Es wurde viel über Starfield spekuliert, der Hype war groß und es wurde sogar spekuliert, ob Bethesdas neuestes Spiel den Platzhirsch „Star Citizen“ vom Thron stoßen könnte. Wir erlauben uns zu spoilern: Nein, das ist absolut nicht der Fall. Und auch dem von Todd Howard geschürten Hype wird Starfield einfach nicht gerecht. Trotzdem ist es kein schlechtes Spiel – nur anders als versprochen. Unser erster Eindruck.
Der große Auftakt
Nachdem man die knapp 100 Gigabyte großen Spieldateien heruntergeladen und installiert hat, wird man beim Start von Starfield von einem orchestralen Soundtrack begrüßt. Er vermittelt einem sofort das Gefühl, in eine Weltraumoper hineingezogen und Teil ihrer Geschichte zu werden. Aber wie sich in den folgenden Spielstunden herausstellt, steht hier vor allem das Wort „Story“ im Vordergrund und leider viel zu wenig „Weltraum“.
Das Spielmenü, in dem man die Grafik- und Soundeinstellungen vornehmen und die Tastaturbelegung anpassen kann, kommt sehr aufgeräumt daher. Die Soundeinstellungen stehen nicht alle auf 100%, sondern sind in Musik und Sprachlautstärke abgestuft. Es sind solche erste Details, die einen positiv auf Starfield einstimmen.
Bei der Sprachausgabe kann man zwischen Englisch und Deutsch wählen. Sicherlich wäre Englisch die bessere Wahl, da der Originalton erfahrungsgemäß stimmiger ist und sich harmonischer ins Geschehen einfügt. Für unsere Berichterstattung hier auf game2gether haben wir uns aber für die deutsche Sprachausgabe entschieden.
Ein erster Wermutstropfen ist leider bereits früh gefunden: Besitzer von überbreiten 32:9-Monitoren werden in der aktuellen Version von Starfield enttäuscht. Dieses Bildschirmformat wird nämlich nicht angeboten. Die höchste Auflösung liegt bei 3.440×1440 Pixeln im 21:9-Format.
Ein Fallout? Ein Mass Effect? Oder Half-Life?
Tatsächlich startet Starfield nicht in einer futuristischen Stadt, einem Raumhafen oder gar einem Raumschiff. Stattdessen finden wir uns – wahlweise in der Ego-Perspektive oder im „Schulterblick“ à la Mass Effect – im Aufzug eines Bergwerks wieder. Ohne Umschweife beginnt ein Dialog mit der Vorarbeiterin – Crysis lässt grüßen. Die Lippensynchronisation stimmt und auch die Grafik weiß im Detail zu gefallen. Leider hält dieser gute erste Eindruck in Bezug auf die Synchronisation zwischen Lippenbewegung und deutscher Sprachausgabe nicht lange an, denn schon gegen Ende des Intros passt hier nichts mehr zusammen.
Im weiteren Verlauf des Intros verfolgen wir die Gespräche der Vorarbeiterin mit ihrer Crew. Alles wirkt authentisch und lebendig, so dass man zunächst vergisst, dass man eigentlich ein Weltraumspiel spielen will. Ältere Semester werden sich sogar ein wenig an die Introsequenz von Half-Life erinnert fühlen, in der Dialoge mit und zwischen NPCs im Vordergrund standen, um Atmosphäre zu schaffen und den Spieler in das Spielgeschehen hineinzuziehen.
Leider gibt es auch bei Starfield ein „Aber“: Abgesehen davon, dass es keinen Unfall gibt, in dessen Folge eine Station mit gruseligen Monstern überschwemmt wird, ist man als PC-Spieler leider auch dem digital-binären Geschwindigkeitssystem versklavt: Die Laufgeschwindigkeit lässt sich nicht mit dem Mausrad einstellen, so dass man beim Verfolgen einer Dialogperson entweder zu schnell oder zu langsam unterwegs ist. Schade.
Kein namenloser Held
Das Intro wird durch ein Event* unterbrochen, in dessen Folge man sich in der Charaktererstellung wiederfindet. Diese ist, wie von Bethesda-Spielen gewohnt, sehr umfangreich. Viele Details lassen sich nach eigenem Geschmack gestalten, und wer will, kann sich die erste Stunde des Spiels damit beschäftigen, ohne überhaupt weiter ins Spielgeschehen eingetaucht zu sein. *wir lassen die Spezifika an dieser Stelle spoilerfrei unerwähnt
Auch bei der Wahl des Charakterhintergrundes gibt es eine große Auswahl, vom üblichen Kämpfer über Cyberrunner, Diplomat und sogar Koch bis hin zum „Dateifehler“, bei dem die Vergangenheit unseres Spielavatars im Verborgenen liegt. Nicht zuletzt können wir unseren Charakter mit bis zu 3 Eigenschaften nerfen oder buffen.
Auf los geht’s – los?
Die Geschichte beginnt wenig originell. Zwar liegt ihr ausnahmsweise kein Gedächtnisverlust zugrunde – na ja, eigentlich doch – aber dennoch: Nach dem oben erwähnten Event und der erfolgreich abgeschlossenen Charaktererstellung sind plötzlich alle davon überzeugt, dass man etwas Besonderes ist.
Ein Mann namens Barrett landet mit seinem Raumschiff vor der Mine und wir werden ihm vorgestellt. Es stellt sich heraus, dass Barrett ebenfalls das “Event” erlebt hat und nun einer Forschergruppe namens “Constellation” angehört. Aus irgendeinem seltsamen Grund stellt Barrett uns sein Schiff, die Frontier, kostenlos zur Verfügung und bittet uns, seine Freunde zu treffen, die sich in einem Gebäude namens The Lodge auf dem Planeten New Atlantis befinden.
Schon beim Betreten der Frontier werden die Grenzen der Creation Engine 2 deutlich und zeigen sich auch im späteren Spielverlauf immer wieder: Jeder Spielabschnitt ist ein abgeschlossener Level, es gibt keine Möglichkeit, z.B. ein Raumschiff, ein Haus oder eine Stadt nahtlos zu betreten – alles wird entweder schnell in einer Überblendung geladen oder durch eine Animationssequenz verdeckt. Gerade die Ladebildschirme erweisen sich als Ärgernis, da sie wirklich häufig vorkommen und die Immersion stören.
Endlich mit dem neuen, alten Raumschiff im Weltraum angekommen, weicht die Aufregung schnell der Ernüchterung und Frustration: Ernüchterung, weil eine freie Navigation des Raumschiffs weder im Weltraum noch auf Planetenoberflächen möglich ist. Erkundungstouren sind leider nur zu Fuß möglich. Frustration, weil die Ladefunktion das erste ist, was wir im Tutorial kennenlernen können.
Learning by doing
Das Tutorial wird seinem Namen und Funktion leider nicht gerecht. Wir möchten sogar sagen, dass es schlechtes Gamedesign ist: Nach Erklärungen in schneller Abfolge sieht man sich wiederholt Piratenschiffen gegenüber. Entweder man bekommt sie hektisch irgendwie klein – oder man sieht einen Ladebildschirm vor sich. Denn auch das sehr unübersichtliche HUD (Head-up-Display) des Raumschiffs macht einem, neben der umständlichen Bedienung, das virtuelle Pilotenleben schwer.
So kommt es statt zu spannenden Raumkämpfen zu panischen Suchaktionen, während man im All Angriffen ausgesetzt ist und das Tutorial überhaupt keinen Grund sieht, zu überprüfen, ob man einen Bedienschritt überhaupt verstanden hat. Innerhalb weniger Sekunden lernt der Neuling zumindest die Schnellspeicher- und Schnellladefunktion schnell zu schätzen.
Die sehr umständliche Menüführung zieht sich übrigens durch das gesamte Spiel und betrifft auch die Inventarverwaltung, die Charakterverwaltung und die Kartennavigation. Es ist daher unerlässlich, sich mit den Shortcuts vertraut zu machen und die Tastaturkürzel auswendig zu lernen.
Starfield kaufen oder die Finger davon lassen? Unsere Einschätzung dazu auf der folgenden Seite!