Heute vor 30 Jahren – also am 21. April 1989 – kam der kleine Kasten in Japan auf den Markt und eroberte die Welt danach im Sturm.
Auch wenn der graue Junge heutzutage natürlich antik wirkt – mit einem monochromen, grünschwarzem Display, welches bestimmt für gewisse Umsätze bei Optikern gesorgt haben dürfte; einem Batterieverbrauch, der für damalige Zeiten zwar genügsam, aber heute unmöglich zu rechtfertigen wäre UND natürlich seinem Kampfgewicht von 300 Gramm – eröffnete er damals den Markt für portable Konsolen mit auswechselbaren Modulen. Auch wenn die Konkurrenz nicht schlief und Geräte nachschob, die bereits Farbbildschirme und/oder beleuchtete Displays besaßen, konnten sie gegen den Game Boy einfach nichts ausrichten.
Der Atari Lynx schob ein Nischendasein, während der Game Gear™ von damaligen Mayor – andere würden sagen: der ewigen – Nr. 2 Sega zwar durchaus ein Erfolg für das Unternehmen dahinter war, aber an einer Krankheit litt, die viel entschieden hatte: der Batterieverbrauch. Und natürlich der Preis.
Der GG fraß sechs (6!) AA-Batterien in knappen 5 Stunden leer, während der GB mit vier AAs locker 10-13 Stunden durchgehalten hatte. Auch war ein GG locker doppelt so teuer wie ein GB, was sich auch an dem Gefälle der Verbreitung bemerkbar gemacht hatte: während Nintendo mit dem Ur-GB und seinen Nachfolgern (die Farbeditionen (Play it loud, 1995), dem Pocket (ab 1996)) und dem Color (ab 1998)) ca. 118 Millionen Einheiten absetzen konnte, war beim GG. bei ca. 11. Millionen Einheiten Schluß. Die Verkaufszahlen des Atary Lynx waren sogar noch vernichtender, hier reden wir von gerade mal 2 Millionen Einheiten.
Auch heute merkt man noch den Unterschied bzgl. Krankheiten: während viele Game Gear Konsolen mit der Zeit an defekten Kondensatoren litten, das Display dadurch bedingt kaum mehr sichtbar war und auch der Ton abgekackt ist, sind Game Boys gefühlt unzerstörbar.
Viele Geräte, die man heute auf dem freien (Floh-)Markt findet, sind die Jahre in Kinderhänden und ihr Alter durchaus anzusehen…Macken im Plastikgehäuse, gebrochene Displayscheiben, kaputte Kopfhörer-Buchsen (und nur über Kopfhörer bekam man Stereo-Sound, während der Lautsprecher des GBs nur Mono ausgab), defekte/ausleierte Drehregler für Sound und Kontrast, ABER: das Grundgerät funktionierte in den meisten Fällen trotzdem weiter. Heutzutage fällt ein Gerät zu Boden und ist meistens defekt…nicht so der Game Boy.
Im Nintendo World Store in New York (USA) ist ein Game Boy ausgestellt, der einem US-Soldaten während des zweiten Golfkrieges (1990-91) gehört hatte. Dieser überstand sogar einen Bombenanschlag und ist trotz des verschmorten Gehäuses noch funktionsfähig!
Aber keine Hardware, egal ob tragbar oder stationär, ist überhaupt erfolgreich ohne dementsprechende Software, und hier hatte Nintendo natürlich die Nase vorn. Durch Franchises wie Mario (und später Wario), Donkey Kong, dem Nr. 1 Hit Tetris™ und gefühlt unendlich viele Lizenzprodukten durch 3rd Partys war eigentlich für jeden etwas dabei.
Auch wenn das Display – wie bereits erwähnt – durchaus “Augenkrebs” verursachen konnte und heute einfach nur verschwommen wirkt und man nur 4 “Graustufen” gleichzeitig hatte (der spätere GB Pocket besaß glücklicherweise ein Monochrom-Schwarz/Weiß Display), war der GB ein Riesenhit und angesagt bei Jung und Alt.
Zubehörtechnisch gab es auch einige Gadgets, die heutzutage skurril, aber damals einfach State-of-the-Art waren. Man denke nur an das Link-Kabel mit der Möglichkeit, zwei GBs miteinander zu koppeln und – unter Einsatz zweier gleicher Module – gegeneinander zu zocken oder die 1998 erschienene Game Boy Camera™ nebst Drucker…Selfies im 90s Style waren eine Zeit lang übelst in, auch wenn die Kamera natürlich nur die Auflösung eines GBs hatte (160*144px und s/w) und die Bilder dementsprechend auch ausgesehen haben.
Auch musikalisch wurde der GB verwendet: einige Künstler benutzen den GB sogar heute noch zum Musikmachen…live, auf Konzerten.
Es gab – natürlich auch und vor allem in Japan – auch wieder richtig trashig anmutendes Zubehör, besonders hervorgehoben sei die Möglichkeit, mit speziellen Modulen den Computer seines Fahrzeuges auslesen zu können…
Nintendo und dem damaligen Chefentwickler Gunpei Yokoi – welcher tragischerweise 1997 bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist – ist also mit dem Game Boy™ ein Meisterstück gelungen…und wenn wir irgendwann alle nicht mehr sind, werden vielleicht in ferner Zukunft irgendwelche Zeitkapseln hervorgeholt – eine weit verbreitete Sitte – und die nachfolgenden Generationen werden sich fragen, was es damit auf sich hat…und sollte es da noch Batterien geben, ich garantiere euch: das “Pling” beim Start wird kommen und die Dinger werden auch da noch funktionieren!
In diesem Sinne:
Happy Birthday, Game Boy™