Happy Birthday, Tetris!

Tetris Cover, NA-Version

 

 

 

 

 

 
 

Tetris.

Ein Spiel, so simpel und einfach konstruiert, aber mit einem gewaltigen Suchtpotential.
Viele denken ja, dass Tetris zum ersten Mal auf dem Nintendo Gameboy in Erscheinung getreten ist; nur um mit erstauntem Blick zu erfahren, dass dieses Spiel noch ein wenig älter ist als vermutet.

Und es ist wahr:
Vor 30 Jahren nämlich, am 06. Juni 1984, erblickte das Spiel an der Akademie der Wissenschaften der Sowjetrepublik das Licht der Welt.
Der Erfinder Alexey Pajitnov, der in den 1980ern als Forscher an eben jener Akademie arbeitete, zeichnete für das Spiel verantwortlich.

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
Alexey Pajitnov, der Vater von Tetris
Quelle: Wikipedia.org

Die Akademie bekam nämlich ständig die neueste Hardware; und mit der „Entschuldigung“, dass deren Leistungsfähigkeit geprüft werden müsse, konnte er seinem Hobby, der Programmierung von Spielen, nachgehen.
Gleichzeitig fasziniert von „Pentominos“ – Puzzles, deren Teile aus fünf Quadraten bestehen – wollte er diese zu einem Computerspiel machen.
Das Problem war aber, dass es bei Pentominos zwölf unterschiedliche Kombinationen gibt, deren Simulation innerhalb eines Programmes zu komplex gewesen wäre.
Also entschied sich Pajitnov für die abgespeckte Variante der „Tetrominos“, die aus vier Quadraten und sieben möglichen Kombinationen bestehen.
Der gewählte Name des hierbei herausgekommenen Spiels, Tetris, war also beinahe nur noch Formsache.
Die Entwicklung des Spieles benötigte, laut Pajitnovs eigener Aussage, nur etwa 3 Wochen.
Manch anderes Game wäre an so einer kurzen Programmierzeit wohl direkt in der Tonne der Händler gelandet; man denke nur an das epische Scheitern von Atari’s ET – The Extraterrestrial im Jahr davor, deren urbane Legende um die 14 Lastwagen auf einer Mülldeponie sich vor kurzem als wahr herausstellte. Dieses wurde sogar in 5 Wochen programmiert.
Aber Pajitnovs Schöpfung schien ein gewaltiges Suchtpotential zu besitzen, und so waren er und seine Kollegen ununterbrochen am Tetris spielen.
Wie das Leben nunmal so spielt und wie wir heute alle wissen, lassen sich Informationen jedweder Art, zu der auch Quellcodes und Programme gehören, schwer verbergen oder begraben. Wenn man dann noch einen potentiellen Hit in der Urlaubstasche hat, liegt die Gelegenheit ja günstig, mal mit dem Spiel Urlaub zu machen, nicht wahr?
So fand das Spiel dann seinen Weg nach Ungarn.

Those Russians…

In Ungarn, genauer in Budapest, wurde nun Robert Stein von Andromeda Software auf Tetris aufmerksam.
Er bemerkte sofort das Potential dieses Spieles und handelte formlos die Übernahme der Rechte aus; die Firmen Mirrorsoft und Spectrum HoloByte, Inc. sollten sich um die Vermarktung kümmern.
Als der Verkauf ihrer Tetris-Version bereits lief, bekam Stein eine Nachricht der russischen Staatsfirma Elektronorgtechnica (ELORG).
Diese besagte, dass Stein die erforderlichen Rechte für Tetris nie erhalten hätte.
Nach zähen Verhandlungen gelang es Stein, immerhin die PC-Rechte herauszuhandeln.
Alexey Pajitnov hingegen war bei den Verhandlungen nicht anwesend; als Angestellter des Staates und der Tatsache, dass er das Spiel an seinem Arbeitsplatz entwickelt hatte, wurde er hier vollkommen übergangen.
Als kleines „Trostpflaster“ bekam er allerdings einen neuen Computer geschenkt; hierüber war er damals ganz froh, da er eine sehr lange Zeit für so ein Gerät hätte arbeiten müssen.
Die Rechte für den PC waren vergeben, das Spiel begann seinen Siegeszug um die Welt.
Und beim Thema „Sieg“ denken große Unternehmen der IT-und Videogame-Branche normalerweise an eine Killer-Applikation; einen Systemseller; einfach etwas, mit dem man förmlich Geld drucken kann.
Und Tetris sollte sich insbesondere für ein Unternehmen als wahre Gelddruckmaschine erweisen.

Konnichiwa, Roshia!

Der Unternehmer Henk Rogers, der zu der Zeit schon jahrelang in Japan gelebt hat und auch im Umgang mit Japanern geübt war, bekam das Spiel Tetris zum ersten Mal 1988 auf einer CES in Las Vegas zu sehen.
Zu der Zeit wurde das Spiel bereits in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Lizenzen verbreitet, in Unklarheit um die Originallizenz.

Henk Rogers
Henk Rogers
Quelle: Wikipedia.org

Die Gerüchte sagen, dass Henk Rogers anschließend auf eigene Faust nach Moskau gereist ist; hier war ELORG allerdings gierig und wollte sich erstmal Bedenkzeit nehmen.
In einem Interview mit der Website about.com wird Rogers folgendermaßen zitiert:
[quote]

„I spoke English, I didn’t speak Russian, so I went in (ELORG) and said I want to talk to somebody about a computer game called Tetris, and that was like stirring up an ant’s nest…I figured that probably on a moments notice they wouldn’t have the people I wanted to speak to in the ministry…so I said I would like to have a meeting…and I made it tomorrow, giving them sort of 24 hours to gather the proper people.

They (ELORG) had too much over expectations. They expect kind of billions and billions of dollars out of it. They wasn’t realistic at all and they think, so many people coming and if so much advertisement is around, it must be like car industry and be trillions of dollars.“


Henk Rogers im Jahre 2009; Quelle: about.com[/quote] Anschließend soll Rogers bei Nintendo of America-Präsident Minoru Arakawa vorstellig gewesen sein, um ihn davon zu überzeugen, anstatt ein Mario-Game eine Tetris-Cartridge zum demnächst erscheinenden Gameboy mitzuliefern.
[quote]

Henk: Mr. Arakawa, I think that Tetris is the perfect game for you to bundle with Game Boy because the screen is perfect for this game and this game is the most addictive game I’ve ever seen anywhere.

Arakawa: Why shouldn’t I just pack-in Mario?

Henk: Well you could, but if you pack-in Mario, Game Boy will sell to little boys and it will be a good hit, but if you pack-in Tetris you have the opportunity to sell this game machine to everybody and have it become a huge hit. So that chaise is yours.


Henk Rogers im Jahre 2009; Quelle: about.com[/quote]

Der Präsident von Nintendo of America (NOA), Minoru Arakawa, wollte nun Tetris um jeden Preis als Launchtitel für den in den Startlöchern stehenden Nintendo Gameboy.

Das Spielprinzip

Natürlich müsste man in einem Artikel jetzt auch das Spiel selbst behandeln, aber das Spielprinzip war einfach superleicht zu erlernen und bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung; man muss einfach die Behauptung aufstellen, dass einfach JEDER Gamer, ob jung oder alt, schon einmal von Tetris gehört oder es gar selbst gespielt hat.
Für die, die sich die letzten 30 Jahre in einem Bunker versteckt gehalten haben aus Angst, dass die Sowjetunion doch noch ihre Atom- und Wasserstoffbomben zündet, hier die Kurzfassung:
[quote]Man hat sieben verschiedene Steine;
diese bewegen sich von oben nach unten;
man kann die Steine drehen (sogar das Quadrat, wenn man denn will);
und muss diese in Reihen setzen, damit sich die einzelnen Quadrate der Steine auflösen.


Einfache Erklärung des Autors für Leute, die noch nie etwas von Tetris gehört haben.[/quote] Klingt supereinfach; ist es eigentlich auch.

7 Steine, unendlicher Spielspaß
7 Steine, unendlicher Spielspaß

Die Schwierigkeit ist begründet durch die Tatsache, dass man nicht immer die passenden Steine bekommt und dass sich die Spielgeschwindigkeit kontinuierlich erhöht, so dass man manchmal ganz schön ins Schwitzen kommt.
Und genau dieses einfache Spielprinzip verhalf Tetris zu seinem Erfolg.
Keine langen Erklärungen oder Intros, die man heute selbst bei Puzzlespielen bekommt.
Einfach anschalten und loslegen.

Der Startbildschirm von Tetris
Der Startbildschirm von Tetris, GB-Version

From Russia with love…

Der Erfolg, der sich beim Release des Gameboys im Jahre 1989 nun einstellen sollte, übertraf sämtliche Erwartungen.
Und die Geschichte zeigt, dass Rogers und Arakawa hier auf das richtige Pferd gesetzt hatten.
Überall sah man Ende der 80er und Anfang der 90er Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene mit Gameboys; und da Tetris als PackIn automatisch mit dabei war, war dieses Spiel nicht selten das Erste, welches man direkt in den Cartridge-Slots des Gameboys geschoben hatte.
Auch die Möglichkeit, das Spiel mit dem Gamelink-Kabel des Gameboys zu zweit zu spielen, war sehr innovativ und fesselnd; nicht selten sah man Kinder in Bussen, Zügen und Autos friedlich nebeneinander sitzen; beim gleichzeitigen Tetrisspielen.
Gleichzeitig mit der Lizenz der Gameboy-Version erwarb Nintendo die komplette Lizenzierung von Tetris-Modulen auf Heimkonsolen und drängte so die Konkurrenz, allen voran Atari, die selbst anhand der PC-Lizenz (welche nur für die PC-Versionen galt) gerne Tantiemen von Nintendo bekommen hätten, aus dem Markt.

Ein weiterer Knaller der Gameboy-Version, und sicherlich ein weiterer Grund für den Erfolg von Tetris war auch die Musik;
Type A (aka. Korobeiniki) kann wohl heute noch jeder Gamer nachpfeifen. Und auch wenn sich das Lied immer und immer wiederholte; man bekam einfach nicht genug davon.

Tetris-Runde, recht am Anfang; der schwierige Teil kommt erst noch ;)
Tetris-Runde, recht am Anfang; der schwierige Teil kommt erst noch 😉 , GB-Version

…or was it fun?

Schon zu Release-Zeiten auf dem Gameboy gab es unzählige Klone von Tetris; zwar ohne Type A, aber mit dem selben, simplen Spielprinzip.
Diese gab es in jedem besseren Kaufhaus zu kaufen und waren oftmals billiger als ein Gameboy.
Das Original allerdings blieb unerreicht; und die Wahl zwischen einem Spiel oder mehreren, wechselbaren Spielen war natürlich schnell getroffen, was sich auch in den Verkaufszahlen niederschlug:
Mit satten 35 Millionen verkauften Modulen wurde Tetris zu der Zeit ein absoluter Hit; und Rogers wurde mehrfacher Millionär, da er für jedes verkaufte Modul 1 US-Dollar erhielt.
Wichtiger als das durch Tetris verdiente Geld wird ihm aber wohl die tiefe Freundschaft zu Tetris-Entwickler Alexey Pajitnov sein; zwischen beiden Männern entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Bindung, die auf geschäftlicher wie privater Ebene perfekt miteinander harmonierte.
Mit Pajitnov gründete er im Jahre 1996 The Tetris Company; die sich heute um die Vermarktung und die weltweiten Rechte von Tetris kümmert. Gemeinsam mit dem weiter oben bereits erwähnten Minoru Arakawa gründeten sie im Jahre 2006 dann noch die Firma Tetris Online, Inc., die u.a. verschiedene Varianten von Tetris, aber auch Facebook-Spiele ohne Tetris-Basis entwickelt hat.
Pajitnov, der in den 80ern von der Sowjetregierung immer wieder auf billige Art und Weise abgespeist wurde, hat also recht spät Profit durch seine Erfindung eingefahren; aber durch die heutigen Möglichkeiten und der Tatsache, dass Tetris mittlerweile auch auf Smartphones und allen möglichen anderen, tragbaren Geräten zu erwerben ist, dürften sich auch seine Finanzen mittlerweile in besseren Regionen bewegen.

Folglich haben am Ende doch noch alle gewonnen;
die Gamer bekamen ein wunderbares, zeitloses Spiel;
Alexey Pajitnov den verdienten Ruhm für ein Weltklasse-Spiel;
Nintendo hat den Handheld-Markt erobert und nie wieder hergegeben;
und die Sowjetunion ist wenige Jahre nach Release untergangen.
Ok, haben wohl doch nicht alle gewonnen.

However…HAPPY 30th BIRTHDAY, TETRIS!

Fazit

SaHKu1992 bekam ich meinen ersten Gameboy, und das erste Modul, welches ich schon im Kaufhaus gezockt hatte, war natürlich Tetris. Meine Mutter hat sich damals dann aus Neid (nehm ich mal an) einen dieser Tetris-Klone gekauft, und auch wenn ich mal damit gespielt hatte: der Gameboy war einfach formschöner, eleganter und vor allem: es war mein Gameboy.
Das Ding hat mich als Kind überall hin begleitet; sei es in den Urlaub; auf Familienfeiern; mal in die Schule; oder auch ganz, ganz häufig als Zeitvertreib während einer längeren Sitzung auf der Toilette ^^
Und auch wenn ich eine (für damalige Zeiten) recht umfangreiche Spielesammlung besaß, die ich immer in meinem Köfferchen mit mir trug; Tetris war für mich einfach „THE Game“.
Auch heute noch, mehr als 20 Jahre danach, spiele ich dieses Spiel wahnsinnig gerne. Natürlich gibt es mittlerweile Tetris in 3D, Tetris World, Klon-Tetris hier, ein Flash-Tetris da, Tetris auf dem Smartphone; aber in meinen Augen bleibt die Gameboy-Version die beste verfügbare Variante, um mal wieder Stunden verstreichen zu lassen.