In dem actiongespickten Cop-Movie “Ein Mordsteam” (Kinostart: 21. März 2013) schlüpft der französische Kino-Star Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) in die Rolle des ambitionierten Straßen-Polizisten Ousmane, der im rauen Vorstadt-Milieu von Paris ermittelt. Dort gibt er natürlich nicht den braven Gesetzeshüter mit Uniform und gezückter Dienstmarke, sondern mischt sich ganz lässig in Jeans und Kapuzenshirt unter die Einheimischen, um den bösen Jungs auf die Schliche zu kommen.
Doch wie dicht an der Realität ist ein solches Bild vom coolen Undercover-Cop? Wir haben bei jemandem nachgefragt, der sich damit auskennt: Einem waschechten verdeckten Ermittler*, dessen täglicher Arbeitsplatz die Straßen einer deutschen Millionenstadt sind.
Wenn man an verdeckte Ermittlungen denkt, dann häufig in Zusammenhang mit dem Moloch der Großstadt, Drogenmilieus und heruntergekommenen Slums. Inwieweit stimmt dieses Bild?
Es gibt Einsatzgebiete in jedem Bereich der Stadt und in allen gesellschaftlichen Schichten. Delikte wie Drogenhandel, Geldwäsche, Versicherungsbetrug usw. kommen nämlich nicht nur in schlechten Bezirken, bei armen Leuten vor. Die Fallzahlen sind dort natürlich höher, aber es geht durch die Bank weg in alle Bereiche.
Was macht einen guten Undercover-Cop aus? Kann man das lernen?
Man kann und muss es erst lernen. Es ist ein sehr langer Weg, bis man irgendwann sagen kann „ich bin richtig gut, in dem was ich mache“. Es gibt so viele Dinge, die man beachten, an die man denken muss, sodass es einen in der ersten Zeit einfach nur erschlägt. Das wird aber mit der Zeit Routine. Das wichtigste ist, dass es einem Spaß macht und man sich für nichts zu schade ist. Man muss lernen, dass man auch viele Dinge tun muss, die nicht so schön sind. Wenn man dadurch das polizeiliche Ziel erreicht, dann ist es eben so. Cool aussehen und ständig mit einem dicken Auto durch die Straßen fahren, reicht leider nur im Film.
Ein bisschen Schauspielerei ist ja sicher auch dabei. Gab es schon mal eine Rolle, die dir gar nicht leicht fiel?
Ich denke, es sind die gefährlichen Rollen, bei denen man auch mal ein ungutes Gefühl hat. Ansonsten sollte man schon in der Lage sein, jede erforderliche Rolle mit Leben zu füllen.
Konkrete Beispiele kann ich hier leider nicht nennen.
Inwiefern verändert sich auch die eigene Persönlichkeit, wenn man ständig in andere Rollen schlüpfen muss?
Naja, dass kommt auf den Bereich an, in dem man tätig ist. Sicherlich prallt nicht einfach alles an einem ab, und es gibt auch vieles, das man mit nach Hause nimmt. Mit den geeigneten Leuten darüber zu sprechen, hilft aber schon eine ganze Menge. Eine gewisse Veränderung, bleibt dabei insgesamt nicht aus, denke ich.
Wenn Cops wie Ousmane (Omar Sy) in EIN MORDSTEAM verdeckt ermitteln, mischen sie sich im Film ganz gern mal mit Kapuzenpulli und abgewetzter Jeans unters gemeine Volk. Wie darf man sich das im realen Leben vorstellen?
Grundsätzlich trägt jeder das, was er auch privat trägt. Allerdings sollte es dem aktuellen Fall, je nachdem wo man sich bewegt oder aufhält, angepasst sein. Man kann natürlich nicht einfach alles tragen, weil es bei unserem polizeilichen Gegenüber auch eine sog. klassische „Bullenklamotte“ gibt. Was dazu gehört, kann und möchte ich hier aber nicht verraten.
Hast du manchmal Angst, dass deine Tarnung auffliegt?
In meinem Arbeitsgebiet würde ein Auffliegen der Tarnung unter Umständen bedeuten, dass der ganze Einsatz nicht mehr durchgeführt werden kann. Das wäre zum einen sehr ärgerlich und zum anderen extrem unangenehm. Wer möchte schon daran schuld sein, dass der ganze Einsatz geplatzt ist? Es passieren Fehler, Dinge gehen schief, man entscheidet sich für einen falschen Schritt, aber Vieles kann man trotzdem noch retten. Nerven behalten…
Sind Undercover-Cops eher Einzelgänger oder Teamplayer?
Das kommt immer auf das Arbeitsgebiet und die Dienststelle an. Bei mir ist es so, dass alles nur im Team funktioniert. Wir können uns alle aufeinander verlassen und unterstützen uns gegenseitig. Gerade groß angelegte Einsätze, sind für uns nur in einer bestimmten Stärke durchführbar. Es gibt einfach zu viele Aufgaben. Außerdem: Viele Augen, sehen auch viel! Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Wie reagiert man, wenn man während eines Undercover-Einsatzes Zeuge eines Verbrechens wird: Informiert man die Kollegen und überlässt ihnen den Rest oder lässt man seine eigene Tarnung auffliegen?
Wenn man während eines Einsatzes Zeuge eines Verbrechens wird, dann stellt sich diese Frage nicht. Man setzt alles daran, den Täter zu stellen und kümmert sich um die möglichen Opfer. Das hat oberste Priorität. Es ist auch letztendlich nicht nur eine Frage der Dienstvorschriften, sondern auch des eigenen Gewissens. Die Verfolgung eines Verbrechens hat einfach Vorrang. Auch wenn das bedeutet, dass meine eigentliche Sache, die ich verfolge, den Bach runtergeht. Dann ist das eben so.
Auch Ousmane (Omar Sy) ist ein Polizist aus Überzeugung. Und einer, der bei seinen Ermittlungen mitunter zu recht unkonventionellen Methoden greift. Doch auch ein guter Cop wie er braucht manchmal ein wenig Unterstützung. So macht er sich gezwungenermaßen mit einem Kollegen von der Kriminalpolizei Paris, dem arroganten Francois (Laurent Lafitte), an die Aufklärung eines mysteriösen Mordfalls in dem Problem-Vorort Bobigny. Und nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten wird aus dem ungleichen Duo tatsächlich “Ein Mordsteam”. Ab 21. März 2013 im Kino.