Twisted Metal – Test / Review

Was Pennywise (Stephen Kings ES) in der Filmgeschichte ist, ist Sweet Tooth bei den Videospielern. Twisted Metal ist zurück und stilecht präsentiert sich der brennende Schädel des irren Clows auf dem Cover. Ach wie schön wäre es, wenn wir ein erfolgreiches Comeback des effektgeladenen Auto-Shooters feiern dürften. Na dann wollen wir mal…

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Der Twisted Metal Launch Trailer

Ich erinnere mich noch an das Jahr 1995 zurück, als ich mit nicht mehr ganz so zarten 17 Jahren die schwarze Disk mit der Aufschrift „Twisted Metal“ in meine Playstation 1 legte. Was das war, wusste ich gar nicht so genau. Irgendetwas mit Autos und Waffen. Was letztlich folgte, waren tage- und wochenlange Multiplayer-Duelle mit Freunden oder der AI. Twisted Metal hat gefesselt, nicht nur mich. Noch heute genießt die Serie bei Fans einen enorm guten Ruf. Das Spielprinzip folgte einem denkbar einfachen Muster: Schickt durchgeknallte Charaktere in verrückten Autos in eine Arena und lasst die bis an die Zähne bewaffneten Boliden aufeinander los –am Ende kann nur einer überleben.

Hat der Eiswagen etwa eine Minigun?

Twisted Metal bietet grundsätzlich zwei Spielmodi: Singleplayer oder Multiplayer. Wer Solo spielen möchte, der bekommt eine recht umfangsarme Kampagne geboten. Sind wir aber ehrlich: Twisted Metal hatte seit jeher seinen Reiz im Mehrspieler-Modus, der Singleplayer war schon immer zu vernachlässigen.

Das Grundgerüst ist alt bekannt. Auch in der vorliegenden Neuauflage fighten wir in Arenen gegen unsere Mitstreiter und versuchen uns dieser nach und nach zu entledigen. Auf 8 Maps wurden die insgesamt 30 Arenen verteilt, die in ihrer Größe von winzig bis riesig variieren.

Herzstück bei Twisted Metal sind die Fahrer und ihre abgedrehten Fahrzeuge. In typischer Manier sitzen wir am Steuer eines Leichenwagens, Eiswagens oder doch lieber eines sportlichen Flitzers. Zweiräder fehlen auch nicht und so wird unser Fuhrpark durch Motorräder ergänzt. Neuerdings dürfen wir auch hoch hinaus und uns zum ersten Mal in das Cockpit eines Helikopters setzen. Ähnlich wie bei diversen Funracern wird auch in Twisted Metal zwischen den Fahrzeugen unterschieden. Ein LKW hält zwar unglaublich viel aus und rammt jeden Gegner mit Links aus der Bahn, kommt aber in puncto Geschwindig- und Wendigkeit überhaupt nicht mit einem Motorrad mit. Diesem fehlt es aber letztlich an Durchschlagskraft. Und so muss jeder für sich entscheiden, welchen Typ Fahrzeug man bevorzugt spielen möchte.

Jedes Fahrzeug bietet neben den Standard-Waffen und diversen Sonderwaffen, die in jeder Arena verstreut herumliegen, auch eine Spezialwaffe. Besonders abgefahren fanden wir den Abschlepper, der kurzerhand als Spezialgeschosse mit Schrottautos umher wirft. So cool diese Specials sind, man sollte keinesfalls die einsammelbaren Waffen links liegen lassen, denn zielsuchende Raketen (als Beispiel) haben einfach was für sich.

Während eines Rennens darf man sein Gefährt wechseln, dazu muss lediglich die Werkstatt angefahren werden. Das mussten wir während des Tests auch öfter nutzen, denn nur allzu gerne jagen uns die fiesen Mitstreiter eine Rakete nach der nächsten ins Heck. Für den Wechsel stehen pro Runde insgesamt 3 Fahrzeuge zur Verfügung. Bei dem Spieltyp „Elimination“ steht dieses Feature allerdings nicht zur Verfügung und hier sollte man tunlichst in den Rückspiegel schauen, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen. Ist das Gefährt hinüber, dann ist man raus, ätsch.

Offline oder Online

Lobenswert ist der integrierte Offline Multiplayer. Bis zu 4 Spieler tummeln sich an einem Fernseher und kämpfen und den begehrten Platz 1.

Im Online-Multiplayer geht es dann richtig rund. 16 Mann flitzen durch die Arenen, immer auf der Suche nach dem nächsten Opfer. Hier kommt der Charakter von Twisted Metal raus, denn das Spiel steht für Chaos und Zerstörung und genau das gibt es im Multiplayer in der vollen Ladung.

Zocker aus den USA beklagten sich zum Release von Twisted Metal über dauerhafte Verbindungsabbrüche im Onlinespiel. Sony lieferte den Patch nach, aber bei unserer europäischen Variante scheint der Patch nicht wirklich zu funktionieren. Häufiger gab es Verbingsprobleme und so wurde die schnelle Runde zwischendurch gerne mal zum Geduldsspiel.

Während der Kampagne hatten wir nicht selten das Gefühl, dass es insgeheime Absprachen unter den KI-Kollegen gab. Nicht selten wurden wir zum alleinigen Gejagten, weil sich die übrigen Mitstreiter anscheinend alle an uns störten. Schade, denn so wird eine Runde auch mal ganz schnell nur zu einer Fluchtfahrt, bis sich zufällig dann doch mal die AI gegenseitig zersägt.

Und hier wird das Spiel stellenweise einfach unfair. Sich gegen mehrere Gegner gleichzeitig zu behaupten ist schon schwer genug. Aber wenn dann noch zusätzliche Ziele während einer Mission erledigt werden müssen, dann ist man einfach chancenlos.

Die Klasse eines B-Movies zeichnet sich deutlich in den sporadischen Zwischensequenzen ab. Etwas überrascht waren wir, dass Sony auf reale Charaktere setzt und nicht auf Render-Sequenzen. Die schauspielerische Leistung ist mittelmäßig und der Gehalt des Inhaltes mitunter ziemlich wirr und lächerlich – aber so ist Twisted Metal nun mal.

Technische Licht- und Schattenseiten

Auf der technischen Seite lief das Spiel jederzeit flüssig, Ruckler kamen nie vor, auch nicht im Online-Duell.

Die Grafik ist, gelinde gesagt, etwas überholt. Plumpe und matschige Texturen sind an der Tagesordnung, wobei das Tempo-Feeling gerne über dieses Manko hinweg täuscht.

Ein allerdings großes Manko ist die Steuerung. Eigentlich sollte man meinen, dass für ein schlichtes Spiel auch eine simple Button-Konfiguration reichen sollte. Denkste, es gibt viel zu viele einsetzbare Tasten und die Belegung widerspricht jeglicher Logik, spätestens dann, wenn der Stick zum Lenken seines Fahrzeuges mit zugeschaltetem Button dann noch eine Funktion zugewiesen bekommt.

Auch die vorgeschlagenen alternativen Konfigurationen bringen nichts, denn keine Belegung will so richtig in unseren Kopf. Warum muss ich denn mit Quadrat beschleunigen und bremse mit X? Man sollte sich die Buttons bestmöglich merken, denn sonst wird es am Erfolg durch mangelnde Kontrolle scheitern.

Die automatische Zielfunktion versagte ebenfalls gerne mal. Anstatt den vorausfahrenden Gegner anzuvisieren fliegt unsere kostbare Napalmbombe plötzlich auf einen anderen Mitstreiter. Hä?

Fast alles an der Umgebung ist zerstörbar – aber eben nur fast. Nach etlichen Runden kennt man zwar die Arenen wie seine linke Hosentasche, aber bis dahin gilt es besonders die Randgrenzen zu wissen, denn wer mit Vollgas gegen eine unzerstörbare Mauer brettert, der hat schlichtweg das Nachsehen.

Der Soundtrack liefert passende Rock- und Trashnummern von bekannten Größen, einzig die Vielfältigkeit an Liedern hätte etwas größer sein dürfen. Die Sounds klingen super und absolut stimmig und generell darf man sagen, dass bei Twisted Metal niemals auf nur ein Fünkchen Ruhe herrscht