Nur wenige Minuten haben dem Täter gereicht, um Cassandra aus dem Auto ihres Vaters zu entführen. Als Matthew aus der Bäckerei zurückkommt, ist die Zehnjährige spurlos verschwunden. Acht Jahre sind seitdem vergangen, Jahre der Entfremdung und einsamen Verzweiflung für die Eltern und Jahre voller ergebnisloser, frustrierender Ermittlungen für die Detectives Dunlop und Cornwall. Da taucht Cassandras Gesicht im Internet auf. Sie ist am Leben – und noch immer in der Gewalt des Täters, der sein perverses Spiel nicht mehr nur mit dem heranwachsenden Mädchen treibt. Auch die traumatisierten Eltern und die Polizisten sind ohne es zu wissen Objekte seiner psychopathischen Fantasien geworden …
Die verschneite Landschaft von Niagara Falls, in der Atom Egoyans Thriller spielt, ist so eisig erstarrt wie die Protagonisten dieses Films. Jede Figur ist gefangen in ihrem eigenen Kerker. Das entführte Mädchen lebt ganz real im Verlies eines Kinderschänderrings. Ihren Vater treiben die Schuldgefühle seit Jahren über die Straßen der Gegend auf der Suche nach seinem verschwundenen Kind. Die Mutter ist vor Schmerz und zorniger Anklage gegen ihren Mann versteinert. Auch die ermittelnden Detectives sind Gefangene ihrer Lebensgeschichten. Sklave der eigenen Obsessionen ist der Täter, der dank moderner Technologie ein Überwachungsnetz um alle Beteiligten gesponnen hat und sie nun beobachtet, wann immer er will. Das Leid der Eltern ist ihm ein sadistischer Genuss. Was machen die Jahre der Gefangenschaft aus dem Opfer, den verwaisten Eltern – und dem Täter? Wie Teile eines Puzzles gibt Egoyan einzelne Fragmente der Geschichte preis. Daraus ein Bild zusammenzusetzen, ist Sache des Zuschauers. Und so geht es nicht darum, einen Täter zu entlarven, sondern die Hölle nachzubauen, die mit seiner Tat entsteht.
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Quelle: PM