Birds Of Steel – Test / Review

Der Zweite Weltkrieg war schon immer eines der beliebtesten Szenarien in Videospielen. Gaijin Entertainment, die Macher von Il-2 Sturmovik, bedienen sich nun auch erneut der Thematik und lassen uns unter der Flagge von Publisher Konami hoch in die Luft abheben. Birds of Steel ist der inoffizielle Nachfolger von Birds of Prey und mit dem Nachfolger sollen alte Wehwehchen ausgemerzt und das Spiel einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Und siehe da, es kam ein richtig schickes Spiel dabei heraus. Warum, das lest ihr nun.

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Der Launch Trailer zu Birds of Steel

Das russische Entwicklerteam von Gaijin Entertainment ist kein unbeschriebenes  Blatt im Bereich der Flugspiele. Il-2 Sturmovik (Birds of Prey)  und Apache Air Assault sind zwei noch gar nicht so alte Spiele aus der Entwicklerschmiede. Beide Spiele litten an einem Grundproblem: Es gab kaum ein Publikum dafür. Zu hakelige Steuerung und zu komplizierter Einstieg waren grundsätzliche Problematiken, trotz guter Ideen und solider Umsetzung wollte der Funke in der Spielermasse nicht springen. Als wir die ersten Trailer zum nun erschienenen Birds of Steel sahen, da bekamen nicht nur wir Lust auf mehr. Aber dass Trailer nicht unbedingt die empfundene Spielerfahrung wiedergeben, dass weiß wohl jeder Zocker.

Waren wir in Birds of Prey noch über dem Europäischen Festland unterwegs, verschlägt es uns nun in Birds of Steel in den Pazifik mit seinen Inseln. In der Einzelspieler-Kampagne verschlägt es uns in insgesamt 20 Missionen zu allerlei Einsätzen. Für Abwechslung sorgt das Feature, dass man sowohl aus Sicht der USA, als auch aus Japan spielen darf. Innerhalb dieser Kampagne begegnen uns einige bekannte Beispiele aus anderen Videospielen. Die Schlacht um Midway ist ebenso mit von der Partie wie das wohl bekannteste Manöver in diesem Konflikt, der Angriff auf Pearl Harbor. Inhaltlich bekommen wir gewohnte und genretypische Kost serviert. Dogfights, Geleitschutz und Bombardement sind Beispiele dafür, was uns im Solo-Modus alles erwartet.

Nach und nach schalten wir mit jeder Mission auch neue Flugzeuge frei, so dass wir am Ende bei einem stattlichen Pool von ca. 100 Fliegern landen. Als kleiner Seitenhieb zu Gran Turismo 5 sei hier gesagt, dass jedes Flugzeug in der Cockpit-Ansicht eigens gestaltet wurde –  vorbildliche Arbeit! Daneben gibt es noch die Außenansicht und die Innenansicht ohne Instrumente. Als Tutorial eingangs bekommen wir in der Flugschule wichtige Grundlagen erklärt und sitzen das erste Mal selbst am Knüppel.

Anpassbarer Schwierigkeitsgrad

Beim Start wählen wir einen der drei Schweregrade: Einfach, Realistisch und Simulation. Grundsätzlich lässt sich vorweg sagen, dass jeder Grad auch seinen Namen verdient hat. Auf Einfach spielen bevorzugt Neulinge und Einsteiger. Dennoch stellten wir fest, dass auch der vermeintlich leichteste Schweregrad schon ein ordentliches Maß an Herausforderung bietet. Nach etwas Einspielzeit stellen Gegner aber meist in Rudeln nur noch eine wirkliche Bedrohung dar und um die Munition brauchen wir uns eh nicht sorgen. Wer gerne Arcadespiele bevorzugt, der sollte diesen Modus wählen, da hier auch Features wie Trudeln und Abreißen nur stark abgeschwächt vorkommen.

Etwas anders spielt es sich auf Realistisch. Was heißt anders – es ist in der Tat einfach schon wesentlich realistischer. Starts und Landungen werden zur kleinen Nervenprobe, wenn dann auch noch die Temperatur des Öls in die Höhe schnellt, dann läuten bei uns die Alarmglocken. Kehrtwenden sollte man mit Vorsicht genießen und bei den berüchtigten Sturzflügen kommt es schon einmal vor, dass es unsere Flügel zerreißt und wir mit Volldampf in den Pazifik stürzen.

Tja und dann gibt es eben noch eine Schippe mehr, wenn wir auf Simulation spielen. Wer mit Flugsimulatoren keinerlei Erfahrung hat, der sollte entweder ein strapazierfähiges Nervenkostüm haben oder sich lieber mit einem anderen Schwierigkeitsgrad beschäftigen. Eine waschechte Simulation auf eine Konsole zu bringen ist eigentlich mit den begrenzten Mitteln gar nicht möglich, Birds of Steel schafft es trotzdem. Und so gibt es also nichts, was es nicht gibt: Kleine Geschwindigkeitsunterschiede führen zum Misserfolg (spätestens bei einer Landung auf dem Flugzeugträger), bei zu großer Beschleunigung erleiden wir den fiesen Tunnelblick, zu geringe Flugwinkel führen zum Strömungsabriss und das Schadensmodell lässt unsere Flugzeug wie aus Papier erscheinen, zumindest verglichen mit dem Einfachen Schweregrad.

In einem Punkt sind sich aber alle Grade einig: Die Flugphysik ist hervorragend!

Schützenfest im Himmel

Wer sie Solo-Kampagne vollendet hat, der steigt anschließend in über 30 Einzelmissionen erneut in seinen Flieger. Hier darf man wählen, ob man lieber eine Luftschlacht schlagen oder doch lieber ein Bodenziel bombardieren möchte. Daneben gibt es zig Einstellmöglichkeiten wie Wetter, Tageszeit und Zeitpunkt.

Im Multiplayer dürfen wir mit bis zu 16 Spielern online gegen- oder miteinander fighten. Dabei wird das Szenario im Vorfeld festgelegt, auch hier steigen wir je nach Einsatzziel also in einen Jäger oder Bomber und stürzen uns auf das Ziel. Der Multiplayer weiß zu fesseln, denn nur wer sein Flugzeug richtig beherrscht, der wird auch mit Erfolg gekrönt. Wo andere Flugsims mit Arcade-Action locken, setzt Birds of Steel auf Realismus und so geht nur der als Sieger aus einem Dogfight hervor, der seine Maschine besser im Griff hat. Wer fleißig im Vorfeld mit den Fliegern geübt hat und seinen persönlichen Favoriten gefunden hat, der kann im Multiplayer punkten. So sollte man es auch handhaben, denn jede Maschine fliegt sich etwas anders und nur wer „warm“ mit seiner Kiste ist, der schafft waghalsige Wendemanöver raus aus dem feindlichen MG-Feuer.

Grafisch bemängeln wir zunächst das, was man fast schon immer bei Flugsims bemängeln muss: Die Bodentexturen wirken im Tiefflug matschig und pixellastig. Daneben gibt es aber nichts an Birds of Steel auszusetzen. Alle Flugzeuge sind mit Liebe zum Detail gestaltet, die Cockpitansichten sind eine Wucht und das Schadensmodell herausragend. Am Ende eines Einsatzes sehen wir unserer Maschine Einschusslöcher und Ölflecken an, das sieht schick und realistisch aus. Ein Augenschmaus ist es, in der Cockpit-Ansicht durch feindliches Flakfeuer zu düsen, die Grafik lässt unser Adrenalin in die Höhe steigen.

Und auch der Sound kann überzeugen. Nicht nur optisch, auch akustisch bekam jeder Flieger seinen eigenen Anstrich verpasst. Die Motorengeräusche sind eine Wonne, die Waffen klingen satt und wuchtig, als säße man direkt daneben.

Wem diese ganzen Lobeshymnen noch nicht reichen sollten: Birds of Steel wurde vom Start weg als Budget-Titel verkauft, so dass der UVP nur bei 39,99€ liegt. Ein vorbildliches Preis-Leistung-Verhältnis!