Review Gran Tourismo 5

    Gran Tourismo 5

    Polyphony Digital

    Rennspiel / Simulation

    Nach etlichen Stunden Spielzeit und gekauften, gewonnenen, verschenkten und wieder bekommen Autos aus der immensen Garage von Gran Tourismo 5 möchte ich die Gelegenheit nutzen, um ein kleines Fazit über den hier nunmehr 5. Teil unter der Federführung von Kazunori Yamauchi entwickelten Rennspiels zu berichten.

    Tausende virtuell zurückgelegte Kilometer lassen viele AHA und viele OH MANN Erinnerungen zurück die eine geteilte Meinung über das Gebotene zurücklassen, dazu später mehr.

    Man las viel darüber, was nicht alles hätte kommen sollen und vollmundigen Versprechungen lagen der Ernüchterung auf den Spielemessen gegenüber, doch soll man sich von dem erst positiv- und danach negativ-Hype anstecken lassen? Teils teils, positiv die endlose Möglichkeit mit Freunden über die vielen Pisten zu preschen, die Wiederholungen zu tauschen, die Euphorie über gewonnene Rennen zu teilen den Triumph über stärkere Gegner online wie offline. Wobei letzteres des Öfteren in ein Lotteriespiel ausartet, welche Art Gegner und Fahrzeuge von den KI ausgewählt werden, um dann mit ihrem unermüdlichen auf Schienen-Fahrverhalten den Rennfahrer auf der Couch in den Wahnsinn zu treiben. Hierbei ist es meistens nur möglich mit schierer Leistung oder göttlichem Fahrerkönnen und Controllervirtuosität die KI in Ihre Schranken zu weisen. Die leichten Anfangsrennen entwickeln sich im Laufe des Hochlevelns zu einer Gratwanderung. Wurde alles richtig gemacht und sich bei den Special-Events das nötige Kleincredit verdient, wird man mit der Möglichkeit belohnt sich bei starken Gegnern mit einer noch entsprechend stärkeren Karre zu wehren. Landet man im Gras, ziehen die Pixelgegner mit einer Wucht und wie ein Güterzug an einem vorbei und es wird schwierig sein, den Anschluss zu finden, gar das Rennen innerhalb der stets vorgegebenen Zeit zu beenden. Negativ aufgefallen sind die horrenden Preise eines Superboliden, hier werden realistische Maßstäbe angelegt, leider auch bei euren Belohnungen. Um zum Beispiel ein Formel 1 Wagen kaufen zu können, muss schon mal eine Woche mit ein und dem selben Rennen mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis gefahren werden und das rund um die Uhr. Hierbei kann einem auch kein B-Spec-Fahrer helfen, wird er nicht dauernd angespornt, fällt er in die Mittelmäßigkeit und somit auf die hinteren Ränge zurück, selbst bei einem stärker motorisiertem Fahrzeug.


    Reduziert man seine Erwartungen auf das Wesentliche, dass was Rennen-fahren einfach ausmacht, dann wird man mit GT5 sehr viel Spaß haben. Ich möchte hier bewusst nicht direkt auf Grafikdetails eingehen. GT5 hat bei den Premiuminhalten und den neuen Strecken eine formidable Optik, wenngleich ein Baum, der aus 2 Bitmap Texturen besteht, sehr altbacken wirkt.

    Fraglich sind auch der ein oder andere Physik-Effekt. Beispielweise ist das Kurveninnere Rad bei der Kurvenausfahrt weniger stark belastet und sollte demnach eher durchdrehen als das Kurvenäußere. Dem ist aber nicht so. Springt mein Fahrzeug über ein Kuppe, neigt sich die Nase den Boliden gen Himmel. Eine komische Verhaltensweise für ein Rennwagen mit Frontmotor. Und was um alles in der Welt macht es denn so unmöglich einen ordentlichen Sound der Rennwagen zu simulieren? Viele der Traumkarossen hören sich an wie ein Staubsauger mit akutem Reizhusten. Hier ist schon in vielen anderen Rennspielen und seit vielen Jahren besseres geboten.

    Wieso werden bei den Wiederholungen keine Bedienelemente angeboten? Vielmehr ist es eine Kunst im richten Moment auf Pause zu drücken, um mit den mächtigen Fotomodus ein sauber gerendertes Bild zu schießen. Zweifelsohne kann man das ein oder andere hintergrundtaugliche Foto erstellen und dieses über sofort mit anderen in der Freundesliste teilen. Videos, Bilder, Autos, Hupen, Lackierungen, alles kann getauscht werden. Polyphony ist sogar die eigene Songauswahl, bei den Rennen sowie dem Menü eine Trophäe wert.


    Hat man einmal ein paar Freunde zu seiner Liste hinzugefügt, werden diese in GT angezeigt, insbesondere deren Statistiken, gefahrene Kilometer, Level und Credits. Auch der B-Spec Fahrer Level wird angezeigt. Hier kann gechattet werden was das Zeugs hält, eine eigene Online-Lobby wird erstellt und schon kann mit sich duellieren. Während den Online-Rennen kann auf generische Fahrzeuge aus dem Fuhrpark des Spiels gewählt werden auch ist es möglich, vorher Autos mit einem Favoritenstern zu versehen, selbige werden bei den Online-Rennen bereitgestellt. Der Sprachchat funktionert tadellos und sauber, eine hohe Bandbreite des Hauseigenen Anschlusses vorrausgesetzt.

    Ab Level 25 werden dann Langstreckenrennen wieder mit von der Partie wie aus GT4 bekannt, wie zum Beispiel die 24Std der Nordschleife oder die 24Std von LeMans auf den Circuit de la Sarthe.

    Dennoch lässt das Spiel viele Zweifel zurück, weshalb das Team von Poliphony eine solch Lange Entwicklungszeit benötigt hat. Wieso wurden 600 Hupen in das Spiel integriert, wieso sehen Bäume wie Pappscheiben aus, wieso ist die Fahrphysik manchmal sehr komisch, wieso ist der Sound so plump, wieso sind Kollisionsabfragen so amateurhaft und mit einem Sound begleitet, der an ein altes Ölfaß erinnert? Wieso sind die Unterböden der Wagen schwarz?

    Gran Tourismo 5 kann begeistern, aber nicht jeden. Fans der Serie kommen voll auf ihre kosten, Neueinsteiger werden das ein oder andere fragen, warum sie nicht das Geld in ein paar neue Schuhe investiert haben.

    Fazit:

    Nichts desto trotz ist Gran Tourismo ein Edelracer, ein Autoschmaus der die Sinne berührt. Premium Inhalte sind das Aushängeschild und bis auf die letzte Schraube ist alles vorhanden. Aufgrund der sehr langen, langen Spielzeit und der nicht enden wollenden Möglichkeit, Rennen immer und immer wieder fahren und jederzeit mit Freunden hinters Lenkrad steigen zu können, ist und bleibt GT 5 wohl ein Dauerbrenner in allen PS3 Laufwerken. Die volle Pracht entfaltet GT5 in Zusammenspiel mit einem logitech Driving Force GT, das ehemals offizielle Lenkrad, welches durch das wesentlich teurere Thrustmaster pendant abgelöst wurde. Jede Bodenwelle und harte Curbs werden ungefiltert an den Fahrer weitergegeben. Die weiterhin versprochenen Patches, wie von Polyphony angeben, versprechen hier und da Erweiterungen und Verbesserungen, bis der Perfektionsgrat, wie von Kazunori Yamauchi vollmundig angekündigt, erreicht ist, bleibt zu hoffen dass die angesprochenen Mängel behoben und ein Speichermodus bei den Langstreckenrennen hinzugefügt wird. Bis dahin bleibt es ein solider Racer, der auf der PS3 bisher keine Konkurrenz zu fürchten hat.

    Wertung: 89%