Wir alle kennen sie und nur, wenn es die extremste Situation erfordert, nutzen wir sie unter Protest: Dixi Mobiltoiletten. Irgendwie sieht man sie überall, aber wie kommen sie dahin? Und was passiert überhaupt mit ihnen, wenn sie „voll“ sind? Einen Einblick in das Leben eines Dixi-Klo-Fahrers gibt das Buch Dixi Man: Mein turbulentes Leben als Klohausfahrer von Stefan Bauer, der mit einem charmanten Humor den Alltag eines Mitarbeiters einer Firme beschreibt, die ihr täglich Brot mit dem Geschäft anderer Leute verdient. Das ganze spielt rund um den Raum der Stadt Koblenz, weshalb ich mir als gebürtiger Koblenzer den kurzen Schmöker unbedingt reinziehen wollte.
Mir stellte sich die Frage, wie man überhaupt auf die Idee kommt, sich als Fahrer für Dixis zu bewerben. Stefan Bauer gibt in den ersten Seiten seines Buches einen kurzen Überblick, wie er in diese Situation geschliddert ist. Mehr oder minder spontan gab es eine Bewerbung und zack war der Job dann auch schon in trockenen Tüchern.
Die erste Woche übersteht er als Zweitfahrer auf einem Wagen und spiegelt die Einarbeitungsphase wieder. Danach geht es auch schon zügig alleine aufs Gefährt und alle Arbeiten erledigt er mehr oder weniger bravurös. Und damit meine ich tatsächlich alle Arbeiten. Als da wären: Morgendliches Aufladen der Toiletten, Auffüllen der Verbrauchsmaterialien und Routenplanung. Vor Ort beschreibt er ein ums andere Mal gleichsam schnörkellos wie amüsant, wie etwa eine Reinigung von statten geht. Man muss schon dezent derben Humor mögen, wenn da etwa die Rede von „ultrafesten Torpedos“ ist, „die ein lautes Schmatzen der Schlange (Anmerkung: Absaugrohr) hervorrufen“. Beim Lesen tummelten sich vor meinem geistigen Auge mehrfach ziemlich eklige Bilder.
Neben den eher alltäglichen Aufgaben, wie der Aufstellung oder Abholung der Dixis, stößt er auch immer wieder auf Absurde Problemchen, die es zügig und improvisatorisch zu lösen gilt. So zum Beispiel, wenn er eine Zucchini mit übergestreiftem Kondom im Fäkaltank findet oder sich beim Leeren des Tanks an eingesaugten Zimmermannsnägeln verletzt. Man fragt sich beim Lesen mehrfach, wie um alles in der Welt es dazu kommen kann. Ich meine, wer vergnügt sich denn bitteschön auf einem Dixi mit einer Zucchini und Kondom? Da wird das umgestürzte Dixi noch zur leichteren Aufgabe und spätestens dann, wenn das Aroma Frühlingserwachen im Innenraum versprüht wurde, ist die Situation gemeistert.
Ich selbst als Ur-Koblenzer fand während des Lesens den regionalen Bezug klasse, da ich schnell nachvollziehen konnte, wo er sich gerade in der Region aufhielt. Das und der konstante, oft fäkallastige, Humor hielten mich das komplette Buch über bei Laune. Hier und da stehen auch ein paar weniger lustige Passagen im Vordergrund, z.B. Verletzungen oder ein Besuch bei einem Obdachlosen, der ein herrenloses Dixi kurzerhand als Badezimmer umfunktioniert hatte. Dennoch überwiegt der amüsante Part durchweg. Schade ist eigentlich nur, dass man mit Dixi Man zu schnell fertig ist, denn mit knapp 180 Seiten ist man an einem Nachmittag mit dem Schmöker durch.
Was bleibt, ist ein kurzweiliger und amüsanter Ausflug in das Leben eines Dixi-Fahrers, der absurde und verrückte Situationen herrlich meistert und im Sommer wie Winter vor keiner Aufgabe halt macht. Daumen hoch für dieses herrlich, teils absurde, Büchlein!
Autor: Stefan Bauer
Titel: Dixi Man: Mein turbulentes Leben als Klohausfahrer
Erschienen: März 2018
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-15933-8
Seiten: 174
Preis: 10€