Während sich die einen immer noch darüber streiten, ob Motorsport nun wirklich als Sport bezeichnet werden darf oder nicht, stellt sich diese Frage für andere gar nicht mehr. Diese anderen verfolgen begeistert die 24 Stunden von LeMans, feiern das erste gewonnen Qualifiying von Michael Schumacher seit zweieinhalb Jahren oder krallen sich vor Anspannung in die Sessellehne, während Valentino Rossi sich auf seiner Ducati in die letzte, alles entscheidende Kurve legt. Und dann gibt’s da ja noch die weniger öffentlichkeitswirksamen Disziplinen, wie zum Beispiel Motocross. Die Herren von ECA Games haben sich der Sache angenommen und mit „Rock(s) Rider“ einen Trial-Racer zusammengezimmert, der, wenn es nach ihnen ginge, trotz nicht gerade wenig Konkurrenz seinesgleichen im App-Store suchen soll. Ob das tatsächlich so ist oder der Titel wieder nur einer von vielen, lest ihr in unserem Test.
In „Rock(s) Rider“ übernehmt ihr wahlweise die männliche oder weibliche Rolle eines von sich selbst überzeugten Biker-Greenhorns, das, obwohl noch völlig feucht hinter den Ohren, glaubt, richtig was drauf zu haben. Also schnappt ihr euch euer Bike und macht euch auf in die Höhle des PanHead. Der gute Mann hat nicht nur ziemlich wenig Haare auf dem Kopf, sondern auch eine Laune, wie sie Bastian Schweinsteiger wohl gehabt haben mag, nachdem er seinen Elfmeter im Champions-League-Finale trocken ans Aluminium setzte. Mit anderen Worte: Der Typ ist sauer. Natürlich sorgt ihr als blutige, aber nichtsdestotrotz unfassbar von euch selbst überzeugte Anfänger, nicht gerade für Begeisterung beim grimmigen Unterhemdenträger. Der fordert euch zu gesundheitsgefährdenden Geschicklichkeitsfahrten durch verlassene Lagerhallen heraus und wettet dabei stets gegen euch.
Damit wären wir auch schon direkt bei einem Feature des Titels angekommen, der ihn vom Rest des Racer-Einheitsbreis abhebt. Die Wetten. Vor jedem Durchgang könnt ihr Geld auf euch selbst setzen. Dabei geht’s beispielsweise um einen komplett sturzfreien Ritt oder die Unterbietung einer vorgegebenen Zeit. Selbstverständlich wollen wir hier niemandem irgendeine Leistung ab-, sondern vielmehr eine Empfehlung aussprechen: Lasst das mit dem Wetten in den ersten Rennen und macht euch lieber erst einmal mit dem Streckenablauf und der Steuerung vertraut. Sollte ihr Stürzen, geht es ab zum letzten Checkpoint, die dankenswerterweise recht üppig über die Strecken gesät sind.
An beides gilt es sich nämlich zu Beginn erst einmal zu gewöhnen. Das Geld zum Setzen verdient ihr, wer hätte es gedacht, indem ihr schnell und präzise durch die Level steuert. Je schneller und je weniger Stürze, desto mehr Knete. Nach jeder Zieleinfahrt gibt’s eine Auswertung mit Bronze-, Silber-, oder Goldmedaille und das eurer Leistung entsprechende Kleingeld, mit dem ihr wiederum wetten, oder, solltet ihr zu ungeduldig sein, neue Outfits oder Skins fürs Motorrad kaufen könnt. Beides kann aber auch in den Level gefunden werden und ist dann Teil einer Challenge. Diese beinhalten, wie erwähnt, das Finden eines versteckten Outfits, das Schlagen einer besonders knackigen Zeit oder das Erreichen einer Gold-Medaille.
Das nächste Feature, mit dem „Rock(s) Rider“ darum bettelt, nicht mit allen anderen Trial Racern in eine Schublade geworfen zu werden, sind die verschiedenen Fahrzeuge im Spiel. Denn neben dem ganz normalen, fast schon langweiligen Dirtbike gibt es außerdem noch ein zweites Dirtbike, das genauso normal und langweilig wäre, hätte es nicht diese innovativen Alu-Stangen an den Rad-Achsen. Mit denen rutscht ihr nämlich später im Spiel über eigens dafür errichtete Streckenteile und könnt so einen Parkour, der eigentlich schon bekannt war, völlig neu entdecken. Gleiches gilt für das Trike, ein Gefährt, das vorne zwei und hinten ein Rad besitzt und dadurch wiederum neue Streckenabschnitte und alternative Routen befahrbar macht. Das sorgt auf jeden Fall für Wiederspielwert und Abwechslung und hat uns gut gefallen. Ein ähnlich schöner Ansatz, wenn aber gewiss nicht so innovativ, wie das Befahren der Strecke mit einem motorisierten Dreirad, ist der Kampf um den Sieg Seite an Seite mit dem eingangs erwähnten PanHead und anderen Gegnern. Besiegt ihr die im direkten Vergleich, dann ist das umso befriedigender und hoch-motivierend. Ein paar lobende Worte seien auch noch dem Menü gewidmet. Selten sind wir in der Redaktion einem derartig spritzig frech gestalteten Menü über den Weg gelaufen. Wirklich nett!
Ein klarer Pluspunkt in „Rock(s) Rider“ ist ohne Frage die Grafik, denn das Spiel sieht wirklich gut aus. Die Bewegungen der Fahrer und vor allem die Explosionseffekte sind schön animiert und lasse Freude aufkommen. Die Strecken sind detailliert gestaltet und erzeugen authentisches Lagerhallen-Flair, falls es denn so etwas geben sollte. Der Look des Spiels hat uns also wirklich gut gefallen. Auch was den Sound angeht, gibt’s wenig zu meckern. Das wichtigste in einem Spiel, in dem es ausschließlich um motorisierte Zwei- und Dreiräder geht, ist selbstverständlich ein knackiger oder vielmehr knatteriger Motorensound. Der ist Gottseidank vorhanden, könnte aber vielleicht noch etwas kerniger klingen, und wird stilecht mit punkiger Rockmukke untermalt.
So leid es uns tut, unser investigativer Spiele-Report wäre nicht vollständig, ohne ein paar Worte zur Steuerung zu verlieren. Leid tut es uns deshalb ein bisschen, weil hier der Hase im Pfeffer begraben ist. Genre-Veteran „Trials HD“ hat vorgemacht, wie es richtig geht und „Rock(s) Rider“ hat’s nur bedingt nachgemacht. Wie üblich, lehnt ihr euch nach hinten, bzw. vorn mit zwei unten links platzierten Buttons. Gas gegeben und gebremst wird rechts unten. Doch zu schwammig steuert sich euer Vehikel durch den Parkour. Schön und wirklich nützlich wäre hier die Option gewesen, die Sensitivität der Neigungstasten anpassen zu können. Aber leider Pustekuchen. Stattdessen könnt ihr euer Bike auch – und das hat uns deutlich besser gefallen – per Tilt-Steuerung vor- und zurückneigen. Insgesamt ist hier aber eine gewissen Eingewöhnungsphase unabdinglich.