Interview mit Uwe Boll – oder ein Blick hinter die Kulissen

Wo wir gerade bei Videospielverfilmungen sind, wie läuft das eigentlich alles ab? Bekommst Du einfach das Drehbuch zugeschickt und dann heißt es: “Mach’ mal!” oder hast Du die Spiele gespielt und gesagt: “Das will ich mal verfilmen.”?

Es fing an mit House of the Dead, als die Firma Mindfire mir das Drehbuch zugeschickt hat, die hatten schon die Rechte von Sega. Die habe erstmal nur nach einem Regisseur und Co-Produzenten gesucht. Da sind wir dann Handelseinig geworden und so kam es dazu. Als der Film dann finanziell erfolgreich war, habe ich mir gedacht: “Na gut, jetzt guck doch ‘mal welche Games vielleicht ich interessant finde.”. Dann habe ich auch ganz konkret Ausschau gehalten, nach Properties. Also nach dem Motto: Was kann man da machen. Alone in the Dark kam dann auch über jemanden Dritten zu mir. Da haben wir auch verschiedenen Drehbücher gehabt und ich habe mich noch mit Atari getroffen, die gerade in der Gameentwicklung zu Alone in the Dark 4 waren. So kam es zu Alone in the Dark.
Die Firma Crytek, die in Frankfurt sitzt, haben mich dann mit Far Cry kontaktiert. Noch bevor Far Cry eingentlich überhaupt erschien und ein riesen Hit wurde, habe ich dann die Rechte zu Far Cry gekauft.
Also es war dann eben auch ein Mix.
Der Postal-Fanclub hatte mich kontaktiert, das Game kannte ich gar nicht, so kam es zum Postal-Film. Ich habe dann mit Vincent Desi von Running with Scissors Kontakt aufgenommen und bin mit denen handelseinig geworden. Also es war manchmal Zufall.
Zum Beispiel Hitman oder Silent Hill, also Games, die ich super fand, habe ich versucht zu kaufen, hat aber nicht geklappt. Ich hatte von Eidos Fear Effect gekauft, damit die mir auch Hitman verkaufen. Aber da haben die Hitman an Vin Diesel weiterverkauft und der Film wurde nie gemacht. Der ist dann hinterher nach Frankreich verkauft worden.
Das sind dann viele Sachen, die im Hintergrund passiert sind, die oft nicht zu Filmen geführt haben.

Aber Du hast keine Spiele der Filme gespielt, oder?

Doch! Sobald ich die Spiele dann dementsprechend hatte oder approached bekommen hatte, also dass die Leute dann sagten: “Hier, spiel ‘mal Postal.”. Dann habe ich eben auch Postal gespielt. Ich bin nur nicht der geniale Gamer, der es schafft jedes Spiel bis zum Schluss durchzuspielen. Also der Sohn von meinem Bruder ist ein Profigamer, der geht auch zu LAN-Parties usw. Dem kann ich dann zugucken, wie der dann das komplett durchspielt. Der hat auch das neue Crysis bei Crytek, er hat da ein Praktikum gemacht. Er war der Einzige, der in der Lage war das ganze Game durchzuspielen. Aber ich habe aber auch nicht die Zeit Nächte lang durchzuzocken.  

Nochmal kurz zu dem Film Far Cry: glaubst Du, dass der Film erfolgreicher wäre, wenn Du für die Hauptrolle nicht Til Schweiger, sondern Christian Slater genommen hättest?

Ja, gut, im nachhinein ja!
Ich hatte damals die Idee, dass man den Film erst in Deutschland groß aufzieht, weil das Game auch aus Deutschland kam. Und mit Til Schweiger, als den größten deutschen Star habe ich eben gedacht, dass das ganze dann eben richtig filegt. Aber er hat nur 80 000 Tickets in Deutschland verkauft und das hat dem internationalen Verkauf geschadet. Denn die ganzen anderen Länder dann gesagt haben: “Wenn der Film in Deutschland schon nicht richtig Geld verdient, wieso sollten wir den überhaupt noch ins Kino bringen?”. Dann ist er eben in vielen Ländern nur auf DVD erschienen. Das war dann finanziell natürlich eine Katastrophe. Wenn man jetzt einen Schauspieler gehabt hätte, wie Christian Slater, der sowieso schon weltweit bekannt gewesen ist, dann wäre der Film finanziell natürlich viel erfolgreicher, wenn er oder Jason Statham die Hauptrolle gespielt hätten.