Zu zweit geht bekanntlich alles leichter. Das müssen sich auch die Gebrüder Mäkynen aus Finnland gedacht haben, als sie die kleine Entwicklerschmiede Touch Foo ins Leben riefen. Vor einiger Zeit sorgten sie bereits mit einem Titel namens „Soosiz“ für Aufsehen, ein Spiel, dass es tatsächlich schaffte, dem schwer geschundenen Plattformer Genre neues Leben einzuhauchen. Jetzt legen die Beiden nach und schicken mit „Swordigo“ einen mehr als würdigen Nachfolger ins Rennen. Als reiner Plattformer kann dieser Titel aber nicht mehr bezeichnet werden, denn die Finnen haben tief in die Zutatenkiste gegriffen und Einflüsse aus Adventure, Rollenspiel, Puzzle und Hack’n’Slay in den Topf geworfen. Ob ihr beim Genuss dieses Genre-Eintopfs angewidert das Gesicht verziehen und aufstöhnen müsst oder genussvoll vor Freude quieken dürft, verraten wir euch in unserem Test.
Ein merkwürdiger Traum lässt den blauhaarigen Helden aus dem Schlaf schrecken. Wie jeder anständige Lehrling spürt auch ihr sofort, dass irgendetwas mit eurem Meister nicht in Ordnung ist und macht euch schnellstens auf, um diesem merkwürdigen Gefühl auf den Grund zu gehen. Wenige Minuten später scheint die Situation klar: Der Meister fiel beim Pilze sammeln der ungezügelten Bosheit der Corruptors zum Opfer. In seiner unendlichen Weisheit schrieb er jedoch alles fein säuberlich auf und trug den Brief fortan immer bei sich. Glück für euch, denn ohne viel Gerätsel ist klar, was zu tun ist: Die Invasion der Corruptors verhindern, euer Dorf beschützen und Rache für euren Meister üben.
Würden wir Punkte für die Story vergeben, fiele uns das bei „Swordigo“ sichtlich schwer. Tiefgang sucht man vergeblich, doch ist das angesichts des stundenlangen Spielspaßes gar nicht schlimm. Einige Stunden könnt ihr mit „Swordigo“ locker verbringen und möchtet ihr auch die letzte versteckte Schatzkiste im hintersten Dungeon finden, dann ohne Weiteres noch mehr. Die Spieldauer ist aber nur einer von vielen Punkten, die uns beim Spielen positiv aufgefallen sind. Zu Beginn steht euch ein einfaches Schwert und ein Zauber zur Verfügung. Das ändert sich jedoch im Verlaufe des Spieles schnell. Habt ihr einen Gegner besiegt, dann gibt’s dafür in klassischer Rollenspiel-Manier Erfahrungspunkte. Sobald ihr genug davon gesammelt habt, steigt ihr im Rang auf und habt die Möglichkeit, euren Helden in einem der folgenden drei Punkte aufzurüsten: Angriff, Zauber und Lebensenergie.
Doch neben Erfahrung darf bei jedem erledigten Gegner, zerhacktem Grasbüschel oder geöffneten Schatzkiste immer auch auf ein paar der wertvollen Seelenscherben gehofft werden. Diese fungieren als Währung im Spiel und lassen sich im Shop wunderbar in neue Waffen, Extra-Leben und mehr investieren. Und neue Waffen braucht ihr, denn ist das Erledigen eines Level 1 Gras-Kriechers in den ersten Abschnitten des Spiels noch eher lästig, weil einfach, steigt der Schwierigkeitsgrad im Verlauf des Spiels immer weiter an und stellt euch ein ums andere Mal vor richtig happige Herausforderungen. Gerade die immer wieder im Spiel vorkommenden Boss-Kämpfe verlangen euch einiges ab.
Doch nicht nur das kriegerische Element kommt in dem ausdauernden Sidescroller zum Tragen; wie zu Beginn angekündigt, beinhaltet „Swordigo“ auch eine gehörige Portion Rollenspielwürze und so könnt ihr im Spiel immer wieder kleine Sidequests annehmen, die abseits der Hauptaufgabe erzählt werden. So wurde dem Fährmann beispielsweise eine wertvolle Vase geklaut und im Gegenzug zu euren Wiederbeschaffungsmaßnahmen bezüglich des teuren Porzellanstückes bietet euch der Schiffer seine nautischen Dienste an und schippert euch, nach erfolgreichem Beenden der Quest, über einen See. Die Levels könnt ihr, was die Reihenfolge angeht, relativ frei erkunden. Das hat uns gut gefallen und erzeugt eine abenteuerliche Atmosphäre und die Illusion, sich tatsächlich in einer großen zusammenhängenden Welt zu befinden. Wollt ihr mal nicht ewig von A nach B laufen, dann könnt ihr einmal entdeckte Portale zum Schnellreisen nutzen.
Hat man vor ein, zwei Jahren noch vorsichtige Zurückhaltung geübt, was die Kritik an Grafik in iOS-Spielen anging, ist das heutige Spielerauge richtiggehend verwöhnt. „Swordigo“ macht vieles richtig; der Look des Spiels gehört aber unser Meinung nach nicht leider nicht ganz dazu. Klar, hier zieht das Charme-Argument. Das wir uns nicht falsch verstehen, der Titel sieht wahrlich nicht schlecht aus, die 2D-Welten sind ganz hübsch dargestellt, Bewegungen sind flüssig und Zauber-Effekte sehen sogar ganz gut aus, aber vom Detailgrad her bewegt sich das Ganze auf Playmobil-Niveau. Das ist aber angesichts des guten Gesamteindrucks kein Beinbruch.
Der Sound kann hingegen uns wieder überzeugen. Die pompöse Musikuntermalung verhilft dem Spiel zu einer wahrhaft abenteuerlich-märchenhaften Stimmung und zieht euch regelrecht in die dicht atmosphärische Fantasie-Welt hinein. Gegner kreischen, euer Schwert sirrt durchs Gras und der Held stößt entschlossen seine Kampfschreie aus. So soll’s sein!
Zur guten Wertung trägt auch die Steuerung bei. Links, rechts, Springen, Schlagen, Zaubern, all das lässt sich ohne weiteres durch gut platzierte Buttons am unteren Rand des Bildschirms ausführen. Ragen die Knöpfe in manchen Spielen viel zu weit ins Bild hinein und verhindern so die freie Sicht auf das Spielgeschehen, behaltet ihr in „Swordigo“ dank klug platzierter Buttons immer den Überblick. Die Eingaben werden ohne Verzögerung umgesetzt und sind stets direkt und präzise. Super!