Meerestiere haben Persönlichkeit! – Interview mit Aquarist T. Lau

Schon 2010 lockten die Abenteuer der niedlichen kleinen Meeresschildkröte zahlreiche Zuschauer in die deutschen Kinos und weckten bei vielen wohl zum ersten Mal das Interesse an den unterschiedlichen Meeresbewohnern. Dieses Jahr erscheint zum 20. Dezember 2012 endlich die Fortsetzung, SAMMYS ABENTEUER 2. Aus diesem Anlass wollte StudioCanal einmal mehr über die unendliche Lebensvielfalt des Meeres erfahren und stellten einige Fragen an einen echten Meeresexperten.
T. Lau ist in Berlin geboren und hat dort auch Biologie studiert. Seit zwei Jahren arbeitet er als Aquarist (die offizielle Bezeichnung von Aquarienpflegern) im SEA LIFE Berlin.

 

STUDIOCANAL: Wie lange arbeitest du schon als Aquarienpfleger und wann und wie hat dich das Interesse an Meerestieren zum ersten Mal gepackt?
T. Lau: Ich arbeite seit fast zwei Jahren als Aquarist im SEA LIFE Berlin. Die Unterwasserwelt fasziniert mich schon seit meiner frühesten Kindheit, als meine Mutter eines Tages mit einem kleinen Aquarium nach Hause kam.

STUDIOCANAL: Auf der Homepage von SEA LIFE kann man lesen, dass ihr über 5000 Tierarten in euren Aquarien habt und das sind sicher noch lange nicht alle, die das Meer zu bieten hat, oder?
T. Lau: Nein, das ist lediglich ein kleiner Bruchteil. Die Anzahl aller Tierarten in den Ozeanen wird aktuell auf 250.000 geschätzt. Den größten Anteil darunter bilden die Krebstiere, danach Weichtiere wie Muscheln und Schnecken und danach erst kommen die Fische.

STUDIOCANAL: Wieviele Aquarien habt ihr denn für diese vielen Meeresbewohner und wie groß sind diese so?
T. Lau: Es gibt momentan 37 Becken in unserer Ausstellung. Das kleinste fasst 140 Liter, das größte 260.000 Liter. Neben mir kümmern sich noch drei weitere Aquaristen um die Pflege der Tiere und Aquarien. Wir haben uns bestimmte Bereiche und Becken untereinander aufgeteilt. Ich kümmere mich um die Tiere des gesamten Süßwasserbereiches (z.B. Hechte und Karpfen), des Mittelmeerbeckens (Meerjunker und Gorgonien), des Nemobeckens (z.B. Clownfische) und der Quarantänestation.

STUDIOCANAL: In SAMMYS ABENTEUER 2 gibt es auch eine Unmenge anderer Meeresbewohner zu sehen, aber die Hauptrollen spielen die grünen Meeresschildkröten Sammy, Ray und die Enkelkröten Ricky und Ella. Kannst du dir vorstellen, warum Menschen sich gerade für Schildkröten so begeistern können?
T. Lau: Schildkröten haben ja bekanntlich eine sehr „entspannte“ Lebensweise und erreichen ein hohes Alter. Natürlich sehen sie auch irgendwie drollig aus und wirken mitunter auch etwas unbeholfen (z.B. durch ihren großen Panzer). Mir sind sie auch sympathisch!

STUDIOCANAL: Welches Meerestier ist dir am meisten ans Herz gewachsen und warum?
T. Lau: Ich mag den kleinen Mandarinfisch aus dem Nemobecken besonders gern. Er ist nicht nur wunderschön gefärbt sondern hat auch eine tolle Eigenart sich fortzubewegen. Wie ein kleiner Helikopter bleibt er immer wieder über Boden und Steinen stehen um nach Nahrung zu suchen.

STUDIOCANAL: In SAMMYS ABENTEUER 2 haben die Schildkröten Sammy und Ray und auch alle anderen Tiere  natürlich eine ganz eigene Persönlichkeit. Inwiefern besitzen echte Tiere auch solche Persönlichkeiten?
T. Lau: Über die Persönlichkeit von Tieren weiß man noch nicht so viel. Lange Zeit haben Biologen und andere Wissenschaftler gar nicht daran geglaubt. Mittlerweile weiß man jedoch, dass es selbst bei Fischen und sogar wirbellosen Meerestieren (wie Tintenfischen) Unterschiede im „Charakter“ gibt. Es ist schon verblüffend, dass z.B. sogar Kraken einen Spieltrieb haben, obwohl das früher nur bei Säugetieren bekannt war.

STUDIOCANAL: In euren Aquarien befinden sich auch einige vom Aussterben bedrohte Meerestiere, kannst du ein paar davon vorstellen?
T. Lau: Wir halten z.B. verschiedene Arten von Seepferdchen, Haien und Rochen die unter Schutz stehen. So leben bei uns z.B. die Australischen Dickbauchseepferdchen, welche wir auch vermehren konnten.

STUDIOCANAL: Auch die Meeresschildkröte, also quasi Sammy, Ray und ihre ganze Verwandtschaft, gehört zu den bedrohten Tierarten. Wie kommt es dazu?
T. Lau: Dafür gibt es leider viele Gründe. Das Fleisch der Meeresschildkröten wird in manchen Ländern gegessen und ihre Haut und ihr Panzer sind für Leder- und Schmuckwaren ebenso begehrt. Darum werden die Tiere von Menschen gejagt. Außerdem geraten sie oft mit in Fischfangnetze oder sterben durch die Verschmutzung der Meere. An vielen Orten sind die Nester und damit die Eier der Schildkröten auch einfach zu wenig geschützt.

STUDIOCANAL: In welcher Weise können Zoos, Aquarien, usw. bedrohte Tierarten auf Dauer am Leben erhalten, so dass sie später vielleicht wieder die Wildnis bevölkern können?
T. Lau: Zoos und Aquarien ermöglichen verschiedene Formen des Artenschutzes. Das ist zum einen natürlich die Bemühung diese Tiere in einer geschützten Umgebung wieder zu vermehren. Je nach Tierart und Ausmaß der Gefährdung gibt es sogar weltweit vernetzte Nachzuchtprogramme, die viel zum Schutz der Arten beitragen. Zum anderen geht es vor allem darum, Menschen auf die bedrohten Arten aufmerksam zu machen. Mit Unterstützung der Bevölkerung kann manchmal verhindert werden, dass noch mehr Tiere in der freien Natur getötet oder gefangen und misshandelt werden.

STUDIOCANAL: Wie können Kinder und Erwachsene helfen, die bedrohten Meerestiere und das Meer als Lebensraum zu schützen?
T. Lau: Sie sollten anderen davon erzählen, damit immer mehr Menschen lernen, dass wir eine Verantwortung gegenüber der Natur und diesen Tieren haben. Oft gibt es auch Aktionen, bei denen man mit Unterschriften und Spenden teilnehmen kann.

STUDIOCANAL: Welche Tiere, die man bei euch sieht, kann man auch zuhause in einem Aquarium halten und worauf muss man dabei achten?
T. Lau: Es kommt darauf an, wie viel Platz man zuhause hat und ob man mit Aquarienhaltung schon erfahren ist. Ich denke, am beliebtesten sind wohl die farbenfrohen Korallenfische, die man durchaus auch im heimischen Aquarium halten kann. Man muss natürlich bei jedem Aquarientier darauf achten, welche Umgebung und Nahrung diese Art benötigt und ob die verschiedenen Tiere in einer Gruppe sich verstehen.

 

 

[pm]
Michael Bellia
Mit Game2Gether habe ich vor einigen Jahren meine ersten Erfahrungen im Bereich "Spiele Redakteur" gesammelt. Mit diesem Team konnte ich weiterhin darauf aufbauen und aus einem Hobby eine kleine Berufung entstehen lassen. An dieser Stelle: Danke dafür! Heute spiele und arbeite ich, mit eigenem Projekt im Hintergrund, Hand in Hand mit diesen Geegs zusammen und freue mich besonders über die internationale Community, die sich dank manchen Projekten und mehrsprachigen Artikeln eingefunden hat.