The Darkness 2 – Test / Review

5 Jahre ist ist her, 5 verdammt lange Jahre. Ich musste mich tatsächlich zuerst einmal zurück erinnern, wie lange es her ist, dass ich damals den Düster-Shooter The Darkness spielte. Ich persönlich fand das Spiel seiner Zeit recht gelungen, die Story war richtig gut und verlor bis zum Ende nicht an Fahrt. Jetzt also dürfen wir dank 2K Games endlich The Darkness 2 zocken und ob es ein würdiger Nachfolger ist oder ob Jackie über die Jahre hinweg Rost angesetzt hat, das erfahrt ihr hier.

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We are Family

Wie schon in Teil 1 schlüpfen wir in die Rolle des Mafiosi Jackie Estacado. Zwei Jahre nach den Geschehnissen von The Darkness hat sich Jackie in der Zwischenzeit viel Ruhm und vor allem Respekt in seiner Familie von Mafia-Schergen eingefahren und ist zum Mafiaboss avanciert. Die Finsternis, die in Jackie in Form von dunklen Kräften schlummerte, lernte er zu kontrollieren und hielt sie seit langer Zeit verborgen.

Die Geschichte von The Darkness 2 beginnt gemütlich in einem Restaurant, familiäres Treiben, es herrschte eine friedvolle Stimmung. Es dauert nur wenige Momente, bis sich dieses Setting komplett um 180°  dreht, als auf die feiernde Gesellschaft plötzlich das Feuer eröffnet wird. Mitglieder des Ordens der Bruderschaft stürmen das Restaurant und machen gnadenlose Jagd auf Jackie und seine Freunde. Als sich das Gemetzel seinem bitteren Ende naht, bleibt Jackie keine andere Möglichkeit mehr, als die Finsternis zu entfesseln und somit sich und seine Freunde vor dem sicheren Tod zu retten.

An dieser Stelle werden wir auch schon mitten ins Geschehen katapultiert. Das Tutorial findet in dieser kleinen Vorgeschichte statt, wo uns unser Freund Vinnie die Steuerung und den Umgang mit unseren Waffen kurz und präzise erklärt.

Anschließend beginnt die große Jagd auf den Orden der Bruderschaft mit deren Anführer Victor, der es einzig und alleine auf Jackie abgesehen hat, um sich seiner Fähigkeiten durch die Finsternis zu bemächtigen.

Im Verlauf des Spiels folgen immer wieder Cutscenes, die auf schmalem Grade zwischen Realität und Wahnsinn stattfinden und Jackies innere Zerrissenheit von Liebe und Schmerz emotional in Szene setzen. Seine Liebe Jenny entpuppt sich als waschechte Treibkraft auf seinem langen Weg zur Vergeltung.

 

Day Of The Tentacle

Wie schon in The Darkness stehen uns unsere beiden dunklen Tentakel buchstäblich zur Seite. Slashy und Grabby heißen die weniger liebenswerten als mehr brutalen unförmigen Gesellen. Und wie schon im ersten Teil besitzt jeder Arm verschiedene Grundeigenschaften. Slashy ist für die groben Arbeiten perfekt geeignet. Mit ihm verstümmeln wir Gegner und schlagen uns den Weg frei, egal, was uns gerade im Wege steht. Grabby ist eher praktisch veranlagt. Mit ihm können wir verschlossene Türen öffnen oder nach Gegenständen greifen.

Da sich die Finsternis nur einsetzen lässt, wenn es auch schummrig dunkel ist, können wir mit Slashy auch kurzerhand störende Lichtquellen ausschalten. In der Nutzung der Arme darf man sich auch kreativ zeigen. Findet ihr euch etwa mitten in einem Kugelhagel wieder, dann kann man mit Grabby einen Gegenstand greifen und ihn als Schutzschild nutzen.

Die Steuerung ist identisch geblieben: Beide Arme lassen sich über die entsprechende Schultertaste nutzen.

Natürlich läuft Jackie nicht mit leeren Händen durch die Welt. Zusätzlich zu den zwei mächtigen Tentakeln kann unser Anti-Held bis zu zwei Handfeuerwaffen mit sich führen, so dass er zu einer wütenden Tötungsmaschine mutiert. Ein kleiner Darkling steht uns im Kampf zur Seite, gelegentlich dürfen wir auch in seine Rolle schlüpfen, aber diese Abschnitte sind eher zu vernachlässigen.

Viel spannender sind die Finishing-Moves. Diese sehen nicht nur übertrieben brutal aus, sondern birgen auch kleine Boni. Je nachdem, welchen Finisher man durchführt, können Munition oder Gesund wieder hergestellt werden. Und beides sollte man auch im Auge behalten und seine Finisher mitunter klug einsetzen, denn nicht selten kann man so das vorzeitige Abdanken von Jackie vermeiden. Gegner werden einfach in der Luft zerrissen oder ihnen werden Körperteile abgetrennt. Die Palette an Finishern ist groß –  wer die deutsche Spielversion hat, erlebt hier allerdings große Einschnitte, denn mit ihr kommt auch die Zensur ins Spiel.

Es mag ja sein, dass Brutalität in übermäßigen Mengen nicht immer sein muss, den allgemeinen Geschmack nicht trifft oder gar ästhetisch ist. Aber in einem Spiel wie The Darkness tut es dem Spielspaß etwas ab. Gewalt gehört einfach inhaltlich und thematisch zu The Darkness wie das Münzen Sammeln zu Super Mario. Trotzdem das Spiel natürlich FSK 18 ist, wurde die Anzahl an Finishing-Moves deutlich reduziert, Ragdoll-Effekte wurden entfernt und auch die Sexszenen innerhalb der Cutscenes fallen aus.

Durch die Exekutionen erhalten wir gelegentlich sogenannte Essenzen, mit denen wir unseren Charakter pimpen können. Durch sie lernen wir neue aktive oder passive Fähigkeiten, der rollenspiel-ähnliche Skilltree lädt zum ausprobieren ein. Letztlich sind die Fähigkeiten aber keine wirkliche Aufwertung des Titels und bringen nur geringfügig Veränderung, weil man einige Talente schlichtweg gar nicht benötigt.

 

Was sonst noch bleibt

Wurde uns in The Darkness noch viel Freiheit in der Bewältigung eines Levels geboten, bekommen wir in The Darkness 2 wesentlich mehr Linearität präsentiert. Ausgangspunkt für die Einsätze ist fast immer das Anwesen von Jackie. Von hier machen wir uns dann zu den unterschiedlichen Locations auf, sei es eine Bar oder eine alte Fabrikanlage.

Linearität gibt es auch innerhalb der Missionen, denn Abwechslung wurde leider nicht all zu groß geschrieben bei der Entwicklung. Ihr ballert euch von Mission zu Mission und räumt alle, teilweise ziemlich dumm agierenden, Bösewichte aus dem Weg. Gelegentlich tun sich kleinere Boss-Kämpfe hervor, die aber mit wenig Geschick recht leicht zu meistern sind. Abwechslung zum normalen Feuergefecht bieten die Finisher, aber durch die überschaubare Anzahl bleibt auch hier irgendwann der Spaß einfach aus. Zudem scheinen einige der AI-Fieslinge nur darauf zu warten, dass sie erledigt werden, während die Kollegen eifrig die Show genießen und nicht eingreifen.

Bei der Grafik griff man zu Cel-Shading. Der dadurch entstehende Comic-Look kommt düster und beklemmend daher, wirkt stellenweise sogar wie ein finsterer Trickfilm und schafft eine passechte Atmosphäre. Die Missionen wurden mit Liebe zum Detail geschaffen, das Ambiente ist stimmig und jedes Missions-Setting fühlt sich real an. Viele kleine Objekte, die meisten davon als Waffe einsetzbar, kreieren eine herausragende Stimmung und fügen sich in ein grafisch ansehnliches Gesamtbild ein. Und da es sich bei The Darkness um eine Comic-Adaption handelt, passt die Grafik einfach wie die Faust aufs Auge. Gelegentlich stößt man auf Texturfehler, die jedoch so gering vorkommen, dass man dem Spiel dadurch keinen Abzug verpassen kann. Störend tritt dies nur dann auf, wenn wir eine Lichtquelle ausschalten wollen, damit wir die Finsternis einsetzen können, sich diese Lichtquelle aber als grafischer Bug heraus stellt.

Positiv überrascht dürfte man von der deutschen Synchronisation sein, steckt hier doch oft der Fehler im Detail und nimmt gelegentlich einen Großteil der Atmosphäre. Die Stimmen klingen echt und überzeugend, wobei weiterhin der Grundsatz gilt, dass man mit dem O-Ton noch eine Ecke besser beraten ist.

Ein Multiplayer darf natürlich nicht fehlen. Während man in The Darkness noch gegenseitig Hatz auf seine Mitspieler machte, setzt The Darkness 2 viel mehr auf Coop. Maximal 4 Spieler kämpfen sich gleichzeitig durch ähnlich schlauchrige Level wie im Hauptspiel, bieten jedoch eine andere Geschichte. Leider fehlt die Dunkelheit komplett im Mehrspieler-Modus, aber immerhin werden wir mit verzauberten Waffen versorgt und siehe da, auch ein verhextes Schwert kann in einem Shooter spaßig sein.