Jagged Alliance: Crossfire – Test / Review

Es ist gerade einmal 6 Monate her, dass bitComposer Games zum großen Jagged Alliance Reboot blies. Unter dem Beinamen Back in Action (kurz BIA) erntete man Lob und Kritik, denn die neue Spielmechanik wies gleichsam Licht und Schatten auf. Seit heute steht Crossfire in den Läden, der neuste Streich der JA-Macher. Wir von game2gether haben die erneute Hatzjagd nach finsteren Gesellen aufgenommen und uns Crossfire ordentlich reingezogen.

 

Keine Zeit für Cocktails

Vorweg sei gesagt, dass Jagged Alliance: Crossfire ein vollständiges standalone-Addon ist. Zur Installation wird also das Hauptspiel Back in Action keineswegs benötigt, auch wenn es den praktischen Einstieg ins Spielgeschehen natürlich erleichtert. Und anders als bei den bisherigen DLCs Point Blank und Shades Of Red können wir hier tatsächlich von diversen Mehrinhalten – statt nur neuer Missionen – für den schmalen Geldbeutel reden. Schmal deshalb, weil Crossfire ab der Veröffentlichung bereits für günstige 16,99€ via Steam angeboten wird. Dennoch wollen wir natürlich auch etwas für unser Geld haben und wie sich herausstellte, werden wir auch ordentlich bedient.

In traditioneller Weise öffnet das Spiel seine Pforten mit einem Anruf. Wir sitzen ebenfalls wie gewohnt vor unserem Laptop, über den wir stets die wichtigsten Informationen abrufen können. Wir bekommen die Information, dass der sonst friedliche Staat Khanpaa von einer bezahlten Armee mit religiösen Motiven überrollt wird. Diese Jeniten unterstehen dem Kommando des Oberfieslings Jurjen Bolazwen und wir sollen, richtig, selbigem den Garaus machen. Der Anrufer ist bei uns natürlich an der richtigen Adresse. Wir nehmen den Job beherzt an, denn die vielen Scheinchen, die am Ende der Mission auf uns warten, sind einfach zu verlockend. Über permanenten Emailverkehr werden wir vorab und während des Spiels immer auf dem Laufenden gehalten, damit wir aktuelle Geschehnisse in Khanpaa immer im Blick behalten.

Nachdem wir also einen ersten Eindruck vom brandneuen Einsatzort bekommen haben, sollten wir mit dem mageren Startkapital unsere ersten Söldner anheuern. Hier legt Crossfire noch einen oben drauf und so bekommen wir zum ohnehin schon üppigen Pool an Spezialisten nochmals 10 neue Gesichter. Damit erhöht sich die Anzahl an auswählbaren Söldnern auf satte 50. Ganz so neu sind die Gesichter allerdings nicht wirklich und Anhänger der Jagged Alliance-Serie dürfen sich auf die Rückkehr von bekannten Nasen freuen.

Bei den Söldnern bekommen wir, wie auch schon in Back In Action, jede Menge Abwechslung geboten, die schon bei der Auswahl einige taktische Tiefe offenbart. So pickt man für sich die jeweils passenden Typen heraus, dem eigenen Spielstil entsprechend. Wer brachiale Gewalt bevorzugt, der wählt primär Söldner, die mit schweren Gewehren und Sprengstoffen agieren können. Wer lieber aus dem Hinterhalt operieren möchte, greift zu Scharfschützen und lautlosen Nahkämpfern. Die Bandbreite ist riesig und bietet für jeden Spielertypen mehr als genügend Auswahlmöglichkeiten. In unserem Test hatten wir fast immer einen Mix an Talenten für die Missionen dabei und sind damit auch stets gut gefahren.

 

Try and Error

Schon bei der ersten Mission wurde uns schlagartig klar: Die KI ist wieder recht hoch angesiedelt. Wie sich dann später im Verlauf des Spiels zeigte, haben die computergesteuerten Protagonisten immer offene Ohren, hören jedes unnötige Geräusch und unbedachtes Vorgehen wird nahezu ausnahmslos gnadenlos bestraft. Nicht selten sollte also die Missionskarte peinlichst genau studiert und beobachtet werden. Laufwege der Feinde wollen im Auge behalten werden und auf Wachposten positionierte Einheiten bieten wir auf freier Fläche ein leichtes Ziel – also alle Deckungen effektiv nutzen! Anhand der Startmission wurde uns aber auch deutlich gemacht, dass selbst ein erfolgreicher Weg immer noch etwas leichtfüßiger hätte beschritten werden können.

Beispiel: Nach unserer Landung via Fischkutter am Ufer befindet sich unweit von uns ein Gebäude, in denen sich gleich vier Gegner befinden. Ein erstes Auskundschaften zeigt uns, dass wir von einer erhöhten Position aus den Gegner recht leicht mit Sperrfeuer eindecken können. Obendrein bietet der Balkon auch noch kleinere Deckungen für alle unsere Söldner. Der Plan steht also und führt letztlich auch zum Erfolg, denn alle vier Feinde liegen wenige Schüsse später mausetot auf dem Fußboden. Wir selbst haben nur kleinere Blessuren davon getragen, die aber schnell medizinisch von einem der Söldner versorgt werden können. Im weiteren Verlauf der Mission waren wir allerdings etwas unvorsichtig und haben gleich mehrere Söldner verloren – also starten wir die Mission lieber gleich noch mal neu. Beim nächsten Anlauf wählten wir für das oben erwähnte Gebäude eine neue Variante und wollten aus dem Hinterhalt heraus stürmen. Und hier fanden wir dann nützlicherweise einen Granatwerfer, der natürlich eine ganz neue Möglichkeit offenbart. In diesem Falle reichte es aus, einen einzelnen Söldner wieder auf den Balkon zu schicken und die Granate in die feindliche Menschentraube feuern zu lassen.

Try and Error eben, wobei nicht zwangsweise an Vorgehensweise X auch gleichzeitig ein virtuelles Ableben der eigenen Söldner geknüpft ist. Experimentierfreudige Spieler dürften bei Crossfire jedenfalls leuchtende Augen bekommen und die manigfaltigen Möglichkeiten laden zum erneuten Aufbruch in bereits erledigte Gebiete ein.

 

Der neue alte Bekannte

An der reinen Spielmechanik hat sich grundsätzlich nichts verändert. Kenner von Back in Action können also sofort loslegen, während sich Neulinge zunächst am ausführlichen Tutorial versuchen. Das in BIA neu etablierte Plan & Go wurde in allen Einzelheiten übernommen und bietet sowohl Echtzeit-, als auch Rundenstrategen wieder die gewohnt gelungene Mischung.

Das neue Stetting gefiel uns sehr gut. Khanpaa bietet eine gelungene Portion Abwechslung, raus in bewaldete Steppen, rein in kleinere Slums bis hin zu – und das ist völlig neu für Jagged Alliance – schneebedeckte Gebiete. Die neuen Schnee-Effekte sehen obendrein auch noch richtig schick aus, haben aber dem Anschein nach leider überhaupt keine Auswirkung auf das Durchhaltevermögen unserer Söldner. Schade eigentlich, denn das wäre fast schon ein kleines I-Tüpfelchen gewesen und hätte die Vorgehensweise nochmals beeinflusst, aber vielleicht wäre das auch einfach etwas zu viel an Tiefe gewesen.

Neben den bereits erwähnten 10 neuen MERC-Spezialisten spendiert man mit Crossfire auch direkt eine ganze Palette an neuer Waffen und Ausrüstungsgegenständen. Die Qual der Wahl steigt also fast synchron zu unserem Bankkonto an und auch hier zeigt man wieder viel Freude zum Detail und überlässt dem Spieler vielfältige Entscheidungsmöglichkeiten. Trotzdem der Staat Khanpaa optisch kleiner wirkt als Arulco, gibt es mehr als genug zu tun. 18 abwechslungsreiche Missionen wollen bestritten werden, bevor der Staat von der feindlichen Armee befreit wurde.

In unserer oben erwähnten Beispielmission starteten wir den kompletten Einsatz neu, Keine Angst, denn dies ist absolut kein Muss, man darf frei zwischenspeichern und sollte von dieser Funktion auch tunlichst Gebrauch machen. Dann wiederum sollte man eine kleine Portion Geduld mitbringen, denn das Speichern dauert, wie auch schon in BIA, mitunter einfach viel zu lange und stört den Spielfluss.

Von der grafischen Seite her hat sich nichts verändert, bis auf das erwähnte Schneegestöber. Beim Sound setzte man auf eine vollständige deutsche Synchronisation, die durch die Bank gelungen ist.

 

Fazit und Wertung folgen auf der nächsten Seite!