Wie vor einigen Wochen angekündigt, präsentierte AMD am Donnerstagabend (08.10.2020 um 18 Uhr MESZ) die 4. Generation der Ryzen Desktop-CPUs auf Basis der neuen Zen-3-Architektur. Durch die Präsentation führte federführend die Präsidentin und CEO von AMD, Dr. Lisa Su. Mit der neuen Generation der Ryzen-CPUs möchte AMD nun auch bei der Single-Core-Performance gegenüber Intel aufholen und den Titel der schnellsten Gaming-CPU streitig machen.
Insgesamt wurden vier neue Modelle vorgestellt. Dabei handelt es sich um den Ryzen 9 5950X, den Ryzen 9 5900X, den Ryzen 7 5800X und den Ryzen 5 5600X. In der Namensgebung der neuen Prozessoren ist AMD somit wie bereits angeteasert zur 5000er-Reihe übergangen. Damit möchte man sich scheinbar stärker von den APUs für den Desktop- und Mobil-Markt auf Basis der Zen-2-Architektur abgrenzen, die der 4000er-Reihe zugeordnet wurden.
Der weltweite Release der neuen CPUs wurde von AMD für den 5. November angekündigt.
Die Technischen Daten von Zen 3
Mit der neuen Architektur wurde eine Vielzahl von Änderungen am Chipdesign eingeführt. Die Anzahl der Kerne bzw. Threads ist im Vergleich zu den direkten Vorgängermodellen dem Ryzen 9 3950X, Ryzen 9 3900XT, Ryzen 7 3800XT und Ryzen 5 3600XT gleichgeblieben. Je nach Modell steigt der Boost-Takt um bis zu 200 MHz, allerdings sinkt der Basis-Takt bei allen vier neuen CPUs um 100 MHz. Bei der TDP gibt es nur beim Ryzen 5 5600X eine Änderung im Vergleich zum Ryzen 5 3600XT, hier sinkt die TDP von 95 W auf 65 W. Die Strukturgröße liegt weiterhin bei 7 nm. Mit der Zen-4-Architektur soll 2022 ein 5 nm Fertigungsverfahren eingeführt werden.
Kerne/Threads | Basis/Boost | Cache | TDP | Kühler | Preis | |
AMD Ryzen 9 5950X | 16/32 | 3,4/4,9 GHz | 72 MB | 105 W | Nicht enthalten | 799 $ |
AMD Ryzen 9 5900X | 12/24 | 3,7/4,8 GHz | 70 MB | 105 W | Nicht enthalten | 549 $ |
AMD Ryzen 7 5800X | 8/16 | 3,8/4,7 GHz | 36 MB | 105 W | Nicht enthalten | 449 $ |
AMD Ryzen 5 5600X | 6/12 | 3,7/4,6 GHz | 35 MB | 65 W | Wraith Stealth | 299 $ |
Der grundlegende Aufbau der CPU aus einem oder zwei Chiplets mit jeweils maximal acht Kernen (CCD = Core-Complex-Die) und einem I/O-Chip bleibt erhalten. Allerdings verfügen die CCDs in dieser Generation über ein neues Layout. Die bislang aus zwei 4-Kern-Einheiten (CCX = Core Complex Cluster) mit je 16 MB L3-Cache aufgebauten CCDs bestehen nun aus einem einzelnen 8-Kern CCX mit 32 MB L3-Cache. So können alle acht Kerne eines CCDs jeweils auf die vollen 32 MB L3-Cache zugreifen.
Durch diese und weitere Maßnahmen sollen die IPC (Instructions per Cycle) um 19 % ansteigen und Latenzen gleichzeitig reduziert werden. Durch die gleichbleibende, bzw. gesunkene TDP liefern die CPUs somit auch eine höhere Energieeffizienz als die Vorgängergenerationen. Im Vergleich zur Zen-Architektur erhöhte die Zen-2-Achitektur die Energieeffizienz um den Faktor 2. Mit der Zen-3-Architektur erhöht sich diese jetzt um den Faktor 2,4 im Vergleich zur ersten Generation. In Bezug auf einen Intel i9-10900K spricht AMD sogar von einer um den Faktor 2,8 besseren Energieeffizienz.
Erste Gaming-Benchmarks
Zum Leistungszuwachs im Gaming zeigte AMD eine Reihe von Benchmark-Ergebnissen in diversen Spielen, die die erreichten FPS eines Systems auf Basis eines Ryzen 9 5900X mit einem auf Basis des Ryzen 9 3900 XT der letzten Generation vergleichen. Für die Benchmarks wurden eine Auflösung von 1920×1080 Pixeln und jeweils hohe Grafikvoreinstellung (High Image Quality Presets) gewählt. Es ist also davon auszugehen, dass die Spiele hier immer im CPU-Limit liefen. Die erreichten FPS erhöhen sich nach Angabe von AMD um durchschnittlich 26 %. Allerdings ist das ein arithmetischer Mittelwert. Da die Leistungszunahme in Prozent angegeben wird, wäre eigentlich ein geometrischer Mittelwert korrekt, damit beläuft sich die Leistungszunahme auf durchschnittlich 20 %. Den geringsten Leistungszuwachs erzielen Battlefield V mit nur 5 % und Total War: Three Kingdoms mit 6 %. Die höchste Zunahme der Leistung erfolgt bei League of Legends mit 50 % und bei CS:GO mit einem Plus von 46 %.
Es wurde auch ein Vergleich mit einem Intel i9-10900K präsentiert. Hier liegt der Leistungszuwachs bei einer Auflösung von 1920×1080 Pixeln in der Regel im einstelligen Prozentbereich, erreicht bei League of Legends aber 21 % und bei CS:GO 19 %. Somit liegt der Ryzen 9 5900X gegenüber dem Intel i9-10900K bei einem durchschnittlichen Plus von 11 % (geometrisches Mittel).
Zur Demonstration, der durch den höheren Boost-Takt und die erhöhten IPC stark angestiegenen Singe-Core-Performance, wurden Ergebnisse des Benchmarks Cinebench R20 präsentiert. In diesen erreicht der Ryzen 9 5900X einen Wert von 631 Punkten im Single-Core-Run. Im Vergleich dazu schafft ein Intel i9-10900K 544 Punkte.
Bestleistung auch bei Content Creation
Neben der besseren Performance im Gaming-Segment bietet insbesondere der Ryzen 9 5950X auch eine höhere Performance im Bereich Content Creation (Videoschnitt, Raytracing, CAD und Compiling) im Vergleich zu dem direkten Vorgängermodell, dem Ryzen 9 3950XT. Dabei wird bei der CAD-Anwendung SolidWorks 2019 sogar von einer Performance-Zunahme von 27 % gesprochen und Adobe Premiere Pro (Version 14.3.1) erreicht ein Plus von 5 %. Auch im Vergleich zum Intel i9-10900K liegt der Ryzen 9 5950X teils deutlich vorne, bei Adobe Premiere Pro z.B. sogar um 13 %.
Neue Details zu RDNA2 alias Big Navi
Zu denen von vielen seit dem Release der RTX 3000er Serie spannend erwarteten Radeon RX Big Navi Grafikkarten auf Basis der RDNA2-Architektur gab es weniger Informationen als sicherlich erhofft. Dabei wurde von Dr. Lisa Su das vermutliche Spitzenmodell, die RX 6900 XT, kurz präsentiert.
Dazu wurden Benchmark-Ergebnisse in Kombination mit einer Zen-3-CPU bei einer 4K Auflösung gezeigt. In Borderlands 3 (DX 12 und Badass Quality) wurden 61 FPS, in COD Modern Warfare (DX 12 und Ultra Quality) wurden 88 FPS und in Gears of War 5 (DX 12 und Ultra Quality) wurden 73 FPS erreicht. Es fehlten allerdings weitere Details zum Testsystem und auch Vergleichswerte zu beispielsweise den Vorgängermodellen wie der RX 5700 XT. Im Vorfeld hatte AMD schon über diverse Kanäle, untere anderem auch in Fortnite, die RX 6900 XT angeteasert. Daher ist bekannt das die Karte über einen Dual-Slot-Kühler mit drei Axiallüftern, zwei 8-pin PCIe-Stromanschlüsse, einen HDMI, zwei DisplayPort und einen USB-C Anschluss verfügt. Die offizielle Präsentation der RDNA2-Grafikkarten erfolgt am 28.10.2020 um 17 Uhr MEZ.
Quelle: AMD Launch Event