopfhörern geschwitzt. Sprich trotz dem engen Sitz und der Isolation hatten wir keine Schwitzhütten auf den Ohren.

ANC-Feature des Valco VMK20 in der Praxis

Auf ihrer Webside bewerben Valco das Active Noice Control Feature ihrer Kopfhörer mit:

Wussten Sie, dass die meisten ANC-Kopfhörer (Active Noise Control) mit einem Chipsatz von einem großen Anbieter wie Qualcomm oder ADI geliefert werden? Der einzige technische Unterschied zwischen den meisten Bluetooth-ANC-Kopfhörern ist das jeweilige Chipsatz-Modell.
Alles andere ist nur Marketingschwindel.
Wir nahmen den besten (preisgünstigsten) Bluetooth-Chipsatz, den Qualcomm zur Verfügung hatte, schlossen ihn an und machten etwas DSP-Magie für den Ton. Der ANC-Chip ist von ADI (Analog Devices, Inc.), und es gibt vier Mikrofone, die ständig die Umgebung überwachen. Mit dieser Kombination haben unsere Kopfhörer Bluetooth 5.0 und die gleiche ANC-Qualität wie die teureren auf dem Markt.

Leider fehlt uns die entsprechende Bandbreite an ANC Kopfhörern div. Marken und Chipsätze um diese Aussage zu überprüfen. Deshalb können wir nur von dem berichten was wir in unseren Tests für Erfahrungen gesammelt haben.

Kurz vorweg: Bei einem ANC-Feature darf man keine Wunder erwarten. Denn was der Chipsatz hier tut, ist dem Lärm von Außen innerhalb der Kopfhörer eine ihn aufhebende Schallwelle entgegen zu setzen. Das funktioniert dann am besten, wenn es sich bei dem Lärm um eine permanente Geräuschquelle mit „Rythmus“ handelt. Wie z.B. dem Rattern eine Wagons auf den Gleisen. Lärm wie von Straßenverkehr, im speziellen Hupen und heulende Motoren, lassen sich nur schlecht in der selben Geschwindigkeit wie sie auftreten aufnehmen, auswerten und kontern.

ANC eher ernüchternd

Wie zu erwarten zauberte das ANC Feature, sobald eingeschaltet, allen Testhörern aus unserem Freundeskreisen ein überraschtes „Oh!“ auf die Lippen. Denn die vier Mikrofone in Kombination mit dem getunten Chip machen einen soliden Job. Allerdings berichteten alle Tester ohne Ausnahme von einem „fiesen Brummen“ oder „Druck“ auf den Ohren, sobald die Kopfhörer eine einseitige, tiefe Lärmquelle aufschnappten. War man diesem Brummen zulange ausgesetzt, setze teilweise auch Unwohlsein beim Träger ein. Meist schaffte aber eine kleine Bewegung des Kopfes Abhilfe und die Mikrofone fingen den Lärm wieder gleichmäßiger auf.

Bei dem „Störgeräusch“ handelt es sich wohl eher um eine technische Hürde die aus dem Aufbau und der Positionierung der Mikrofone des ANC resultiert und nicht um einen Fehler in der Technik an sich.
Wenn es hier ein findiger Ingenieur oder Programmierer schaffen würde, dass das ANC auch nur auf der Seite aktiv ist auf der die Mikrofone den Lärm auffangen, dann würde das Gesamtprodukt noch einmal zwei Klassen aufsteigen. So hat man am Ende aber ein immer noch solide arbeitendes Feature, dass mit den meisten Situationen im Alltag zurechtkommt.

So konnte das ANC bsplw. mühelos mit der Geräuschkulisse an öffentlichen Plätzen, im Bus oder im Zug mithalten, ohne besagtes Störgeräusch zu entwickeln. Simpel wirkende Scenarien wie die Lüfter eines Computers, der nur eine einseitige Geräuschquelle darstellt, sind da wohl eine ganz andere Hausnummer aus Sicht des ANC Chips.

VMK20 Reisebild
Auch beim Zwischenstop in praller Sonne angenehm zu tragen.

Fazit zum Valco VMK20

Die genannten Schwächen des ANC Features machen dieses zu einem „netten Beiwerk“ anstatt zu einem Verkaufsgrund. Dennoch ist das Valco VMK20 ein Produkt dass wirklich in den Gewichtsklassen über der eigenen Preiskategorie mitmischen kann. Alleine der Tragekomfort und die Schallisolierung der Kopfhörer ist etwas dass man bei einem Bluetooth 5.0 Kopfhörer mit ANC für 169€ nicht erwartet hätte. Auch wenn einige Tester bemängeln das die Klangabmischung nicht für jeden Musiktyp ideal ist, so hatten wir bei unseren Tests (Vorwiegend Rock bis Metal und ein wenig EBM) nicht das Gefühl dass wir hier irgendwelche qualitativen Einbussen machen mussten. Auch die schier unendliche Laufzeit von 45 Stunden sollte für jeden Berufspendler ein starkes Argument sein.

Wer in der Kategorie bis 200€ nach neuer Hardware sucht an der er lange Spass haben will, sollte diesem Underdog eine Chance geben.

Vorteile: Nachteile:
  • Sehr guter Tragekomfort
  • Sehr lange Akkulaufzeit
  • Sehr leicht.
  • Gute Tonqualität
  • ANC mitunter überfordert

Preis-Leistung-Award

 

 

 

 

 

 

Das VMK20 wurde Game2Gether von Valco für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers oder Händlers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

Game2Gether.de hält noch weitere Hardwaretests parat.

Roland
Variety Gamer seit rund 20 Jahren. Bei allem zuhause was RPG-Elemente hat oder competitive ist. In der Freizeit auch gerne mal in Gambeson und Kettenhemd auf Larp-Events unterwegs. Allerdings bisher immer auf Seite der Schurken. *diabolisches Händereiben*