F: Hanks bemühte sich nicht sonderlich, wie Walt Disney auszusehen. Warum konnte er sich das sparen?
A: Ehrlich gesagt fand ich, dass die Maske ihn ziemlich ähnlich hinbekommen hat. So unähnlich sind sie sich nicht. Er entschied sich gegen den falschen Schnurrbart und ich erinnere mich wie er sagte, es fühle sich nicht richtig an. Dafür trifft er bei seiner Darstellung des Menschenfreundes Disney den Nagel auf den Kopf. Er war wunderbar! Dann war da noch die andere, traurige Seite des Walt Disney, die Tom zu spielen hatte. Man merkt es Kindern an, wenn sie so behandelt wurden; ihnen haftet eine tiefliegende Traurigkeit an wie Kohlenstaub. Ich meine damit, dass sie das auch als Erwachsene nicht abschütteln können. Es geht einfach nicht, denn das haben sie beim Aufwachsen aufgesogen.
F: Erzählen Sie uns von den Kollegen, die für die Rollen der Sherman Brothers besetzt wurden und von Don DaGradi!
A: Für die Sherman Brothers fanden wir fantastische Darsteller. B.J. Novak spielte Bob Sherman und Jason Schwartzman übernahm die Rolle von Dick Sherman. Bradley Whitford ist als Don DaGradi zu sehen. Damit sind drei der cleversten amerikanischen Komödianten zusammen. Ihre Gehirne funktionieren wie Skalpelle, sie sind total witzig und originell – jeder Einzelne für sich schon. Und damit sind sie die perfekten Kandidaten für diese Charaktere. Damals spielten die drei P.L. Travers etwas vor und hofften, es würde sie zufrieden stimmen. Aber sie konnten sie nicht glücklich machen. Sie fühlte sich von allem bis ins Mark getroffen. Manchmal machten sie mit ihr in der Kantine Mittag und sie sprach kein Wort mit ihnen.
Travers machte sich lustig über den intellektuellen Background der drei und die Tatsache, dass Sie keine Klassiker zitieren konnten. Einmal war sie derart unmöglich, dass alle zusammen aufstanden und gemeinsam Wort für Wort die gesamte Gettysburg Address zitierten. Travers saß einfach da, hörte ihnen zu und ging dann zum Mittagessen. Sie fanden einfach keine gemeinsame Sprache und daher musste auch ich als Darstellerin mich davor hüten, mit diesen drei wunderbaren Schauspielerin zu kommunizieren, die ich so verehre!
F: Zu den größten Lachern des Films gehört die Szene, in der sie danach fragt, was mit Bob im Krieg geschehen war. Was geht da vor?
A: Bob erlitt im Krieg eine Schussverletzung und in einer Szene macht er ziemliche Schwierigkeiten, bis sie ihn rauswirft. Er humpelt aus dem Zimmer und danach fragt sie „was ist mit seinem Bein?“. Irgendjemand sagt, „er wurde angeschossen“, worauf sie antwortet „na, das überrascht mich nicht“ und einfach weitermacht.
Das Tolle an ihr war, dass sie sich nicht darum scherte, ob jemand sie mochte. Das finde ich sehr entspannend. Ich bin überhaupt nicht so. Ich befürchte, ich brauche sehr wohl die Zustimmung anderer und deshalb bewundere ich manchmal diejenigen, denen das hin und wieder egal ist. Sie hatte in der Hinsicht nichts zu geben und erwartete dafür aber auch nichts. Das muss echt befreiend sein.
F: Robert Sherman war eine härtere Nuss als Richard. Er parierte ihre Angriffe meist, richtig?
A: Ja, ich denke, Bob war mit ihr auf Krawall gebürstet. Er wurde wütend und war überhaupt weniger umgänglich. Dick ist noch immer ein vollkommen fröhliches Individuum voller Liebe. Bob dagegen zeigte weniger Liebe, vielleicht wegen seiner Kriegserlebnisse. Ich denke das verändert den Menschen. Pamela ging ihm einfach wahnsinnig auf die Nerven und er respektierte sie nicht. Er empfand ihre Respektlosigkeit beschämend und verhielt sich dementsprechend.
F: Don DaGradi hingegen war mit seinen Skizzen beschäftigt, oder?
A: Don DaGradi zeichnete sie oft. Der Arme, er war so etwas wie das Bindeglied zwischen ihr und Walt Disney und musste von beiden Seiten einiges einstecken. Auf der einen Seite drängte Disney „kannst du nicht dies machen oder sie dazu bringen, jenes zu tun?“ Er steckte zwischen Skylla und Charybdis. Ich kann mir vorstellen, dass er das nur wegen seiner Klugheit aushielt. Wer weiß, wie er das geschafft hat, ich kann es mir absolut nicht vorstellen.“