Metal Gear Solid: Ground Zeroes – Test / Review

    Konami schickt mit Metal Gear Solid: Ground Zeroes den Prolog zum später folgenden Hauptspiel ins Rennen. Zum Budgetpreis soll das Spiel einerseits die lange Wartezeit bis Phantom Pain überbrücken, zum anderen die Lust auf Snakes neues Abenteuer noch mehr steigern. Augenklappe aufgesetzt und rein in unseren Test!

    „Ich habe Euch warten lassen“. So empfängt uns Solid Snake in Metal Gear Solid: Ground Zeroes. Oh ja, satte 6 Jahre ist es her, dass Metal Gear Solid 4 den Siegeszug auf der damals noch recht jungen Playstation 3 antrat. Damals schielten Spieler auf der Xbox noch neidisch rüber, aber das gehört glücklicherweise der Vergangenheit an. Ground Zeroes erschien kürzlich zeitgleich für Playstation 4 und Xbox One.

    Die Veröffentlichung von Ground Zeroes war im Vorfeld nicht ganz unumstritten, Spieleschöpfer Kojima entschied sich aber letztlich doch dafür, das Spiel auf den Markt zu bringen. Es soll ein Vorgeschmack sein auf das, was uns in Phantom Pain erwarten wird. Ein kleiner Appetizer, mehr nicht. Hideo Kojima wird nicht müde, zu erklären, dass das später folgende Hauptspiel vom Umfang her mehr als 200mal größer sein wird. Holla die Waldfee, wenn das stimmt, dann wird die lange Wartezeit auf Phantom Pain (es soll 2015 erscheinen) noch umso schmerzlicher für uns.

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    Die Zeit: 1975. Der Auftrag: Befreie die beiden Informanten Chico und Paz. Der Einsatzort: Hochsicherheitsgefängnis Omega, Guantánamo, Kuba.

    Im Grunde genommen war es das schon an Infos. Es gilt also, zwei Verbündete aus dem Knast zu befreien, der von Dutzenden Soldaten mit teils schwerem Geschütz bewacht wird. Wie wir das tun, das bleibt von vorne bis hinten uns alleine überlassen. Der Umfang klingt nicht sonderlich groß und er ist es auch beim ersten Blick nicht. Neben der Hauptmission warten allerdings noch 5 Seitenmissionen und die Spielwelt bietet eine solch enorme Vielfalt, dass man schier unendlich viele Vorgehensweisen ausprobieren möchte. In der Summe kommen wir auf eine Spielzeit von rund 90 Minuten für die Hauptmission, erledigt man die Nebenmissionen auch noch, steigt der Zähler auf etwas mehr als 2 Stunden. Das gilt wohlgemerkt für den ersten Durchlauf. Da Ground Zeroes einen erstaunlich hohen Wiederspielwert besitzt, sind alle nachfolgenden Durchzüge eher kürzer. Und wer immer noch nicht genug damit hat, der macht sich einfach dran und entdeckt alle Sammelobjekte unterwegs, die, gelinde gesagt, teilweise arschig platziert wurden.

     

    Snake zeigt sich in Metal Gear Solid: Ground Zeroes von seiner vielleicht bis dato besten Seite. Die Metal Gear Solid Reihe stand in ihren Grundzügen immer für feine und filigrane Schleichaction, ein paar wenige Ableger der Serie tanzen dezent aus der Reihe. In Ground Zeroes wird Stealth nahezu zur Perfektion getrieben. Leider macht die KI dem Spaß gelegentlich ein abruptes Ende, etwa dann, wenn wir vor den Augen feindlicher Truppen in ein Gebäude flüchten und diese urplötzlich die Verfolgung aufgeben und wieder dümmlichen ihren Patrouillewegen nacheifern. Das ist dann aber auch der fast einzige Makel an der künstlichen Intelligenz, denn selten haben wir solch schlaue und teils hinterlistige Wachen erlebt.

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    Wichtig bei der Planung ist ein aufmerksames Ohr. Man sollte den Funksprüchen gut lauschen, um nicht böse überrascht zu werden. Die altbekannten Sichtkegel der Wachen wurden dafür aus dem Spiel entfernt. Entdeckt uns dann doch mal ein feindlicher Truppler, verlangsamt das Spiel für wenige Sekunden in eine Art Slowmotion, wo wir die kostbare Zeit nutzen können bzw. sollten, um den Feind auszuschalten.

    Überaus gut gelungen ist den Designern die Gestaltung des Camps Omega. Es fühlt sich glaubhaft lebendig an, wenn man mit Snake durch den Wüstenstaub kriecht und hinter einer Munitionskiste Deckung sucht. Überall sprießt der Detailreichtum, jedes noch so kleine Detail wurde liebevoll umgesetzt. Und nicht selten kann man die Vielzahl an Objekten dann auch für sein weiteres Vorgehen nutzen. Neu hinzugekommen ist, dass Snake fortan nicht mehr nur zu Fuß seines Weges zieht. Quer durch das Camp fahren beispielsweise Trucks, auf denen man sich auf der Ladefläche bestens verstecken kann. Und hat man keine Lust auf den unsichtbaren Anhalter, dann wird eben kurzerhand ein Vehikel gemopst. Hierbei ist Vorsicht geboten, denn wo ein gestohlener Panzer für keinerlei Aufregung sorgt, regen sich die feindlichen Truppen ganz fix, wenn wir mit dem Gefährt zu viel Rabatz machen.

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    Grafisch bekommen wir in Ground Zeroes ein kleines Meisterwerk geboten. Und auch hier muss man betonen: Wenn das nur ein Vorgeschmack auf Phantom Pain ist, dann wird das Hauptspiel eine wahre Pracht werden. Zu verdanken haben wir das der FOX Engine, die schon in diversen Tech-Demos einen tollen Eindruck machte. Und uns wurde nicht zuviel versprochen, sie zaubert eine stimmige und absolut lebhafte Spielwelt auf die Mattscheibe. Egal wohin man blickt, ob es die wehenden Fahnen sind oder die Animationsabläufe der Spielfiguren: Es passt einfach alles und Ground Zeroes bietet eine ordentliche Portion Authentizität. Wer das Spiel besitzt, der sollte mal gezielt einen Moment auf die Licht- und Schatteneffekte achten. Nach mehrmaligem Durchspielen wissen wir immer noch nicht so ganz genau, welche Tageszeit mehr Spaß macht: Der Tag oder die Nacht. Beides sieht bombastisch aus und bietet einen ganz eigenen Charme.

    Wer die Wahl hat, der sollte bevorzugt zur Version für Playstation 4 greifen. Das Spiel läuft auf Sonys neuer Konsole in vollen 1080p, während die Xbox One Variante nur 720p bietet.

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    Die Steuerung geht schon nach den ersten Schritten in Fleisch und Blut über. Erfreulich ist, dass das Nahkampfsystem überarbeitet wurde und gut von der Hand geht. Toll sind die Übergänge zwischen den Einzelaktionen, die sauber animiert wurden.

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    Fazit

    Ja, das Spiel bietet wenig Umfang und wir können Stimmen von Fachleuten verstehen, die in Metal Gear Solid: Ground Zeroes die „teuerste Demo aller Zeiten“ sehen. Aber das Spiel macht einfach so unglaublich viel Spaß, dass das eigentlich egal sein kann. Sicherlich muss jeder für sich abwägen, ob er bereit ist, für diesen Prolog rund 30€ bezahlen zu wollen. Aber wer Fan von Snake ist, der kommt definitiv auf seine Kosten. In seinen Grundzügen soll Ground Zeroes auf das anstehende Hauptspiel Phantom Pain vorbereiten und unseren Appetit vergrößern. Kurz: Das schafft es. Die Grafik ist beeindruckend und die mannigfaltigen Vorgehensweisen heben den Wiederspielwert enorm, auch wenn wir nur 1 Level zum Austoben haben.

    Metal Gear Solid: Ground Zeroes ist für Playstation 3 und 4, sowie Xbox 360 und One im Handel für rund 28€ zu kaufen.

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur