Ist Ranjid der typische Klischee-Inder?
Kaya Yanar: Er hat die dunkle Hautfarbe und den indischen Akzent, aber es sind natürlich nicht alle Inder so wie Ranjid. Es sind ja auch nicht alle Türken so wie Hakan, der mit seinem Türkdeutsch und seinen Manierismen sehr dick aufträgt.
Kennen Sie Indien aus eigener Erfahrung?
Kaya Yanar: Ich habe Indien mit einem Reiseveranstalter besucht. So konnte ich mir von Profis das Land zeigen lassen. Ich fand faszinierend, mit welcher Toleranz die Inder das Leben akzeptieren. Es ist unfassbar, was man da zum Teil an Armut und Missständen sieht, aber die Menschen begegnen ihrer Situation mit einem Lächeln, während in Deutschland bei jeder Kleinigkeit sofort gemeckert wird.
Dem Inder sind Kühe heilig, aber niemand liebt Kühe so wie Ranjid. Wieso?
Kaya Yanar: Ich glaube, Ranjid und seine Kuh Benytha sind seelenverwandt. Er hat sie aus Indien mitgebracht und vielleicht war sie in einer früheren Inkarnation mal seine Frau, die einfach nur im falschen Körper wiedergeboren wurde. Ranjid ist das egal. Er ist total verliebt in sie. Das Publikum mag Benytha auch sehr. An den Reaktionen merke ich oft, wie tierlieb die Deutschen sind. Du kannst vor der Kamera noch so viele Menschen zusammenschlagen, da regt sich keiner auf. Aber wenn ich der Kuh mal ganz sanft vors Horn stoße, hagelt es gleich Protestbriefe: „Schließt das Studio! Setzt die Sendung ab! Ruft den Tierschutzverein!“
Im Kinofilm bekommen viele Nationalitäten ihr Fett weg: Inder, Türken, Griechen, Deutsche, Holländer. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen das einer übelnimmt?
Kaya Yanar: Nein, das ist ja alles ganz liebevoll. Ich finde Klischees toll und brauche sie jeden Tag. Sie sind wie Benzin, das meinen Comedy-Motor antreibt. Der Bösewicht im Film ist ein Holländer, wie man ihn sich vorstellt. Der wohnt in einer Mühle, trägt Holzclogs und isst Käsehäppchen, die von Frau Antje gebracht werden.
Rutger Hauer kennt man aus Der blade Runner oder Hitcher, der Highway-Killer. Waren Sie überrascht, als er das Rollenangebot annahm?
Kaya Yanar: Und wie! Wir saßen zusammen und überlegten, wer den holländischen Bösewicht spielen könnte. Der Caster Emrah Ertem sagte, er würde Rutger Hauer mal fragen. Da lachten wir nur und meinten: „Okay, gönn’ dir den Spaß und kassier’ die Absage!“ Doch dann schrieb Rutger Hauer zurück und war interessiert, weil er noch nie in einer Komödie mitgespielt hatte. Er lud uns in die Nähe von Amsterdam ein. Beim Essen schaute er mich an und fragte: „Bist du auf die bekloppte Filmidee gekommen?“ Ich sagte: „Ja, zusammen mit einem anderen, aber das ist wohl meine Schuld.“ Dann sagte er zu. Wir hatten zehn sensationelle und angenehme Drehtage mit ihm. Ich bin sehr beeindruckt.
Wollen Sie bei einer etwaigen Fortsetzung selbst Regie führen?
Kaya Yanar: Nein, das ist mir zu stressig. Michael Karen hat einen super Job gemacht und ich konnte ihm hundertprozentig vertrauen. Hut ab, wie er Ranjid und Hakan Disziplin beigebracht hat! Ranjid ist ja ziemlich aufgedreht und Hakan eher ein gemütlicher osmanischer Spätaufsteher. Aber unter Michaels Führung haben die beiden auch die 14 oder 16 Stunden langen Drehtage perfekt gemeistert.
Wer nun Lust bekommen hat, sich anzusehen, wie Ranjid die Welt rettet, sollte sich den 18.Oktober vormerken.