Rugby World Cup 2011 – Test / Review

Seit Jahren muss man als Rugby Fan auf eine gute Spielefassung dieses erstklassigen Sports warten. Das letzte gute Rugby Spiel war EA Sports Rugby 08 für die PlayStation 2 entwickelt von HB Studios. Auch Rugby World Cup 2011 wurde von HB Studios entwickelt und das Entwicklerteam hat mit FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2010 Südafrika eindrucksvoll bewiesen wie man ein gutes Spiel um eine Weltmeisterschaft baut. Ob sich Rugby World Cup 2011 den Webb Ellis Cup sichern kann und die vier Jahre seit dem letzten Rugby Spiel gut genutzt hat, lest ihr in unserem Test.

Spielen mit Unbekannten

Rugby World Cup 2011 kommt, wie der Name schon vermuten lässt, mit einer offiziellen Lizenz des Rugby World Cup Limited (RWCL). Es geht im Spiel darum die Weltmeisterschaft im Rugby zu gewinnen. Lizenzen von einigen Stadien und Teams wie England, Schottland, Wales, Irland, Italien, Frankreich, Südafrika, Argentinien und Kanada sind auch dabei. Jetzt fragt ihr euch sicherlich was mit Australien und dem Gastgeber Neuseeland ist. Beide Teams und der Rest der 20 spielbaren Teams kommt ohne Lizenzen und damit auch mit komplett erfundenen Spielern, die den echten Protagonisten nicht mal ähnlich sehen. Bei einem Spiel das sich nur auf ein Turnier konzentriert ist es sehr schade, dass die Hälfte der Teams ohne Lizenzen ins Spiel kommt. Echte Fans können die Namen und die Fähigkeiten der Spieler selbst anpassen, aber leider lässt sich das Aussehen der Figuren nicht ändern. Die Möglichkeit einen eigenen Spieler zu erstellen gibt es nicht einmal.

 

 

Was passiert hier?

Dem Spiel fehlt ein Tutorial wodurch der Spieler gleich ins Geschehen geworfen wird. Spieler ohne Kenntnisse der Rugby Regeln haben eine schwere Anfangszeit, da es keinerlei Erklärungen gibt. Die Steuerung ist zwar sehr einfach gehalten, aber eine Einleitung in die Spielsteuerung wäre wünschenswert gewesen. Die Texte zur Steuerung im Ladebildschirm sind einfach nicht genug. HB Studios hat eine sehr arcadige Steuerung entwickelt und vieles läuft über die A- respektive X-Taste ab. Kämpfe um den Ball am Boden werden durch schnelles Drücken der Taste ausgefochten, wobei sich eine Leiste füllt. Füllt man die Leiste zu sehr wird sie rot und man begeht ein Foul. Für solche Situationen hätte man sich ein Tutorial gewünscht, da man erst beim Ausprobieren merkt, dass man etwas falsch macht. Ein weiter Tritt des Balles und ein Pass zu einem Mitspieler kurz bevor man zu Boden geht, werden ebenfalls durch einen Druck der Taste ausgeführt. Da sich alles auf diese Taste konzentriert kommt es zu ungewollten Pässen und weiten Abschlägen, da man schon auf die Taste einhämmert bevor der Spieler den Boden berührt. Ansonsten ist die Steuerung sehr gelungen.

Weltmeister!

Nach nur acht Spielen könnt ihr bereits Weltmeister sein und dann fragt ihr euch was man noch machen soll. Neben dem Modus „International Test“, was ein normales Freundschaftsspiel ist, gibt es den Modus „Warm-Up Tour“. Hierbei reist ihr mit eurem Team durch bestimmte Regionen der Welt und tragt dort Vorbereitungsspiele aus. Bestimmte Gegenden müsst ihr erst freischalten, aber nach kurzer Zeit habt ihr auch diesen Modus einmal komplett durchgespielt. Dann bleibt euch nur noch der spannende „Place-Kick Shootout“ Modus bei dem beide Teams abwechselnd von vorher bestimmten Positionen auf dem Feld den Rugby durch die beiden Torstangen schießen müssen. Dies gleicht dem Elfmeterschießen beim Fußball und wird nur bei Unentschieden nach der Verlängerung durchgeführt. Alle diese Modi haben einen geringen Wiederspielwert und nach ein paar Stunden hat man sie alle durchgespielt. Für einen Vollpreis Titel ist das wenig Abwechslung und ich hätte mich darüber gefreut bereits die Qualifikationsphase spielen zu können. Dann hätte auch mal Deutschland die Chance auf den Webb Ellis Cup gehabt.

 

 

Warte auf Mitspieler

Der Multiplayermodus macht auf Dauer am meisten Spaß, da man gegen menschliche Gegner immer auf neue Situationen trifft. Außerdem muss man sich beim Rugby in kürzester Zeit überlegen ob man einen weiten Abschlag macht, sich mit einem Lauf in eine bessere Position bringt oder was man mit dem nächsten Spielzug erreichen möchte. Die Spieler prallen schnell auf einander und nur mit guter Steuerungskenntnis kann man sich gegen die fünfzehn Gegenspieler durchsetzen. Das macht offline bis zu vier Spielern Spaß. Online kann man nur zu zweit gegeneinander antreten und wie lange es dafür genügend Mitspieler geben wird weiß man auch nicht. Jetzt kurz nach Release mussten wir schon einige Minuten auf einen Mitspieler warten. Es fehlt auch die Option eine ganze Weltmeisterschaft online zu spielen und so bleibt es nur bei Freundschaftsspielen.

Das soll Next-Gen sein?

Die Grafik scheint nicht ein Hauptaugenmerk der Entwickler gewesen zu sein, da es aussieht wie ein schlechtes HD-Update eines PlayStation 2 Spieles. Bei einem Sportspiel ist die Grafik nicht sehr wichtig und man sieht die Spieler durch die Kameraposition meistenteils nur von weit weg. Man hätte sich wünschen können, dass die Spieler menschlicher agieren und nicht dumm alle dem Ball hinterher rennen. Die Kamera ist gut positioniert, außer wenn es einen Einwurf von der gegenüberliegenden Seite gibt. Um einen Einwurf abzufangen muss man zur etwa gleichen Zeit wie die ballbesitzende Mannschaft die Taste für einen kurzen, mittleren oder weiten Pass drücken. Hierbei ist die Kamera dann so weit weg vom Geschehen, dass man erst viel zu spät erkennt wohin der Ball gehen soll. Es fehlt auch ein Pfeil oder ähnliches das einem anzeigt wo sich der zur Zeit gesteuerte Spieler befindet, falls er gerade nicht im Bild ist.

 

 

Authentischer Sound

Wer sich schon einmal Rugby im Fernsehen angesehen hat, wird bestimmt das Moderatorenteam von Sky Sport kennen. Miles Harrison und Stuart Barnes haben es sich nicht nehmen lassen und auch für das offizielle Spiel zur Weltmeisterschaft Kommentare aufgenommen. Greg Clark und Sean Fitzpatrick sowie das französisch sprachige Team von Eric Bayle und Philippe Sella sind echte Moderatorenteams die auch ihre Stimme dem Spiel leihen. Alle Kommentatoren schaffen es den Spieler in das Geschehen zu ziehen. Die Kommentare wiederholen sich sehr schnell, sodass man nach zwei bis drei Spielen fast alle Standartsätze gehört hat. Außerdem hätten wir uns gewünscht, dass bei der kleinen Anzahl von nur 20 Teams diese auch namentlich von den Kommentatoren erwähnt werden und man nicht von Gewinner und Verlierer spricht. Die Zuschauer sind eher ruhig und man bekommt sie nur dann dazu eine Reaktion zu zeigen wenn man einen riesigen Raumgewinn erspielt oder man einen Punktgewinn erzielt. Das Spiel ist zwar komplett in Englisch, aber auch ohne der englischen Sprache mächtig zu sein kann man sich sehr gut im Spiel zu Recht finden.

Fazit

Das Spiel hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber es wiederholte sich alles sehr schnell und nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft war meine Motivation diese nochmal zu Spielen sehr niedrig. Mehr Modi wären wünschenswert gewesen, da man nach ein paar Stunden alles im Einzelspieler durch hat. Die kleine Anzahl an lizenzierten Teams ist ein schlechter Witz und dann hat man nicht mal die Möglichkeit das Aussehen der Spieler zu ändern. Der Multiplayer macht viel Spaß, aber ob man auf Dauer dabei einen Partner findet ist schwer zu sagen. Fans von Rugby Spielen sollten abwarten bis der Preis fällt, weil dieses Spiel den vollen Preis nicht wert ist.